1227 - Vampir-Drama
zum Wohnmobil, dessen Tür in diesem Augenblick aufflog.
So heftig, dass ich unwillkürlich ein Stück zurücksprang, um der Tür zu entgehen.
Eine Frau stürmte aus dem Wagen. Sie war blond, und es musste Stella Martin sein. Sie sah uns nicht, sie rannte auf den Vampir zu, und ich bemerkte nur, dass sie ein Taschenmesser in der rechten Hand hielt.
Gorman war für sie wichtiger. Sie machte auch keinen Halt, als sie ihn erreichte, sondern warf sich auf ihn, begann zu schreien wie ein Klageweib aus dem Altertum und fuhr mit beiden Händen über den allmählich verfaulenden Körper hinweg.
»Bleib du bei ihr!«, sagte ich zu Suko, der nur nickte.
Ich betrat den Wagen!
Es war dunkel. Ich sah nicht viel. Ich spürte nur ein Prickeln.
Auf einem Stuhl entdeckte ich eine bewegungslose Gestalt, die nicht Bill Conolly war.
Dessen Stimme hörte ich nur.
»Wurde auch Zeit, dass du endlich kommst. Kann man sich denn auf keinen mehr verlassen?«
Jetzt sah ich ihn auch.
Er lag auf einem Tisch und war daran gefesselt worden.
Den Kopf hatte er mir zugedreht.
Er grinste dabei, doch in seinen Augen sah ich die erlebte Todesangst, die nur ganz allmählich verschwand…
***
Wenig später hatte ich Bill von seinen Fesseln befreit. Er blieb noch auf dem Tisch liegen und bat mich, auch Rose Ripley zu befreien. Sie hing in ihren Stricken und war bewusstlos geschlagen worden. Zuvor gab ich Bill noch mein Taschentuch, das er gegen seine blutende Wangenwunde drücken konnte.
Dann schnitt ich die ältere Frau los, die dies gar nicht mitbekam, weil sie noch immer bewusstlos war. Ich setzte sie so hin, dass sie nicht vom Stuhl fallen konnte, und hörte Bill flüstern.
»Habt ihr Gorman?«
»Ja.«
»Dann war das sein Schrei vorhin?«
»Genau.«
Ich wusste nicht, weshalb Bill lachte. Wenig später klärte er mich auf, und so bekam ich zu hören, dass ihm dieser Schrei zumindest ein Auge gerettet hatte.
»Bleib noch liegen, Bill, ich schaue mich mal vor dem Wagen um.«
Der Reporter wäre gern mitgegangen, aber er würde nach der langen Fesselung kaum laufen können.
Die Szene hatte sich verändert. Suko stand bei Stella Martin.
Er hatte ihr Handschellen anlegen müssen, aber jetzt wirkte sie wie eine Frau, die vor dem Grab ihres Mannes steht, den sie schon in jungen Jahren verloren hatte.
Von Ari Gorman war nur noch ein verunstalteter, halb aufgelöster Körper zurückgeblieben, der wie eine gefärbte Puppe zwischen den Zweigen der Büsche hing.
»Was ist mit ihr?«, fragte ich.
Suko zuckte mit den Schultern. »Wir werden sie in ein Krankenhaus bringen müssen, und das so schnell wie möglich. Ich hoffe, dass eine Bluttransfusion sie noch retten kann.«
»Wäre ihr zu wünschen.« Auch wenn sie Bill die Augen hatte ausstechen wollen, so wie sie jetzt bei uns stand, war sie nichts als das berühmte Häufchen Elend.
»Und was ist mit Bill?«
»Geh zu ihm. Er wird sich freuen.«
»Ist er verletzt?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nur ein Kratzer an der Wange. Mich würde nur interessieren, wie er den seiner Frau Sheila erklärt.«
»Beim Rasieren geschnitten.«
»Ach. Und das nimmt sie ihm ab?«
Suko grinste mich an. »Ist das mein Problem?«
»Bestimmt nicht…«
ENDE
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