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1206 - Das Blut der schönen Frauen

1206 - Das Blut der schönen Frauen

Titel: 1206 - Das Blut der schönen Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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kein Fluchtweg mehr für sie. Den Griff hielt sie schon umklammert, als die drei Riemen gegen ihren nackten Rücken klatschten und ihre zerstörerische Kraft abgaben.
    Irre Schreie jagten durch die Küche. Die Haut platzte auf, als wären scharfe Meißel von oben nach, unten daran entlanggefahren.
    Der Kopf zuckte dabei vor und zurück. Er prallte auch gegen die Scheibe, die beim dritten Auftreffen zerbrach.
    Der Kopf fiel in die Splitter und blieb an einem hochstehenden stecken. Ich stand neben Suko.
    Einzugreifen brauchte ich nicht mehr, denn die nackte Frau begann zu verfaulen.
    Nicht nur die Stellen, wo die drei Riemen getroffen hatten, sahen dunkel und faulig aus, die Zersetzung hatte den gesamten Körper gepackt und pflanzte sich bis zum Kopf hin fort.
    Wir sahen nur den Nacken. Auch dort wurde die Haut plötzlich dunkel und weich. Sie rollte sich zusammen. Aus den Wunden löste sich eine stinkende dunkle Flüssigkeit. Das alte Blut der Menschen, das sie getrunken hatte.
    Mit einem heftigen Ruck befreite sich die Blutsaugerin von der Scherbe. Wir hörten sie noch zerklirren, dann drehte sich der Körper schwerfällig auf der Stelle herum, sodass uns jetzt ein Blick in ihr Gesicht möglich war.
    Nein, das war nicht mehr das Gesicht der Kalina. So sah kein Mensch aus. Ich wich unwillkürlich zurück, weil mich der Anblick schockierte.
    Kalina zeigte sich in ihrer zweiten oder wahren Gestalt. Es gab keinen menschlichen Kopf mehr. Auch kein menschliches Gesicht. Wir starrten in die Fratze, die wir schon mit Hilfe der Ferngläser vom Boot aus entdeckt hatten.
    Die grüne Haut, die langen Ohren, das widerliche, mit hellen Zähnen gefüllte Maul. Die Augen in den Höhlen, die jetzt wässrig wurden und wie dicker Schleim an der rissigen Haut entlang nach unten liefen.
    Die Zähne lockerten sich. Sie fielen plötzlich aus, und das gesamte schreckliche Gesicht zog sich zusammen. Da war nichts Festes mehr bei der Haut. Sie hatte sich in eine weiche und jetzt auch stinkende Masse verwandelt, über der ein leichter Rauch schwebte, der uns ätzend und auch stinkend wie Säuredampf erreichte.
    Kalina verging endgültig. Von ihr würde nichts anderes als eine schmierige Masse zurückbleiben. Trotzdem war ich nicht ganz zufrieden. Ich hätte gern mit ihr gesprochen und mehr über sie selbst erfahren. Aber man kann eben nicht alles haben.
    ***
    Wir führten Alexandra aus der Küche.
    Suko holte von oben ihr Gepäck, während ich im Flur auf die beiden wartete. Sie hatte bestimmt einen Schock bekommen, aber sie reagierte anders als die Menschen, die unter einem derartigen Einfluss standen.
    Sie musste etwas loswerden, und so erfuhr ich, was ihr widerfahren war, und ich hörte besonders gut zu, als sie von einer Frau sprach, die von Kalina einfach ins Wasser geworfen worden war.
    »Du hast es geschafft«, sagte ich zu ihr.
    »Komm jetzt, lass uns so schnell wie möglich von hier verschwinden.«
    Aus dem Rover holte ich die Autoapotheke hervor. Darin befand sich auch Pflaster, und das klebte ich über die beiden Wunden am Hals.
    Sie würden bald verheilt sein, doch die Wunden in der Seele eines Menschen heilen leider nicht so schnell…
    ENDE

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