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1206 - Das Blut der schönen Frauen

1206 - Das Blut der schönen Frauen

Titel: 1206 - Das Blut der schönen Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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    Der Captain war ein Mann in meinem Alter. Er hatte ein glatt rasiertes Gesicht, dichte Augenbrauen und trug das Haar kurz geschnitten. Die Farbe seiner Augen waren grau wie die von Felsen. Dass er auch lachen konnte, davon zeugten die zahlreichen Fältchen in seinem gebräunten Gesicht.
    »Schmeckt der Kaffee?«
    »Sicher.«
    »Ich habe gehört, dass Ihre Assistentin einen besseren kocht.«
    Ich konnte das Lachen nicht stoppen. »Hat sich das schon herumgesprochen?«
    »Was wollen Sie machen, Mr. Sinclair? Das Gute bleibt eben nicht geheim.«
    »Dann sollten Sie mich mal im Büro besuchen.«
    »Ja, wenn die Sache hier vorbei ist.«
    Damit waren wir wieder beim Thema. »Sie sind davon überzeugt, dass es sich um eine Riesenfledermaus handelt, die Sie einige Male hier am Himmel gesehen haben?«
    »Aber sicher. Es ist kein Vogel gewesen.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Wissen Sie, Mr. Sinclair, ich bin Realist. Das muss ich in meinem Job auch sein. Ich glaube nicht an Vampire. Für mich gibt es sie in der Wirklichkeit nicht. Aber ich habe auch gehört, wer Sie sind. Mit Kollegen habe ich über Sie gesprochen. Sie waren schon auf der Themse unterwegs, wenn auch nicht hier. All das, was ich eigentlich nicht akzeptiere, ist bei Ihnen eingetroffen. Damit schlagen Sie sich tagtäglich herum. Deshalb habe ich eben diese Meldung gemacht. Außerdem haben meine Leute die ungewöhnliche Erscheinung ebenfalls gesehen.« Er deutete gegen die Scheibe. »Sie schwebte wie ein großer Drachen durch die Luft. Allerdings kam sie uns nie so nahe, dass wir sie hätten einfangen können.«
    »Seien Sie froh.« Ich klopfte auf Holz. »Das hätte verdammt ins Auge gehen können. Wenn es sich bei diesem Monstrum tatsächlich um einen Vampir gehandelt hätte, wären Sie als Mensch ziemlich chancenlos gewesen. Mit normalen Kugeln hätten Sie nichts ausrichten können.«
    »Das weiß ich. Allerdings hätte ich es mit einer Leuchtpistole versucht. Nur ist die Fledermaus nie so nahe an das Boot herangekommen, dass es für einen guten Schuss gereicht hätte.«
    »Vielleicht haben wir ja heute Glück.«
    »Das hoffe ich sogar. Ich möchte nämlich nicht wie ein Trottel dastehen.«
    »Daran habe ich nie gedacht.«
    Wir standen auf der Brücke des Bootes. Der Blick auf die Themse war gut. Sie sah hier so ganz anders aus als in London. Viel breiter und auch wilder, weil die starken Wellen der Nordsee schon in das Mündungsgebiet hineinschwappten. Wir wollten noch mit dem Auslaufen warten, bis sich das Wasser wieder beruhigt hatte. Nach Regen sah es auch nicht mehr aus, denn der letzte Wind hatte den Himmel fast wolkenfrei gefegt.
    Die Sicht würde gut sein. Schon jetzt sah ich das Funkeln der fernen Sterne, aber der Mond war nicht zu sehen. Kein ideales Vampirwetter.
    Captain Taylor warf einen Blick auf sein Chronometer am linken Handgelenk. »Ich denke, dass wir in einer Viertelstunde auslaufen können. Ist das okay?«
    »Sie sind der Chef, Captain.«
    »Na ja, so sehe ich mich nicht gerade. Wollen Sie Ihrem Partner Bescheid geben?«
    »Suko wird schon kommen.« Ich hatte den Satz kaum ausgesprochen, als ich aus dem Augenwinkel einen Schatten wahrnahm. Wenig später wurde die Tür geöffnet, und mein Freund betrat die Brücke. Im Gegensatz zu mir war er ziemlich wasserfest angezogen. Über seine Jacke hatte er das Ölzeug gestreift, dessen Rücken und Arme mit Leuchtfarbe versehen war. Auf dem Material glitzerten Tropfen. Er knöpfte den wadenlangen Umhang auf.
    »Nichts«, meldete er. »Keine Fledermaus. Nicht mal ein Vogel, der durch die Nacht geflogen wäre. Heute haben selbst die Seeschwalben und Möwen Pause.«
    »Auch einen Kaffee, Inspektor?«
    »Danke, Captain, aber ich habe vorhin zwei Tassen Tee getrunken, das reicht.« Er wies auf sein vor der Brust hängendes Glas. »Das ist übrigens super. Da könnte man selbst in der Nacht zu einem Spanner werden.«
    Taylor grinste, und ich meinte: »Du musst es ja wissen.«
    »Du nicht?«
    »Ich bin aus dem Alter raus.«
    »Aha. Und ich dachte, du würdest erst jetzt hineinkommen.«
    Ich winkte ab und sah, dass der Captain Mühe hatte, ein Lachen zu unterdrücken.
    »An Land ist es auch ruhig«, meldete Suko. »Keine Schmuggler, die heimlich Boote entern, um irgendwelche Waren zu verscherbeln. Eine richtig friedliche Gegend.«
    »Das kann sich ändern«, sagte ich.
    Er schaute mich an. »Wieso? Weißt du mehr?«
    Ich trank den restlichen Kaffee. »Nein, aber wir werden gleich in

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