1220 - Im mentalen Netz
zuversichtlich. „Aber bald werden wir es wissen, denn ich werde persönlich mit meinem Flaggschiff Aufklärung im Sternenreich Littron fliegen."
*
Die MOSHIMO flog mit voll aktiviertem Ortungsschutz ins Planetensystem der blauen Sonne Podo ein, deren fünfter Planet Littron hieß. Ihre Ortungssysteme waren voll hochgefahren, denn Admiral Normorken Shik wollte möglichst alles über den Grad der Verteidigungsbereitschaft im Heimatsystem der Littroner wissen.
Ungeduldig blickte Shik auf den Bildschirm, der das Ortungsbild von Littron zeigte.
„Warum werden die Daten über den Funk- und Hyperfunkverkehr nicht eingeblendet?"
wandte er sich an Andraken Virth, den Kommandanten der MOSHIMO.
„Wahrscheinlich hat es eine Panne gegeben", erwiderte Virth. „Ich habe die Ortungstechniker schon aufgescheucht. Gleich müßten die Daten zu sehen sein."
„Ich hoffe es", erklärte Shik und badete sich in der psionischen Wahrnehmung von Felima Uggh, der Gunnerin seines Flaggschiffs und seiner Favoritin.
Virth schirmte seine Gedanken ab und beschäftigte sich eingehend mit einer Schaltkonsole.
Normorken Shik wippte auf den drei Pseudopodien, auf denen er stand, vor und zurück und konzentrierte sein psionisches Wahrnehmungsfeld wieder stärker auf die Darstellung Littrons. Das ungute Gefühl, das sich gleich nach dem Einflug ins Sternenreich der Littroner eingestellt hatte, verstärkte sich.
Die MOSHIMO war bisher noch keinem einzigen Raumschiff begegnet. Das Fehlen von Kriegsschiffen hätte sich vielleicht noch mit der Flottenkonzentration der Littroner beim Sektor Trukh erklären lassen, nicht aber das Fehlen von Handelsraumern. Zwar war die Verkehrsdichte im littronischen Sternenreich nicht besonders groß, doch zumindest in der Nähe des Podo-Systems sollte es ununterbrochene Schiffsbewegungen geben.
„Vielleicht stellen die Littroner sich tot", bemerkte Felima.
Shik verkniff sich eine sarkastische Erwiderung, Felima Uggh war eine hervorragende Gunnerin und auch sonst akzeptabel, aber von den ökonomischen Zwängen eines Sternenreichs hatte sie keine Ahnung. Eine Zivilisation, die sich auf der Basis eines stetig ansteigenden interstellaren Warenumschlags entwickelt hatte, konnte ihren Schiffsverkehr ebenso wenig für längere Zeit anhalten wie ein organisches Lebewesen seinen Atem.
„Wo sind die Daten?" wandte er sich ungehalten an den Kommandanten.
Andraken Virth produzierte ein wahres Feuerwerk an psionischer Energie, als er die Saumseligkeit der Ortungstechniker kritisierte. Doch es brachte ihm nichts weiter ein als ein paar nichtssagende Erwiderungen.
„Sie können nichts dafür", kam Shik einer Explosion des Kommandanten zuvor. „Wir werden Littron anfliegen und in einen Orbit gehen, aus dem wir optische Instrumentenbeobachtungen anstellen können."
„Was?" entsetzte sich Virth. „Dann könnten die Littroner unser Schiff ja sehen. Der Ortungsschutz verhindert nicht die optische Beobachtung."
„Versuche nicht, mich über Dinge zu belehren, die ich bereits wußte, noch bevor du zum erstenmal in ein Raumschiff gestiegen bist!" wies der Admiral ihn scharf zurecht. „Führe lieber meine Anweisungen aus, dann verstehen wir uns viel besser!"
„Jawohl, Admiral!" bestätigte Virth frustriert, aber entschlossen, die Scharte wieder auszuwetzen.
Die MOSHIMO richtete ihren Bug auf eine Stelle im Raum, an der sie sich in wenigen Stunden mit dem fünften Planeten der Sonne Podo treffen mußte. Es sah so aus, als sollte bis zu diesem Zeitpunkt Langeweile an Bord einziehen.
Normorken Shik stellte nach einer Weile fest, daß Felima Uggh ihren Mikrocomputer deaktiviert hatte. Als er sie deswegen befragen wollte, schickte sie ihm einen heftigen psionischen Impuls, der ihm klar machte, daß sie ihn begehrte.
Unter anderen Umständen wäre ihm nichts willkommener als das gewesen. Doch so stand ihm der Sinn nicht danach. Er war äußerst beunruhigt. Daran war nicht nur die Funkstille und der mangelnde Schiffsverkehr im Podo-System schuld. In/wischen argwöhnte der Admiral außerdem, daß Kafiram Glat ihn absichtlich in diese Lage manövriert hatte. Er erinnerte sich wieder daran, daß der Kriegsminister vor längerer Zeit versucht hatte, ihn beim Kaiser von Quaddronien auszustechen. Zwar spielte der Monarch im politischen Leben nur eine repräsentative Rolle; dennoch fiel ein wenig von dem Glanz des Hochadels auf alle Politiker und Militärs, die am Kaiserlichen Hof verkehrten. Wer etwas auf sich hielt und
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