1227 - Vampir-Drama
besonders hell in der ersten Etage. Das Licht konnte sich weder für hell, noch für dunkel entscheiden.
Die Beleuchtung lag irgendwo dazwischen.
Dafür war der Flur recht breit und nicht so schmal wie in den zahlreichen Kettenhotels. Es war sogar noch Platz genug für große Vasen, aus denen Kunstblumen hervorschauten, die nicht begossen, sondern abgestaubt werden mussten.
Auch hier kam Bill kein Mensch entgegen. Wären nicht die beiden Männer unten in der Halle gewesen, so hätte Stella sehr gut der einzige Gast im Haus sein können.
Ein Fenster hätte hier gut getan. Die zweite Tür an der rechten Seite fand er trotzdem sehr schnell. Sie war groß und breit.
Noch aus echtem Holz und sehr massiv hergestellt.
Er klopfte.
Eine Antwort war nicht zu hö ren, und so probierte Bill, ob die Tür abgeschlossen war.
Sie war es nicht. Er schob die Tür nach innen und sah als Erstes wieder einen dicken Teppich, der die Grundfläche eines sehr geräumigen Zimmers bedeckte. Aus dieser Anzahl von Quadratmetern wären in anderen Hotels drei Zimmer entstanden. Das fiel Bill nur am Rande auf. Er sah auch die beiden Fenster, sehr hoch und von gelblichen Gardinen bedeckt, in denen sich bestimmt Rauch festgesetzt hatte.
Trotzdem konnte Bill durch die Gardinen nach draußen in einen kleinen Park hinein schauen, in dem es nicht nur Bäume und Rasen gab, sondern auch verschiedene Fahrzeuge, die eine Gemeinsamkeit hatten: Es waren Wohnwagen.
Bill hatte sich darauf konzentrieren können, weil er von keiner Person bei seinem Eintritt angesprochen worden war, denn das große Hotelzimmer mit seinen dunklen Möbeln und dem sehr breiten alten Doppelbett war menschenleer.
Es gab neben dem Bett noch ein altes Sofa, dessen etwas verschlissener Samtstoff dunkelgrün war. Darauf lag auch niemand. Nur die Kissen waren übereinandergelegt.
Bill trat vom Fenster weg und drehte sich wieder um. Er dachte an die unten geparkten Wagen, und eine sehr formlose Idee schoss ihm durch den Kopf, die sich aber leider in der Kürze der Zeit nicht konkretisieren ließ, weil sich die Tür zum Bad hin öffnete und Bill abgelenkt wurde.
Im Bad hatte sich Stella Martin aufgehalten. Sie betrat das Zimmer und blieb wie vor einen Mast gelaufen stehen. Ihre Augen weiteten sich, sie begann plötzlich zu zittern und brachte nur ein Wort heraus wie ein tiefes Stöhnen.
»Sie, Mr. Conolly?«
»Ja, ähm, sorry.« Bill tat etwas verlegen. »Ich wollte Sie noch unbedingt sprechen und da…«
»Haben Sie sich mit einer Lüge hier eingeschmuggelt.«
Bill hob seinen rechten Zeigefinger. »Mit einer Notlüge, Mrs. Martin, nicht mehr und nicht weniger.«
Sie nickte langsam und deutete mit einer schwachen Handbewegung auf einen der beiden Sessel, die an einem kleinen runden Tisch standen. »Wenn Sie denn schon mal da sind, können wir uns auch setzen. Aber bitte nicht lange, Mr. Conolly. Sie sehen ja, ich bin nicht eben in großer Form. Ich fühle mich schlecht.«
Schon während des Sprechens war sie auf die Minisitzgruppe zugegangen, und Bill verfolgte sie mit seinen Blicken, wobei sich die Sorge in seine Augen hineinstahl.
Stella Martin sah alles andere als gut aus. Kein Vergleich zu ihrer ersten Begegnung. Sie hatte sich um einiges gewandelt und war nur noch ein Schatten ihrer selbst. So schnell konnte sich kein Mensch innerhalb einer kurzen Zeitspanne verändern.
Zumindest nicht auf dem normalen Weg. Und Stella hatte ja gesund ausgesehen. Da musste etwas passiert sein. Bills Verdacht, dass hier schwarzmagische Mächte ihre Hände mit im Spiel hatten, verdichtete sich immer mehr.
Stella hatte sich auch umgezogen. Sie trug eine schwarze Hose mit ausgestellten Beinen und ein helles Blusenhemd, dessen Ende über die Taille hinwegreichte. Die drei oberen Knöpfe der weißen Bluse waren nicht geschlossen. Bill konnte erkennen, dass Stella einen sehr festen Busen besaß.
Der interessierte ihn nicht wirklich. Ihre allgemeine Ersche inung war für ihn wichtiger. Die Blässe des Gesichts und auch der übrigen Haut. Sie bewegte sich langsam und trotzdem irgendwie fahrig. Die Handflächen rieb sie gegeneinander, wich Bills Blick dabei aus und meinte mit leiser Stimme: »Sie sehen ja, es geht mir nicht gut.«
Bill hatte die kleine Sitzgruppe ebenfalls erreicht und nahm auf dem Sessel Platz. Die Frau wich seinem Blick aus und versuchte, den Kopf so zu drehen, dass er nicht unbedingt sofort die linke Seite ihres Halses sah. Aber sie konnte sie nicht verstecken, selbst
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