1216 - Drei Ritter der Tiefe
davon.
Einige blieben reglos auf der Strecke, andere lösten sich in nichts auf.
Atlan kam zu Fall, raffte sich aber sofort wieder auf.
Nun erreichten ihn die Verfolger. Sie kreisten ihn ein, vorsichtig, irgendwie gehemmt. Einer trat aus dem Kreis und näherte sich Atlan lauernd.
„Du bist es", sagte er dann mit rauer, krächzender Stimme, und sein Echsengesicht hatte dabei einen seltsamen Ausdruck. „Ja, du bist Atlan, der Freund des Stahlherrn."
Auch Atlan erkannte die Uniform des Hegeten.
„Damoozin?" fragte er. Das war der Name eines der beiden BOHRER-Piloten, die sie in die Peripherie gebracht und den Aufstieg in die Starsenmauer mitgemacht hatten.
„Viilpren", berichtigte der Hegete; sein Echsengesicht schnitt eigenartige Grimassen. „Mir scheint, Atlan, daß du immer noch auf derselben niedrigen Entwicklungsstufe stehst. Ich dagegen habe mich zu einer höheren Lebensform entwickelt. Im Gegensatz zu den anderen Starsenbewohnern bin ich im Tiefenland uneingeschränkt lebensfähig, der Einfluß der Tiefe hat mich stark gemacht"
„Du siehst, daß auch ich in dieser Sphäre lebensfähig bin", erwiderte Atlan. „Und das habe ich diesem zu verdanken."
Er zog an der Kette um seinen Hals und holte den Zellaktivator unter seinem Overall vor.
Viilpren zuckte mit einem Aufschrei zurück und hielt sich wie geblendet die Krallen vor die Augen. Die anderen Hegeten wandten sich ebenfalls entsetzt ab.
Mit einem Satz war Atlan bei Viilpren, legte ihm einen Arm um den Hals und drückte sein Gesicht näher an seinen Zellaktivator. Viilpren wimmerte leise, verstummte aber allmählich. Atlan befürchtete, daß er das Bewußtsein verloren haben könnte. Aber der Hegete hielt sich auf den Beinen, und er hatte sogar die Kraft, sich aus Atlans Griff zu befreien.
„Was hast du mit mir getan?" fragte Viilpren, hob den Kopf und blickte sich um. Seine Reptilienaugen schienen sich zu weiten. „Beim Stahlherrn, wir sind in einem Graugebiet. Hat es uns beeinflußt?"
„Wenn du dicht bei mir bleibst, bist du sicher, Viilpren", sagte Atlan und setzte sich in Bewegung. Er war sich nicht sicher, ob Viilpren unter der Ausstrahlung des Zellaktivators wieder normal geworden war oder ob er sich nur verstellte.
Inzwischen waren andere Wesen auf sie aufmerksam geworden. Eine Gruppe grotesk wirkender Gestalten kam auf sie zu. Sie blieben Atlan auch fremd, als sie schon ganz nahe waren.
„Fremdkörper", hörte er einen der Grauen in kaum verständlichem Armadaslang sagen.
„Was ist das für ein Geschöpf?" fragte ein anderer.
„Es stinkt. Sein Anblick tut den Augen weh."
„Dieser Gestank!"
„Was für ein abstoßender Anblick."
„Sein Körper kreischt... Ich werde taub."
Atlan machte, daß er aus dem Kreis der Fremden kam. Viilpren blieb an seiner Seite. Im Laufen blickte der Hegete immer wieder scheu zu ihm. Atlan meinte, daß etwas Verschlagenes in seinem Blick war, schrieb das aber einer Täuschung zu.
Wieder stellte sich ihnen eine lebende Mauer aus Fremdwesen entgegen.
„Weicht zurück!" rief ihnen Viilpren zu. Die Fremden kamen ins Stocken. Sie ignorierten den Hegeten, konzentrierten sich voll auf Atlan. Von ihnen ging eine Welle des Hasses aus.
„Ekelhaft", hörte Atlan einen der Grauen sagen.
„Einfach widerlich! Packt das Monstrum!"
Atlan griff nach seinem Zellaktivator und hielt ihn an der Kette hoch. Die Fremden wandten sich kreischend ab.
Da stürzte sich Viilpren auf Atlan. Er verkrallte sich in seinem Overall und versuchte, ihm den Zellaktivator vom Hals zu reißen. Dabei schrie er wie unter Qualen, dennoch ließ er von seinem Vorhaben nicht ab. Atlan sah keinen anderen Ausweg, als ihn mit einem gezielten Schlag außer Gefecht zu setzen. Den schlaffen Körper lud er sich auf die Schulter und setzte den Weg fort. Obwohl der Hegete schwer auf ihm lastete und ihn in Seiner Bewegungsfreiheit behinderte, entledigte er sich seiner nicht. Er wollte alles daransetzen, Viilpren aus dem Graugebiet zu schaffen. Vielleicht wurde er dann wieder normal, weil er dem Tiefeneinfluß noch nicht so lange ausgesetzt war.
Atlan mußte sich mit dem Zellaktivator noch einige Male Graue vom Leibe halten, die er offenbar anzog wie das Licht die Motten.
Aber dann hatte er es endlich geschafft. Er brach aus den grauen Nebelschwaden hervor, schleppte sich noch einige Meter weiter, bevor er Viilpren ablud.
Sofort tauchten Stahlsöldner in Begleitung einiger Nadrusker auf.
„Ich bin der Stellvertreter des Stahlherrn",
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