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1210 - Todesgruß aus Aibon

1210 - Todesgruß aus Aibon

Titel: 1210 - Todesgruß aus Aibon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mieterin oder nur eine Besucherin war.
    Beides konnte möglich sein. In einem Hochhaus wie diesem kannte man seine Mitbewohner nicht unbedingt. Da wurde einund ausgezogen, ohne dass es die Mitbewohner merkten.
    Die Frau blieb plötzlich stehen, und das hatte seinen Grund.
    Ich stand recht frei, und so ha tte sie mich bemerkt. Mitten in der Bewegung hatte sie angehalten. Sie machte den Eindruck, als hätte sie etwas vergessen, um nun zurück zu wollen, weil sie den Gegenstand holen wollte.
    Als ich mich bewegte, entspannte auch sie sich wieder.
    »Guten Morgen«, sagte ich laut und deutlich, um ihr auch die letzte Scheu zu nehmen.
    »Ebenfalls, Mister. Warten Sie auf jemanden?«
    »Und Sie?«, fragte ich beim Nähergehen.
    Die Blonde hob die Schultern. »Bei mir ist es ganz einfach. Ich wohne hier und bin in die Tiefgarage gefahren, um in meinen Wagen zu steigen.«
    »Das hatte ich auch vor.«
    Sie lachte etwas spöttisch. »Und warum tun Sie es nicht?«
    »Das kann ich Ihnen sagen. Man lässt mich nicht. Jemand hat die vier Reifen meines Autos zerstochen.«
    »Nein!«, stieß sie hervor.
    »Doch.«
    Sie schwieg. Ich war nahe genug herangekommen, um sie auch in der Dunkelheit ziemlich genau betrachten zu können.
    Für eine Frau war sie recht groß, und das blonde Haar umwuchs ihren Kopf tatsächlich als eine wallende Mähne. Ihr Gesicht war glatt, was vielleicht an der leicht glänzenden Haut liegen konnte, die sie mit einer Make-up-Creme bestrichen hatte. Ein frischer Geruch wehte mir entgegen. Das Haar hatte sie aus der Stirn gekämmt, die deshalb ein wenig groß wirkte.
    Darunter malte sich die schmale Nase ab, und ein recht kleiner Mund erregte ebenfalls meine Aufmerksamkeit. Die Augenfarbe konnte ich nicht erkennen. Sie erschienen mir bei diesen Lichtverhältnissen allerdings farblos, hatten aber trotzdem einen gewissen Glanz.
    Sie streckte mir die Hand entgegen. »Ich heiße Selina Green.«
    »John Sinclair. Angenehm.«
    Ihr Händedruck war fest, das anschließende Schulterzucken deutete auf eine gewisse Ratlosigkeit hin.
    »So trifft man sich also in diesem Haus«, sagte sie.
    »Das ist typisch. Wann sind Sie denn eingezogen?«
    »Vor ein paar Tagen. Ich wohne in der achten Etage.«
    »Ich zwei über Ihnen.«
    Sie lächelte plötzlich, was ihr Gesicht weicher machte. »Dann haben wir es ja nicht weit.«
    »Wenn Sie das sagen, muss das wohl stimmen.«
    Sie kam nach einem kurzen Räuspern wieder zur Sache. »Sie haben ein Problem, Mr. Sinclair. Ich denke, dass Sie zur Arbeitsstelle müssen. Mit einem Fahrzeug, das zerstochene Reifen aufweist, ist das wohl kaum möglich.«
    »Da haben Sie Recht.«
    »Darum meine Frage. Soll ich Sie mitnehmen?«
    »Das ist super nett von Ihnen, Mrs. Green, aber nicht nötig. Ich werde jemanden bestellen, der die Reifen wechselt. Das Büro muss eben noch warten. Außerdem möchte ich dabei sein, wenn die Reifen gewechselt werden.«
    »Ja, das verstehe ich.« Sie legte den Kopf schief und lächelte.
    »Ich kann wirklich nichts für Sie tun, Mr. Sinclair?«
    »Im Moment nicht.«
    Dass sie zu den modernen jungen Frauen gehörte, erlebte ich wenig später. »Vielleicht sollten wir unsere Unterhaltung an anderer Stelle fortsetzen«, schlug sie vor. »Dort, wo es nicht so ungemütlich ist wie hier unten.«
    »Das hört sich nicht schlecht an.«
    »Wie wäre es mit einem kleinen Essen heute Abend?«
    »Immer doch. Und wo?«
    »Bei mir natürlich.«
    Damit hatte ich nicht gerechnet und war überrascht. Selina aber lächelte mich entwaffnend an, und sie schien sich wirklich auf das Essen zu freuen.
    Als sie mein Zögern bemerkte, sagte sie: »Mr. Sinclair, Sie brauchen keine Angst zu haben, ich bin eine recht gute Köchin. Wenn Sie wollen, können Sie Ihre Frau oder Partnerin gern mitbringen. Ich habe nichts dagegen.«
    »Nein, nein, ich lebe allein.«
    »Um so besser.« Wieder streckte sie mir die Hand entgegen.
    »Dann bis heute Abend. Sagen wir um neunzehn Uhr?«
    »Einverstanden.«
    »Gut, ich freue mich.«
    Sie winkte mir noch kurz zu und ging zu ihrem Auto. Es stand weiter entfernt, und so konnte ich sie mit meinem Blick verfolgen. Selina Green schien wirklich eine Power-Frau zu sein, das war ihrem Gehabe anzusehen. Sie wusste, was sie wollte, und sie näherte sich diesem Ziel mit aller Macht.
    Ich schüttelte den Kopf. Das Leben steckte wirklich voller Überraschungen. Erst die zerstochenen Reifen, der plötzliche Ärger, dann das Erscheinen der neuen Mieterin, die mich zu sich in

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