1210 - Todesgruß aus Aibon
schließen. Wenn du willst, kannst du mit der Subway fahren und im Büro; schon mal die Stellung halten. Ich komme dann später.«
Shao, die locker an der Flurwand lehnte, meinte: »Ich finde Johns Vorschlag gut.«
»Hast du ihn im Ernst so gemeint?«
»Ja, habe ich, Suko.«
»Okay, dann nehme ich die Bahn.«
»Super. Du kannst Glenda und Sir James beruhigen. Ich werde irgendwann schon eintrudeln. Aber ich brauche den Rover nun mal. Daran gibt es nichts zu rütteln.«
Wir beließen es bei dieser Abmachung. Suko verabschiedete sich von Shao mit einem KUSS. Ich winkte der hübschen Chinesin kurz zu, dann gingen Suko und ich zum Lift, der uns in die Tiefe transportieren sollte.
Ich wollte in die Tiefgarage, während Suko im Erdgeschoss ausstieg. In einer Schauerpause würde er die U-Bahn schnell erreichen, da war ich mir sicher.
Ein Mitbewohner fuhr ebenfalls mit. Ein älterer Mann, der ziemlich grau aussah und ständig zu Boden schaute, während er seine verschnupfte Nase hochzog. Uns hatte er erst gar nicht begrüßt. An einem derartigen Morgen war die Laune der Menschen eben nicht die beste.
»Bis später dann«, sagte mein Freund, als er den Lift verließ.
Der Verschnupfte war schon vor ihm gegangen und eilte gebückt durch die Halle dem Ausgang entgegen.
Allein fuhr ich den Rest.
Meine Gedanken beschäftigten sich noch mit dem letzten Fall. Erst als ich die Kabine verließ, nahm ich meine neue Umgebung wieder auf. In einer Tiefgarage riecht es nie frisch, doch an diesem Morgen kam mir die Luft besonders mies vor.
Sie schien von allen Seiten zu drücken und sich gegen mich zu pressen. Was ich einatmete, war bestimmt nicht gesund. Selbst die Lüftung kämpfte vergebens gegen den Mief an.
Im Hintergrund sah ich zwei Schatten auf die Ausfahrt zufahren. Sie schoben den hellen Glanz von Scheinwerferlichtern vor sich her und waren sehr bald verschwunden.
Der Rover und der BMW, der Suko gehörte, parkten nicht weit vom Zugang entfernt. Praktisch in der Ecke, in die eigentlich nie besonders viel Licht fielt, auch wenn der größte Teil der Beleuchtung eingeschaltet war.
Der BMW und der Rover parkten nebeneinander. Ich hatte schon den Schlüssel hervorgeholt, und meine Gedanken beschäftigten sich noch immer mit der vor mir liegenden Fahrt, sodass mir die Veränderung erst auffiel, als ich neben dem Rover stand.
Da stimmte etwas nicht.
Okay, der Wagen parkte noch an der gleichen Stelle, aber etwas war anders geworden. Seine Haltung vielleicht? War er zusammengesackt und hatte sich dabei nach links gedrückt?
Ich wollte es genau wissen, bückte mich an der rechten Fahrerseite und sah im nächsten Moment die Bescherung.
An dieser Seite waren der vordere und der hintere Reifen durchstochen!
***
Die Flüche, die mir über die Lippen drangen, möchte ich nicht alle aufzählen. Es dauerte fast eine halbe Minute, bis ich mich bückte und mich näher mit den zerstörten Reifen beschäftigte.
Beim ersten Hinschauen hatte ich gedacht, dass sie durchstochen worden waren.
Das traf nicht zu.
Es hatte sich niemand mit einem Messer daran zu schaffen gemacht.
Und wenn, dann musste er die Klinge dicht nebeneinander in den Reifen hineingehackt haben, was auch nicht die feine Art war. Um mehr Licht zu bekommen, holte ich meine kleine Leuchte aus der Tasche und strahlte die Reifen an.
Erst jetzt, wo ich sie besser sah, kam mir in den Sinn, dass sie wohl weniger zerstochen als zerbissen waren.
Ja, sie waren regelrecht zerbissen worden, als hätte sich ein Wesen mit besonders harten und spitzen Zähnen daran gütlich getan. Der unheimliche Gummifresser, der hier in der Garage lauerte und sich von Reifen ernährte.
Ein Auto besitzt vier Reifen. Ich ging auf die andere Seite und sah hier das Gleiche.
Wieder fluchte ich. Diesmal nicht so lange. Allmählich dachte ich darüber nach, dass es kein Zufall sein konnte. Wer vier Reifen zerbiss oder zerstörte, der hatte das ganz bewusst getan, weil er damit etwas erreichen wollte. Es steckte System dahinter, und ich gelangte zu dem Schluss, dass man mich treffen wollte.
Warum und weshalb? Darüber konnte ich nur lachen. Wenn es jemand auf der Welt gab, der verdammt viele Feinde hatte, dann war ich es. Alles andere konnte man vergessen. Nur griffen meine Feinde zumeist zu anderen Mitteln, um mich aus dem Verkehr zu ziehen, aber man lernt ja im Leben bekanntlich nie aus.
Mit diesem Wagen konnte ich nicht fahren. Das stand fest.
Also doch die Subway oder eben es mit Sukos BMW
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