1227 - Vampir-Drama
Waschbrettbauch.«
»Das ist Veranlagung.«
»Ja, stimmt. Und John muss etwas tun.«
Ich grinste Glenda an, die wieder auf der Schreibtischkante saß. »Was ist denn mit dir?«
»Ich bin mit mir zufrieden.«
Anerkennend ließ ich meinen Blick über ihre Figur gleiten.
»Ja, das kann ich nur unterstützen.« Glenda zog die Nase kraus. »Was du wieder siehst.«
»Was ich sehe, ist eine gut proportionierte Frau im schwarzen Sommerkleid aus Leinen und einer dünnen roten Jacke, die über der Schulter liegt, damit sie nicht zu viel verbirgt.«
Sie zog den Mund kraus. »Typisch für dich. An was du wieder alles denkst.«
»Ach ja. Woran denn?«
»Das möchte ich hier wirklich nicht vertiefen, du Lüstling. Man kennt dich ja.«
Ich schaute an ihr vorbei auf Suko. »He, stimmt das, was sie gesagt hat?«
»Kann ich nicht beurteilen, John.«
»Und du willst ein Freund sein.«
»Mal was anderes«, sagte Glenda und deutete auf ihre Uhr am Handgelenk. »Wo gehen wir heute Mittag hin? Ich habe mal wieder richtig Hunger auf ein Essen.«
»Zu einem meiner Vettern«, meldete sich Suko.
»Ich bin für den Italiener«, sagte ich. »Nichts gegen deine Vettern, Suko, aber der Italiener liegt von uns aus am nächsten.«
Glenda musste lachen. »Da hört man es wieder. Der feine Herr hat keine Lust zu laufen.«
»Nicht, wenn es nicht sein muss.«
Sie winkte ab. »Ja, ja, das kennt man inzwischen. Okay, wir können würfeln, knobeln oder…«
Das Oder blieb unausgesprochen, denn es meldete sich unser Telefon, und Suko war am schnellsten.
Da der Lautsprecher eingeschaltet worden war, konnten auch wir mithören.
»Ihr seid ja wieder im Land«, hörten wir Bill Conollys Stimme. »Urlaub vorbei?«
»Urlaub?«, höhnten Suko und ich fast wie aus einem Mund.
»Ich glaube, es hackt!«, rief ich.
»Zu dieser Jahreszeit, habe ich mir sagen lassen, kann man selbst in Schottland Urlaub machen.«
»Ja, Bill, haben wir«, sagte Suko. »Wir sind getaucht, haben eine alte Kirche besichtigt und noch das Versteck eines Ghouls gefunden. Ich würde sagen, dass es mehr ein Arbeitsurlaub gewesen ist.«
»So habe ich mir das auch gedacht.«
»Und jetzt willst du, dass wir uns treffen und wir dir unsere Urlaubsfotos zeigen«, meinte Suko, der richtig zu einer humorvollen Form auflief.
»Nein, das will ich nicht. Auf eure Fotos kann ich verzichten. Meine sind besser.«
»Angeber!«, rief ich.
Bill reagierte nicht darauf. Er kam zur Sache und sagte: »Ich rufe auch nicht von zu Hause aus an, sondern bin unterwegs nach Greenwich.«
»Willst du da an der Uhr manipulieren?«, fragte Suko.
»Nein, ich werde eine Schauspielerin besuchen, die Stella Martin heißt.«
»Der Name sagt uns nichts«, erklärte Suko. Er hatte damit auch in meinem Namen gesprochen.
Glenda, die ebenfalls zuhörte, runzelte zunächst die Stirn, um dann den Kopf zu schütteln. Auch sie konnte mit dieser Dame nichts anfangen.
»Sieht sie denn gut aus?«, rief ich, mehr um Glenda zu ärgern.
»Sie ist blond.«
»Na ja«, sagte Glenda nur.
Ich hob warnend den Zeigefinger. »Denk dran, Sheila Conolly ist blond und Jane ebenfalls.«
»Aber ich nicht.«
»Das stimmt«, erwiderte ich etwas anzüglich, wobei ich mir einen strahlenden Blick einfing.
Danach war Schluss mit lustig, denn wir erfuhren, dass Bill nicht zum Spaß angerufen hatte. Es gab zwar noch keine echten Probleme, aber seiner Ansicht nach lagen sie in der Luft und das brachte er uns in den folgenden Minuten näher.
»Vampire hier in London?«, fragte Suko.
»Das weiß ich nicht genau, aber die Spuren deuten darauf hin.«
Als Suko mich anschaute, zuckte ich die Achseln. Er reichte mir aber den Hörer rüber, und ich nahm ihn an, obwohl ich ihn am liebsten zur Seite gelegt hätte.
»Ich bin es, Bill.«
»Ah ja, grüß dich. Du hast alles gehört?«
»Klar.«
»Ich schaue mir jetzt mal diese Frau an, die im Greenwich Park wohnt. Das ist ein kleines Hotel. Ich kann mir vorstellen, dass der Biss ihres Kollegen echt gewesen ist. Noch habe ich keine Beweise, würde euch allerdings gern mit ins Boot nehmen.«
»Das Ari Gorman heißt - oder?«
»Genauso, John.«
»Hm.«
»Wo bleibt deine Begeisterung?«
»Warte noch zwei Stunden, dann stellt sie sich vielleicht ein.«
»Carpe diem«, sagte Bill, »nutze den Tag. Es ist doch schönes Wetter. In Greenwich sind zahlreiche Künstler versammelt und ziehen ein freies Straßentheater durch. Kann sein, dass ihr Ari Gorman dort findet. Falls er sich nicht
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