122 - Dr. Satanas - Totensauger von N.
oder hat ihnen jemand dabei
assistiert, so daß er Einblicke in Ihre Arbeit fand?“
„Nein, ich war stets allein. Niemand mochte
mich.“ Er machte plötzlich ein trotziges Gesicht wie ein kleines Kind.
Sein ganzes Wesen hatte etwas Kindhaftes und
Unreifes an sich,
„Ist das der Grund, weshalb sie sich mit
geheimen Schriften befaßten?“
„Ja. Die Menschen mieden meine Nähe. Ich weiß
auch nicht, weshalb .. .“ Hier brach er ab. Larry
hoffte, daß Klomberg noch einiges über sich und seine Vergangenheit erzählte,
aber das war nicht der Fall.
Klomberg sperrte sich und stellte plötzlich
Forderungen. „Besorgt mir Blut! Dann rede ich mit euch weiter.“ Nichts anderes
schien er im Sinn zu haben.
„Nun“, fragte Eppstein, als sie sich wieder
außerhalb der Zelle befanden. „Was für einen Eindruck haben Sie gewonnen?“
„Darüber läßt sich in der Kürze der Zeit
keine umfassende Auskunft geben. Eines steht fest: dieser Mann ist nicht
normal! Aber es wäre verkehrt, ihn einfach als einen Irren abzustempeln. Hier
steckt mehr dahinter, wie Sie ganz richtig erkannt haben, Kommissar. War er in
der letzten Nacht in seiner Zelle - oder war er es nicht? Um diese Frage, und
diesen Punkt dreht sich zunächst mal alles. Wenn wir darüber Bescheid wissen,
dürfte es auch einfacher sein, mehr über die Person zu erfahren, die in der
letzten Nacht einen Doppelmord beging und eine Leiche aus dem Grab zurückholte.
In beiden Fällen war ein abnormaler Täter am Werk. War es ein und dieselbe
Person - war es Klomberg? Alles spricht dafür, aber eines spricht dagegen.“
Eppstein nickte. „Und das ist der Grund,
weshalb heute in der Presse kein Wort darüber stehen wird, was sich wieder
ereignet hat. Lange Zeit wird sich das nicht geheimhalten lassen, und ich habe
nur den Wunsch, daß wir so schnell wie möglich zu einem Erfolg kommen, ehe es
Unruhe unter der Bevölkerung gibt.“
Larry nickte nachdenklich. „Auch ich hoffe,
daß wir das vermeiden können. Die Sache ist äußerst verworren, wenn man sie
oberflächlich betrachtet. Aber ich glaube, daß wir zu einem schnellen Erfolg
kommen können, wenn wir es richtig anpacken. Zunächst müssen wir mehr über
Klomberg wissen. Er braucht einen Extra-Bewacher. Ich möchte heute den ganzen
Tag und die ganze Nacht über jede einzelne Minute Buch darüber geführt wissen,
wie er sich verhält. ob er Beschwörungen murmelt oder bestimmte Namen nennt.
Wie sich seine Unruhe äußert und ob alles wirklich so abläuft, wie es in dem
Bericht des Gefängniswärters steht.“
Bei diesen Worten sah er Iwan an.
„Ich weiß, was jetzt in dir vorgeht.
Towarischtsch“. knurrte der bärenstarke Russe. „Ich soll den Gefängniswärter
spielen.“
Larry nickte und grinste. „Es ist immer
schön, wenn sich zwei Freunde so gut verstehen, daß es keines unnötigen Wortes
bedarf, um lange etwas zu erklären. Ich bin überzeugt davon, daß dir der neue
Job gut zu Gesicht steht. Dich in einer grünen Joppe, bärtig, ein Mann in allen
vier Ecken, eine halbgefüllte Wodkaflasche in der Hand - das erinnert mich an
den Gefängniswärter Frosch aus der .Fledermaus.“
..Das gefällt mir nicht, daß du mich mit
einer Operettengestalt vergleichst. Zumindest nicht in dieser Form.“
Die markige Stimme des Russen klang so ernst,
daß Eppstein unwillkürlich den Atem anhielt. Es sah ganz so aus. als ob Brent
und Kunaritschew wegen der witzigen Bemerkung des Amerikaners sich : n die Haare geraten sollten.
Doch da kannte er die Freunde und deren
Flachsereien schlecht.
„In welcher Form hättest du es denn gern?“
reagierte X-RAY-3.
..Mit einer ganzen Wodkaflasche.
Towarischtsch. Eine, die nur halbvoll ist. darauf lasse ich mich erst gar nicht
ein.
Mit der komme ich im Leben nicht über die
Runden. Rund zwanzig Stunden Dienst im Gefängnis tun und dann unter diesen
Umständen - das ist nichts für meines Vaters Sohn!“
*
Sie besprachen Einzelheiten. Das geschah in
Eppsteins Büro.
Nach dem Mittagessen, das sie gemeinsam in
einem gemütlich eingerichteten Alt-Nürnberger Restaurant einnehmen wollten,
beabsichtigte Larry Brent ehemalige Freunde, Arbeitskollegen und vor allem
Klombergs Schwester kennenzulernen, bei der er die letzten Jahre gewohnt hatte.
Eppstein wurde von dieser Absicht
unterrichtet.
Bevor sie gemeinsam das Kommissariat
verließen, erhielt Eppstein noch eine Nachricht, die auch für die Freunde von
Interesse war.
„Es ist ungeheuerlich“, schüttelte
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