1207 - Ich komme aus der Hölle
Gewand bewegte sich, und seine Farbe wechselte permanent. Die Flammen waren mit denen einer normalen Kerze nicht zu vergleichen. Sie erinnerten eher an die eines Gasherdes.
Blass, leicht bläulich, aber auch mit grünlichen Streifen versehen.
Ich kannte das Feuer, und Suko wusste ebenfalls Bescheid.
Beide hatten wir oft genug mit ihm Bekanntschaft gemacht.
Hier wurde uns das eröffnet, was sich über viele Jahrhunderte hinweg die Menschen immer wieder vorgestellt hatten.
In der Hölle brennt das große Feuer.
Das hier war Höllenfeuer!
Nicht mit Wasser zu löschen, auch nicht mit Schaum oder anderen Mitteln. Jeder Mensch, der mit ihm in Verbindung kam, verbrannte, wenn er nicht auf der Seite des Höllenfürsten stand. Es sei denn, er besaß eine Waffe dagegen.
So wie ich!
Ich stand unter Stress. Dementsprechend hörte sich meine Stimme an, als ich losbrüllte:
»Weg, verdammt! Haut ab!«
Es war einfach dahingesagt. Sie konnten nicht weglaufen. Ich wollte nur nicht, dass sie sich in der Nähe der verdammten Kreatur aufhielten, der ich mich näherte.
Sie tanzte auf mich zu.
Sie sah das Kreuz!
Die Augen hinter den Flammen glühten stärker als das doch etwas blasse Höllenfeuer. Ich setzte meinen Weg fort, und die Gestalt, die das Kreuz sehen musste, wich zurück.
Das gab mir Auftrieb. Ich wusste, dass sie dem Kreuz nichts entgegensetzen konnte, und dann traf mich die Überraschung trotzdem. Es gibt immer wieder etwas Neues. Das erlebte ich in den folgenden Sekunden, als sich der Flammenvorhang um die Gestalt herum veränderte.
Es war plötzlich ein Gesicht darin zu sehen. Ein Dreieck, zu dem sich kleine Flammen vor dem Körper auch zusammengezogen hatten.
Genau dieses Dreieck kannte ich sehr gut. Ich hatte es nur lange Zeit nicht mehr gesehen. Der Teufel spielte gern mit seinem Aussehen, und mit seinem dreieckigen Schädel zeigte er sich gern, um den Menschen den Beweis für ihre Fantasien zu geben.
Asmodis malte sich schwach im Feuer ab. Es begann plötzlich zu brausen. Ich glaubte, aus den Flammen eine Stimme zu hören, die sehr kalt und ohne Gefühl klang und mir zudem metallisch vorkam.
»Wir leben ja noch beide, Sinclair…«
Er lachte. Widerlich, einfach grässlich, und dann tat er etwas, weshalb ich die Menschen immer wieder warnte, sich mit der Hölle einzulassen.
Er benötigte seine Kreatur nicht mehr. Aber er wollte mir den Triumph nicht gönnen und vernichtete sie, bevor ich sie mit dem Kreuz berühren konnte.
Ben Fullers schreckliche Gestalt sprühte vor unseren Augen auf, wie glühendes Holz im Kamin, in den weitere Scheite als Nachschub hineingeworfen wurden.
Nur fing dieser Körper kein neues Feuer mehr. Der glühende Regen aus Funken, der wie ein gewaltiges Rad durch das Studio trieb, enthielt auch die restlichen Teile der Gestalt, die sich nie mehr wieder zu einer menschlichen Form zusammensetzte, sondern schließlich als kalter, grauer Ascheregen zu Boden regnete, wo er wie ein Flickenteppich liegen blieb.
Ich ließ die Hand mit dem Kreuz sinken, drehte mich zu den anderen um und nickte.
Die Szene hatte Nick Forrester und auch Saskia überrascht.
Forrester konnte nicht mehr an sich halten. Er lachte auf, und dieses Gelächter tobte wie eine irre Melodie durch das Studio.
Saskia Blake sagte nichts. Sie starrte auf die Reste und schü ttelte immer wieder den Kopf. Bestimmt hatte auch sie Fragen.
Suko und ich würden alles tun, um ihr die Antworten zu geben.
Und wir würden ihr und auch Forrester sagen, dass das Leben ab jetzt wieder einen normalen Verlauf nehmen würde.
Für Evelyn Fuller und Kate ROSS war das leider nicht mehr möglich…
ENDE
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