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1208 - In den Katakomben von Starsen

Titel: 1208 - In den Katakomben von Starsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nach wenigen Sekunden. Was hatte es zu bedeuten? Wollte der Baum sich mit ihnen verständigen?
    „Wöleböl, welche Sprachen sprechen die Blinden Eremiten?" rief er dem Meykatender zu.
    „Wer will es wissen?" antwortete Wöleböl mit klagender Stimme.
    Der Baum begann von neuem zu rascheln. Diesmal waren die Summlaute deutlicher. Ganz deutlich glaubte Salik, eine Modulation zu erkennen. Er hörte - wenn er seine Phantasie anstrengte - eine Folge stimmhafter Konsonanten.
    „Ssssbbrrrrchchchnnnn...", machte das summende Rascheln.
    „Sbrchn", wiederholte Jen Salik ungewiß. Aber dann ging es wie eine Sonne über dem Dunkel seines Unverständnisses auf. „Sprechen!" schrie er voller Begeisterung. „Hast du es gehört, Wöleböl? Er will sprechen!"
    Der Meykatender antwortete nicht. Salik bedachte, daß sein hemmungsloses Geschrei das Baumwesen womöglich erschrecken könnte.
    Er zwang sich zur Ruhe. Er ging ein wenig in die Knie, so daß er mit dem Gesicht auf derselben Höhe wie die Baumkrone war.
    „Du willst mit uns sprechen?" fragte er. „Verstehst du mich? Wie ist dein Name?"
    Die Äste vibrierten.
    „Nnnftnmmmm - Krrrzssl."
    Salik machte sich das Gehörte zurecht. Nnnnnmmmm, das war „Name". Krrrzssl? Daraus konnte er sich zimmern, was er wollte.
    „Also schön, Kerzl", sagte er. „Ich verstehe dich, einigermaßen. „Ich bin Salik und der dort drüben heißt Wöleböl. Bist du ein Blinder Eremit?"
     
    *
     
    Es war nicht das, was man eine fließende Unterhaltung hätte nennen mögen. Der Armadaslang war eine vokalreiche Sprache. Wenn sie hauptsächlich mit Konsonanten und dazwischen angedeuteten Summlauten gesprochen wurde, war sie schwer verständlich. Aber Jen Salik gab sich Mühe. Hier stand er einer ungewöhnlichen Lebensform gegenüber, die seine Wißbegierde erregte. Hier hatte er es außerdem mit einem Bewohner des Katakomben-Labyrinths zu tun, von dem er Einzelheiten über die Gefahren der gefürchteten Unterwelt zu erfahren hoffte.
    Auf Saliks letzte Frage antwortete das Baumwesen: „Ich bin nicht eigentlich ein Blinder Eremit Aber du kannst mich so nennen,"
    „Ich begreife das nicht", beklagte Salik sich. „Was soll das heißen?"
    „Du begreifst überhaupt vieles nicht", lautete Kerzls impertinente Antwort, „Zum Beispiel, daß man sich ernähren muß, wenn man leben will."
    Die Anspielung war klar.
    „Ich hätte es noch lange ohne Nahrung ausgehalten", brüstete sich Jen Salik.
    „Du wohl, aber was ist mit deinem Begleiter? Und was heißt lange? Weißt du, wie groß die Unterwelt ist?"
    „Nein", antwortete Salik rasch. „Wie groß ist sie?"
    „Wenn du im Volk der Eremiten der Erstgeborene wärest und ich der Letztgeborene", antwortete der Baum philosophisch, „dann verginge zwischen deinem Tod und meiner Geburt weniger als ein Zehntel der Zeit, die ein Wanderer mäßig raschen Schrittes brauchte, um die Unterwelt zur Gänze zu sehen."
    „Aha", machte Jen Salik, nachdem er etliche Sekunden darauf verschwendet hatte, einen Sinn in Kerzls Worten zu erkennen. „Du ergehst dich in orakelhaften Aussprüchen. Ich wollte, du könntest mir..."
    „O nein", fiel ihm Kerzl ins Wort. „Das Problem ist, daß deine Art die Dinge zu einfach sieht. Du hast keine Ahnung, wie komplex das Dasein in Wirklichkeit ist. Indem du vorgibst, mich nicht zu verstehen, versuchst du, mich auf das Niveau deiner simplistischen Denkweise herabzuziehen. Das wird dir nicht gelingen."
    „Heh!" rief Jen Salik perplex. „So etwas hatte ich nie im Sinn. Ich denke nur..."
    „Denke ruhig weiter", unterbrach ihn Kerzl. „Das Denken führt zur Weitung des Horizonts. Inzwischen sei dankbar, daß dir ein mitfühlendes Wesen eine Nahrungsquelle gewiesen hat."
    „Ich bin dankbar!" rief Jen Salik. „Mein Gott, wie bin ich dankbar."
    Aber der Baum hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. Er besaß wurzelähnliche Strünke, die er von sich schob und wieder einzog, zu Spulen ringelte und wieder aufquirlte. Es war eine für menschliche Augen höchst verwirrende, aber durchaus effiziente Art der Fortbewegung, Nach kurzer Zeit war Kerzl In der Düsternis des schmalen Ganges verschwunden.
    „Du hast ihn verjagt", quarrte Wöleböl anklagend.
    „Ich wollte es nicht", sagte Jen Salik.
    „Du wolltest es nicht Aber du hast ihn mit deinen Aussagen verwirrt, mit deinen Fragen vor Probleme gestellt. Wie sollte er..."
    „Oh, halt den Schnabel, du übergescheiter Meykatender", barst es aus Jen Salik hervor. „Gerade du hast es

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