1227 - Vampir-Drama
fielen die passenden Worte nicht ein. Allerdings war er sensibel genug, um zu spüren, dass etwas nicht stimmte, und zwar nicht nur etwas, sondern etwas mehr, denn Stella sah so erschöpft und bleich aus, wie er sie noch nie erlebt hatte. Dabei war sie nicht mal abgeschminkt.
»Stella…?«
Er hatte sie angesprochen, und sie hätte auch reagieren mü ssen, aber sie tat es nicht. Nur müde hob die Schauspielerin die Augenlider.
Wilson sagte zunächst nichts mehr und blickte nur auf ihr bleiches Gesicht. Sie hatte nicht mal das Kunstblut abgewischt, das noch getrocknet und an einigen Stellen sogar feucht schimmernd an ihrer linken Halsseite klebte.
Jeff sah dieses Detail, doch er schaute darüber hinweg und wollte sich um Stella kümmern. Er ging bis zum Stuhl und blieb dicht davor stehen. »He, Prinzessin, was ist los?« Er nannte sie immer so, wenn er gute Laune hatte.
Stella hatte ihn gehört. Ihre Augen bewegten sich, und sie hob mit einer müden Bewegung den Blick. Aber sie gab keine Antwort.
»Ja, du bist gemeint.«
»Hi, Jeff«, flüsterte sie, sodass der Regisseur den Eindruck haben musste, dass er erst jetzt von ihr wahrgenommen worden war. »Schön, dass du gekommen bist.«
»War doch selbstverständlich, Stella. Ich… nun ja, ich hatte ja gesagt, dass wir eine Pause einlegen. Die ist natürlich jetzt vorbei, doch ich will ehrlich sein. Wir lassen die Dreharbeiten für heute. Außerdem siehst du nicht gut aus.«
»Stimmt.«
»Warum denn? Was ist los?«
Stella lächelte vor sich hin. »Ich weiß es nicht genau, Jeff, aber ich fühle mich irgendwo so schrecklich müde. Und nicht nur das. Ich bin einfach kaputt. Ob das am Alter liegt?«, fügte sie noch leicht scherzhaft hinzu.
»Hör auf, das zu sagen, Stella. Du bist gerade mal vierunddreißig. Das ist kein Alter.«
»Weiß ich ja. Das glaube ich dir auch. Trotzdem bin ich so kaputt.«
»Wie kommt es?«
»Keine Ahnung. Stünde ich auf Drogen, wüsste ich es. Aber das ist nicht der Fall.« Sie lächelte krampfhaft und hob dabei den linken Arm, um mit den Fingern über ihre Halswunde zu streichen. »Sogar sie ist noch vorhanden.«
»Stimmt. Du hast sie nicht wegbekommen.« Er schaute sie sich genauer an. »Komisch«, murmelte Jeff, »hat sie tatsächlich so ausgesehen wie jetzt an deinem Hals?«
»Ja. Warum sollte sie nicht so ausgesehen haben?«
»Ich hatte sie anders in Erinnerung.« Er wollte sie anfassen, was Stella rechtzeitig genug bemerkte. »Nein, nicht, lass es bitte. Das mache ich alles allein.«
»Wie du willst. Ich habe es nur gut gemeint.«
»Das ist nett von dir, Jeff.«
Er trat besorgt einen Schritt zurück und fragte dann: »Du wirst mir doch nicht krank, Stella?«
»Nein, Jeff, nein. Warum sollte ich denn krank werden.«
»Du siehst ganz so aus.«
»Das ist Unsinn, Jeff. Ich würde nur von einer momentanen Schwäche sprechen. Wenn wir morgen weiterdrehen, dann bin ich bestimmt wieder fit.«
»Das hoffe ich doch.« Wilson war davon nicht überzeugt, aber das sagte er ihr nicht. Er hüstelte gegen seinen Handrücken und fragte dann: »Sag mal, wo befindet sich eigentlich Ari Gorman?«
»Keine Ahnung, Jeff.«
Der Regisseur blickte zur Seite. »Hat er sich nicht hier aufgehalten?«
»Das schon. Er hat sich abgeschminkt und ist gegangen. Wohin, das hat er mir nicht gesagt.«
Jeff winkte ab. »Ist schon okay, Stella. Ich bin ja nicht sein Hüter und Aufpasser. Aber zu dir. Wie wäre es, wenn ich dich in dein Hotel bringe?«
Sie lächelte scheu. »Warum willst du das tun?«
»Weil es besser ist. Oder willst du in deinem Zustand noch mit dem Auto fahren?«
»Ich hätte mir ein Taxi genommen, und das werde ich auch, Jeff. Ich muss mich nur noch abschminken. Du bist sehr lieb, aber du brauchst auf mich keine Rücksicht zu nehmen. Ich werde schon ins Hotel kommen. Außerdem geht es mir jetzt wieder besser.«
Der Regisseur sagte nichts. Es war nicht schlimm, dass er nicht weiterdrehen konnte, sein Problem lag ganz woanders. Er dachte darüber nach, dass sich einiges verändert hatte, obwohl äußerlich alles gleich geblieben war.
Diese Veränderung hatte mit Stella Martin zu tun. Sie war diejenige, die nicht mehr so war wie sonst. Okay, sie fühlte sich müde, sie war kaputt, das konnte mal vorkommen, aber so plötzlich?
Beim Drehen hatte Jeff Wilson davon nichts bemerkt. Eigentlich hätte nur das der Grund sein können, aber das konnte es auch nicht gewesen sein.
»Ist was, Jeff?«, fragte Stella, als sie den
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