1216 - Drei Ritter der Tiefe
erklärte er ihnen und wies seinen Zellaktivator vor'. An dem dunklen Gebäudekomplex, der den Blick auf die Starsenmauer verwehrte, erkannte er, daß er sein Ziel erreicht hatte. Das Graugebiet hatte sich noch weiter ausgedehnt und die Frontseite der Kaserne bereits eingehüllt.
Die Stahlsöldner bildeten zum Zeichen des Erkennens die Lethos-Maske und tänzelten schnüffelnd um Atlan.
„Sie zeigen dir den Weg, Stellvertreter des Stahlherrn", sagte einer der Nadrusker.
„Mein Name ist...", wollte sich Atlan vorstellen. Aber da rief eine bekannte Stimme aus dem Hintergrund.
„Atlenta! Atlenta!" Chulch kam im Galopp herangerannt. Auf seinem Rücken saß Wöleböl, der bei Atlans Anblick wieder in seinen alten Sprachfehler verfiel.
„Adlan! Adlan!" rief er. „Isd tas tie Möglichkeid."
Aber die Wiedersehensfreude war nur kurz, denn die beiden hatten schlechte Neuigkeiten.
„Wir sind vom Graugebiet eingeschlossen", sagte Chulch. „Es gibt keinen Ausweg aus dieser Falle. Wir sind verloren."
Atlan blickte zur Kaserne. Sein Entschluß, dort einzudringen und die beiden Grauen Lords zu stellen, stand längst fest. Er ließ sich zu den Missionaren Dhazenyoek und Mosker bringen; Chulch lud sich den immer noch bewußtlosen Viilpren auf den Rücken. Auf dem Weg zur Sammelstelle erfuhr er unter anderem, daß der TeDe-Fe Zoke in die Kavernen abgestiegen war.
„Zoke hat euch den Weg gezeigt", erklärte Atlan, als er den Missionaren gegenüberstand. „Die Flucht in die Kavernen ist die einzige Möglichkeit, dem grauen Einfluß zu entkommen. Der Stahlherr wird das bestätigen."
Während die Missionare noch berieten, formten die Stahlsöldner wiederum die Lethos-Maske aus ihren Insektenköpfen.
Und dann erklang die telepathische Stimme: Sucht die Kavernen auf! Flieht in den Untergrund! Nur in den Kavernen seid ihr vor dem zerstörerischen Graueinfluß sicher. Rettet euch in die Kavernen!
7.
Den Starsenern erschien es wie ein Wunder, als sie in die Kavernen kamen und die Veränderungen sahen.
Die ehemals fahlweißen bis grauen Höhlenwände mit dem hornigen, krustigen Belag, der von allen möglichen Schmarotzerpflanzen bewachsen war, zeigten sich in einem ganz anderen Kleid. Alle merkten sofort, daß die Höhlen wände nun nicht mehr tot, nicht mehr verdorrt und ausgetrocknet waren.
Die Höhlenwände, der Boden und die Decke hatten ihre Krusten abgeworfen. Sie waren nun warm und weich, und wenn man sie berührte, glaubte man förmlich den Pulsschlag der Vitalenergie zu spüren, die sie belebte. Die Düsternis war einem milden Schein gewichen, der die Höhlen in ein gelbliches, fast goldenes Licht hüllte.
Gelegentlich fanden sich Blinde Eremiten, die, entlaubten Jungbäumen gleich, mit den Höhlenwänden verwachsen schienen. Sie hatten die Spitzen ihrer astgleichen Extremitäten in die Wände versenkt und schienen sich von den belebenden Kräften durchpulsen zu lassen.
Atlan rief Wöleböl und Chulch zu sich.
„Ich muß in die Kaserne", eröffnete er ihnen ohne Vorrede.
„In das Labyrinth des Todes?" rief Chulch erschrocken. „Das ist ein Weg ohne Wiederkehr, wie bei den Fratres. Es gibt nur einen Eingang, aber keinen Ausgang."
„Wer sagt das?"
„Das ist allgemein bekannt", erklärte Dhazenyoek. Der Nadrusker hatte das Gespräch zufällig mitgehört und kam zu ihnen. Er klapperte mit seinem gebogenen Schnabel, was als Lachen gewertet werden konnte.
„Ich habe schon viele Statusverbrecher hineingeschickt, in der Hoffnung, daß sie geläutert zurückkämen.
Aber ich weiß nicht, was aus ihnen geworden ist."
„Dann zeige mir den Zugang."
Der Nadrusker betrachtete ihn aus seinen Facettenaugen und sagte: „Wenn du in die Kaserne willst, dann begleite ich dich. Ich wollte schon immer wissen, welches Schicksal die Verurteilten erlitten."
„Ich nehme dein Angebot an", sagte Atlan. „Besorge uns Waffen, aber nach Möglichkeit keine Strahler. Es könnte nämlich leicht sein, daß sie in der Kaserne nicht die gewünschte Wirkung erzielen. Am besten wären mechanische Schußwaffen geeignet."
Dhazenyoek verschwand und kam mit zwei klobigen Geräten zurück, die Armbrüsten nicht unähnlich waren. Er erklärte Atlan die Funktion: Fingerlange und ebenso dicke Pfeile mit chemischen Treibsätzen im Schaftende wurden von einer Sehne geschnellt. Das Pulver entzündete sich im Flug und machte die Pfeile zu Raketengeschossen.
„Kannst du solche Waffen auch für uns besorgen?" erkundigte sich Chulch und
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