1218 - Der Haluter Sokrates
Bestien haben sich in dieser Weise an Schwächeren vergriffen", stellte Atlan ruhig fest. Er ging auf den Haluter zu und stellte sich zwischen Jen Salik und ihn. Er stemmte die Fäuste in die Hüften. „Ich habe dich für ein Intelligenzwesen gehalten."
Domo Sokrat duckte sich, als ob er zu einem gewaltigen Sprung ansetzte.
„Du wagst es?"
„Was ist dabei zu wagen, mit dir zu reden, Domo Sokrat? Oder wirst du nun endlich sagen, um was es überhaupt geht?"
„Ich habe die Schleuse für euch geöffnet, damit ihr euer Ablenkungsmanöver starten konntet. Ihr habt meinen Zustand ausgenutzt, die Tatsache, daß ich nicht Herr meiner selbst war. Jetzt weiß Torleman, daß ich es war, der euer Experiment erst ermöglicht hatte."
Jen Salik regte sich. Stöhnend erhob er sich.
„Bist du in Ordnung, Jen?"
„Er hat mir nichts gebrochen."
„Das ist sein Glück. Sonst wäre ich mit ihm Schlitten gefahren."
Domo Sokrat lachte brüllend.
„Du mit mir? Wicht! Mit einem Finger kann ich dich in Stücke reißen."
„Ja. An körperlicher Stärke bist du mir überlegen, Domo Sokrat, aber denken kannst du nicht."
„Was willst du damit sagen?"
„Denke darüber nach. Vielleicht fällt es dir irgendwann ein."
Domo Sokrat stutzte. Im nächsten Moment schien es, er werde sich auf Atlan stürzen und ihn töten, doch dann lachte er dröhnend auf, tippte den Arkoniden nur leicht an, so daß dieser wie ein Spielball in eine Ecke des Raumes flog, drehte sich um und trabte hinaus.
Jen Salik ließ sich stöhnend auf einen Hocker sinken. Er massierte sich die schmerzenden Arme.
„Bist du okay, Atlan?"
„Abgesehen davon, daß er mir die Brust eingedrückt, die Lunge gequetscht und einige Nackenwirbel verrenkt hat, fehlt mir nichts."
„Ist ja großartig. Und ich dachte schon, es geht dir schlecht."
„Nein. Durchaus nicht. Zumal er die Tür offengelassen hat."
Jen Salik blickte auf.
„Und wohin sollten wir deiner Meinung nach gehen? Ich habe eigentlich wenig Lust, noch einmal einem Haluter während seiner Drangwäsche zu begegnen."
„Während seiner Drangwäsche?" Atlan lachte, stöhnte dann jedoch auf und preßte sich die Hand gegen die schmerzende Brust. Er fühlte, daß der Zellaktivator in außerordentlich schneller Folge heilende Impulse aussandte. „Domo Sokrat ist noch weit von seiner Drangwäsche entfernt."
„Ach, und was war das, was er sich eben geleistet hat?"
„Nicht mehr als ein kleiner Ausrutscher. Es scheint, als ob er durch den Tiefeneinfluß einen psychischen Schaden genommen hat, der ihn so handeln läßt. Wenn er erst einmal wirklich anfängt zu toben, hält ihn nichts mehr auf."
„Dann sollten wir in den nächsten Transmitter steigen und uns so weit wie nur irgend möglich absetzen."
„Das würde ich sofort tun, wenn ich wüßte, daß er uns zum Vagenda bringt, und daß wir dadurch irgend etwas für die Rückkehr von TRIICLE-9 erreichen können."
Atlan stand auf und atmete einige Male tief durch. Die Schmerzen in der Brust flauten ab.
„Also nicht", sagte Jen Salik. „Was bleibt uns noch?"
„Ich komme von dem nicht los, was unter der Kuppel ist", erwiderte der Arkonide. „Ich frage mich immer wieder, was Torleman da unten verbirgt."
„Diese Frage beschäftigt mich allerdings auch."
„Wir sollten uns um eine Antwort bemühen."
„Was bringt das für TRIICLE-9?"
„Keine Ahnung. Vielleicht gar nichts. Es könnte aber sein, daß wir dadurch weiterkommen, daß wir etwas erfahren."
„Du willst Torleman unter Druck setzen?"
„Uns bleibt gar nichts anderes übrig. Wir sind zwar nicht in Ungnade gefallen, kommen aber an den Grauen Lord nicht heran, solange Torleman uns nicht läßt."
„Was könnte sich da unten verbergen?" wiederholte Salik Atlans Frage. „Ich habe keine Ahnung, aber ich will es herausfinden. Wir setzen alles auf eine Karte. Entweder wir haben Glück, und wir kommen weiter, oder wir haben verspielt."
Die beiden Ritter verließen ihre Unterkunft. Sie brauchten keine Vorbereitungen zu treffen. Ihre TIRUNS enthielten alles, was sie für ihre Exkursion benötigten.
In den Laboratorien herrschte geschäftiges Treiben. Die Tiziden waren so sehr mit ihren genetischen Forschungsarbeiten befaßt, daß sie Atlan und Salik nicht beachteten. Die beiden Ritter der Tiefe erreichten den Antigravschacht, stiegen ein und schwebten bis vor das Panzerschott, das sie von den unteren Räumen von Eugen-3 trennte. Hier stießen sie auf ein positronisches Spezialschloß, das all ihren
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