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120 - Sterben in Berlin

120 - Sterben in Berlin

Titel: 120 - Sterben in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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den starken Armen des Mannes, den sie liebte. Seine Küsse schmeckten wie reife Brabeelen und Bienennektar. Sie zerwühlte sein blondes Haar, saugte sich an seinen Lippen fest. Sie vergaßen die Zeit, sie vergaßen den Gang und die Türen, sie vergaßen sich selbst. Erst als Miouu ihren Namen rufen hörte, löste sie sich aus seinen Umarmungen.
    »Miouu! Wo bist du?!«
    »Wie gern würde mein Herz mit dir gehen«, flüsterte sie.
    »Aber die Königin ruft…«
    »Ich könnte heute Nacht…« Er streckte die Arme nach ihr aus.
    Rückwärts tänzelte sie der Tür entgegen, hinter der die Königin nach ihr rief. »Morgen. Morgen Nacht. Lass uns morgen darüber sprechen…« Und schon verschwand sie in den königlichen Gemächern.
    Seufzend machte sich Arnau auf den Weg aus dem Palast.
    Am Ausgang grüßten die Wachen ihn respektvoll. Es war schon dunkel, die ersten Sterne funkelten am Himmel. Die breite Straße hinunter schlenderte er zum Hause des Verräters.
    Die Königin hatte es ihm überlassen. Was für ein Glück war ihm in Beelinn begegnet: Die Königin vertraute ihm, die schöne Miouu liebte ihn, die Leute achteten ihn, und er wohnte in einem feinen Haus mit einem prachtvollen Garten.
    Am Osttor gab es einen Menschenauflauf. Arnau hörte das Flügelschwirren von Fluginsekten. Wahrscheinlich war irgendeine Jagdexpedition in die Siedlung zurückgekehrt.
    Er betrat den Kiesweg, lief durch den Garten, trat ins Haus und stieg die Treppe hinauf. Im Schlafzimmer entzündete er die Öllampen links und rechts des Spiegels, danach zog er die Vorhänge zu. Er ging zurück zum Spiegel. Johaans Prachtschwert steckte wieder in seiner Scheide.
    Der blonde Mann betrachtete sein Spiegelbild. Es lächelte ihm entgegen.
    Morgen Nacht…
    »Morgen Nacht bist du mein, schöne Miouu!« Ja, das Glück hatte sich mit ihm verbündet. So nannten sie es doch, wenn einem alles gelang: Glück.
    Schönes Wort eigentlich. Auf Daa’mur nannte man es einst Schaa’al’uut. Ein noch schöneres Wort. Sein Haar färbte sich dunkel und wuchs, seine Haut glänzte silbrig und schien sich zu straffen. Aber nicht lang, denn seine Gestalt schrumpfte, wurde kleiner, schmaler, zierlicher und bildete gleichzeitig zwei Brüste aus.
    »Und bald bist du Erster Königlicher Berater.«
    Glück.
    Schaa’al’uut.
    Das Haar hing ihm jetzt lang und blauschwarz auf die Schulter hinab. Was für ein glücklicher Gedanke, die böse Naura sterben zu lassen. Naura lachte laut. Ja, böse nannten es die Primärrassenvertreter, strategisch fehlerfrei zu handeln wie Naura.
    »Böse« – hatten sie auf Daa’mur dafür überhaupt ein Wort gehabt? Das vertraute Wort stree’gai’lun fiel ihr ein.
    Stree’gai’lun nannte man einen Daa’muren, der alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel wirksam ausschöpfte, um an sein Ziel zu gelangen.
    Das Meisterstück – so würden die Primärrassenvertreter das vermutlich nennen – das Meisterstück an stree’gai’lun war es gewesen, Edelgaars körperliche Identität zu zerstören, sie in Nauras Wäsche aus der Hochhausruine zu werfen und einen weiteren Primärrassenvertreter namens Arnau zu erschaffen.
    Naura schlüpfte aus den zu weiten Männerkleidern. Nackt drehte sie sich um sich selbst und genoss ihren schönen bleichen Körper. Feine silbrige Schuppen bildeten sich. Zuerst am Rücken, dann an den Extremitäten, zuletzt im Gesicht. Sie ging zum Bett. Höchste Zeit, die bevorstehende Einnahme Beelinns zu melden. Höchste Zeit, dem Sol mitzuteilen, dass Mefju’drex’ Tochter so gut wie in daa’murischer Hand war.
    Und ihm zu melden, dass sich schon der Virus im Hirn der angeblich unsterblichen Leibwächterin der Königin vermehrte.
    Jetzt, in diesen Augenblicken nistete er sich in Miouus Kortex ein. Wie heiß sie küssen konnte! Und morgen würde sie ihr ganz und endgültig gehören.
    Nauras Brüste schrumpften, ihr Kopf nahm die Form eines Echsenschädels an. Während sie ihren Stirnreif unter der Matratze hervorholte, dachte sie daran, am nächsten Tag nach Pottsdam zu reisen, um ihre Marionetten dort über die Veränderungen zu informieren.
    Marionetten… auch so ein menschlicher Ausdruck.
    Die Daa’murin setzte den Stirnreif auf. Sie schloss die Augen.
    Est’sil’aunaara ruft den Sol…
    Jemand klopfte unten an der Tür. Est’sil’aunaara nahm den Stirnreif ab und schob ihn unter die Matratze. »Wer ist da?«, rief sie mit Arnaus Stimme.
    »Sergant Maakus!«, tönte es aus dem dunklen Garten.
    »Wichtige

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