1216 - Drei Ritter der Tiefe
seinen angestammten Platz wieder eingenommen hat", erwiderte Lethos-Terakdschan. „Heben wir uns solche Fragen für danach auf."
„Ich bin nur ein Ritter auf Zeit", erinnerte Atlan. Er wollte dies noch einmal bekräftigen, als er merkte, daß der Dom Kesdschan instabil wurde.
Plötzlich, ohne weitere Vorzeichen, barst der Dom. Er existierte von einem Augenblick zum anderen nicht mehr. Atlan fand sich in einem Hohlraum von der Größe des Domes.
Vor ihm stand die Körperprojektion von Lethos-Terakdschan. Der Hathor wirkte leicht verstört.
„Was ist passiert?" erkundigte sich Atlan, dem klar wurde, daß Lethos den Dom nicht absichtlich so abrupt zur Auflösung gebracht hatte.
„Der Tortransmitter hat angesprochen", erklärte Lethos. „Jemand hat den Zeitpunkt der Ritterweihe dazu benutzt, die Kontrolle über den Tortransmitter zu übernehmen. Ich habe ihn nur für den Moment des psionischen Ritterschlags unbewacht gelassen..."
Lethos-Terakdschan stürmte los. Atlan folgte ihm auf dem Fuß und erreichte mit ihm die Schaltzentrale.
Lethos nahm einige Eingaben vor und erhielt sogleich ein Ergebnis, das ihn sichtlich deprimierte.
„Es war nicht anders zu erwarten", sagte Lethos niedergeschlagen. „Die Grauen Lords haben den Transmitter aktiviert und Grauleben nach Starsen abgestrahlt. Auch die anderen drei Transmitter wurden aktiviert Dort breitet sich der Tiefeneinfluß noch viel stärker aus. Das wird ein harter Überlebenskampf, Atlan."
Der Arkonide blieb unbeeindruckt.
„Tut mir leid", sagte er, „aber ich kann mir unter einer solchen Bedrohung nichts vorstellen. Du hast deine Erfahrungen mit Grauleben gemacht. Für mich dagegen ist das ein nebulöser Begriff."
„Das wird sich ändern", sagte Lethos-Terakdschan. „Du wirst schnell genug erfahren, was der Tiefeneinfluß bewirkt. Vielleicht steigern diese Bilder dein Vorstellungsvermögen."
Lethos-Terakdschan schaltete den Hauptbildschirm ein.
*
Chulch war Emser ins Erdgeschoß seines Hauptquartiers gefolgt. Auf dem Weg hinunter verteilte der Vooler Befehle an seine Unterführer, die ihn mit Meldungen über Ghaatins erfolgreichen Versuch überschütteten.
„Haltet sie auf, um jeden Preis", sagte Emser immer wieder. „Der Stahlherr ist auf unserer Seite. Er wird uns beistehen."
Den letzten Worten folgte ein Seitenblick zu Illor, der sie mit seinem Rudel Stahlsöldner ebenfalls begleitete.
„Der. Stahlherr wird eingreifen", versicherte der Melukke eingeschüchtert.
Im Erdgeschoß traf Chulch auf Wöleböl, TeDe-Fe Zoke und Ar'Gentov. Der Troteer wirkte wie ein Schatten seiner selbst. Denn der ehemalige Herr über den Melukkenbezirk konnte nach den Hiobsbotschaften am Zusammenbruch des Statussystems nicht mehr zweifeln.
„Was ist aus Atlan geworden?" jammerte Wöleböl. „Es wird doch nicht so sein, wie die Hegeten behaupteten, daß er der Konstante zu nahe kam und die Tiefe ihn einatmete?"
„Unsinn", widersprach Chulch. „Der Stahlherr und Atlan werden ausgiebig das Wiedersehen feiern."
„Allmählich könnten sie aber zu einem Ende ihrer Feier kommen", mischte sich Missionar Mosker ein, der unter Bewachung Emser vorgeführt wurde. Der über zwei Meter große Kyrlier hatte den kantigen Kopf zwischen den breiten, knochigen Schultern vorgereckt und gestikulierte mit den vier Armen. „Ghaatin ist schon sehr weit in dein Gebiet vorgedrungen, Emser. Er hat das gesamte Gebiet um den Tortransmitter besetzt."
„Bis hierher und nicht weiter!" erklärte Emser fest. Er war immer noch der drei Meter große Koloß auf zwei Säulenbeinen, sein fast menschlich zu nennendes Gesicht drückte Entschlossenheit aus. „Wenn Ghaatin den Krieg will, kann er ihn haben. Ich werde seine Truppen aufreiben und ihn selbst höchstpersönlich zum Stahlherrn schicken."
Emsers Leute waren immer noch damit beschäftigt, rund um das Hauptquartier Barrikaden zu errichten, als der Vooler die Verteidigungslinie besichtigte.
Die Barrikaden bestanden aus allen möglichen Gebrauchsgegenständen und Einrichtungen aus den Gebäuden, größtenteils aber aus den Trümmern der vielen Ruinen, die es in der Peripherie gab. Die Verteidigungslinie erstreckte sich im rechten Winkel von der Starsenmauer geradewegs über solch ein Trümmerfeld und durch einen ehemaligen Park.
Die Angreifer hatten sich etwa hundert Meter davon entfernt verbarrikadiert. Chulch stellte zufrieden fest, daß keine der beiden Seiten schwerere Waffen besaß und daß sich die Stahlsöldner nicht
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