1207 - Ich komme aus der Hölle
Kette. Ja, ihr müsst mir glauben. Es ist die verfluchte Kette…«
»Sie hat Recht, John…«
Wir sahen sie nicht. Wir lauschten nur den hellen Klängen nach. Im Unsichtbaren bewegte sich die Kette weiter. Sie wanderte durch das Studio, und wir konnten ihren Weg genau verfolgen. Leider bot sie keinen Angriffspunkt, und so mussten wir uns weiterhin auf unser Gehör verlassen.
Die Ankunft der Kette hatte bei Saskia und Forrester starke Angstgefühle ausgelöst. Sie hatten bereits ihre Erfahrungen mit ihr machen können, und Nicks Hände fuhren hoch und umschlossen seinen Hals.
»Verdammt, Sinclair, Sie müssen was tun…«
»Bleiben Sie ruhig.«
»Das kann ich nicht. Ich will weg von hier, verflucht. Ich will flüchten und…«
»Es hat doch keinen Sinn. Darauf wartet die andere Seite nur. Sie hätten keine Chance.«
Saskia verhielt sich ruhig. Er nicht. Seine Angst würde zu einer Fehlreaktion führen, damit rechnete ich. Forrester wirkte wie ein nervöses Re nnpferd vor dem Start, das jeden Moment losgaloppieren wollte.
Etwas anderes war schneller.
Die Kette erschien, als hätte sie jemand aus dem Nichts hervorgeworfen.
Sie stand in der Luft.
Aber sie war nicht mehr normal und sah völlig anders aus, denn jedes Glied war glühend heiß geworden…
***
Sie hing wie eine feurige Schlange in der Luft. Sie brauchte keinen Halt. Unsichtbare Hände schienen das für sie übernommen zu haben, und sie hielt sich an einer sehr zentralen Stelle auf, von der sie praktisch alle Anwesenden schnell erreichten konnte. Sie würde den Platz nicht lange einnehmen, das stand für uns fest. Einer würde das erste Opfer werden.
Saskia!
Den Grund kannte wohl nur die Macht, die die Kette leitete.
Saskia hatte die Gefahr erfasst. Sie riss beide Arme in die Höhe, um die Kette abzuwehren. Schaffen würde sie das nicht, aber es gab jemand in ihrer Nähe, der schneller war.
Suko hatte die Studentin nicht grundlos zu sich geholt. Saskia bekam seine Reaktion nicht mit, sie lief einfach zu schnell ab.
Aber sie schrie auf, als sie der heftige Stoß erwischte und sie hart zur Seite schleuderte.
Sie stolperte über die eigenen Füße, fiel lang auf den Boden, aber die glühende Kette wischte über den fallenden Körper hinweg, denn sie hatte sich bereits ein neues Ziel ausgesucht.
Das war Suko!
Bis auf mich hatte wohl jeder angenommen, dass sie sich als tödliches Würgeinstrument um seinen Hals schlingen würde, aber Suko war auch jetzt schneller.
Er wusste, was er an seiner Dämonenpeitsche hatte, und riss sie blitzschnell in die Höhe. In der Handhabung dieser Waffe machte ihm niemand etwas vor. So war es auch hier. Denn in der Bewegung nach oben fächerten die drei Riemen auseina nder, und sie erwischten das Ziel, bevor sich die Kette um Sukos Hals schlingen konnte.
Gleichzeitig tauchte Suko zur Seite weg, ließ den rechten Arm allerdings ausgestreckt. Die Riemen hatten sich um die feurige Würgekette gedreht, die nicht in einem normalen Feuer glühte, sondern in dem der Hölle.
Das war mit Magie geladen, wie auch die drei Riemen, die nicht brannten.
Dafür hörten wir alle ein Zischen, als wären die glühenden Glieder mit Wasser übergossen worden. Rauch strömte in Sukos Umgebung auf. Er nebelte unsere Sicht ein.
Ein plötzlicher Stoß trieb den Rauch zur Seite, sodass wir wieder freie Sicht bekamen.
Es gab die Kette nicht mehr. Aber es gab noch Sukos Peitsche, deren Riemen unversehrt und nicht angekohlt waren, wie man hätte meinen können.
Bis auf mich waren wohl alle anderen wie vor den Kopf geschlagen. Saskia hatte sich noch nicht erhoben. Sie war bis an die Wand gekrochen.
Der erste Schritt war getan. Noch gab es Ben Fuller, und der würde nicht aufgeben. Er musste alles gesehen haben, er musste auch frustriert sein, denn er hatte auf die Kette gesetzt.
Der widerliche Geruch schwappte uns entgegen. So heftig, dass er uns beinahe den Atem raubte.
Diesmal war er der Vorbote für einen anderen. Das Gebrüll sprengte beinahe die Trommelfelle.
»Ich komme aus der Hölle!«
Und dann war er da!
***
Die grüne Fratze, die roten Glutaugen, der knochige Körper mit den verbrannten Fleischresten daran, die hässlichen Pranken, die keine Hände mehr waren, und auch das Feuer, in das seine Gestalt eingehüllt war. Es bestand aus unzähligen kleinen Flammen, die ihn vom Kopf bis zu den Füßen umgaben. Jede einzelne Flamme bewegte sich, sodass es aussah, als würden sie nicht mal eine Einheit bilden. Das fremde
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