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1227 - Verschollen im Mittelalter

1227 - Verschollen im Mittelalter

Titel: 1227 - Verschollen im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Smith
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fühlte sich dem Verschwundenen auf eine seltsame Weise verbunden. Was nicht bloß mit ihrer gemeinsamen Leidenschaft zu tun hatte.
    Da war noch etwas anderes, ein Gefühl…
    Obwohl sie sich nie kennen gelernt hatten, war Nelson sicher, in Levents Gedankenwelt eintauchen zu können und darin einen Hinweis zu entdecken, der allen anderen bislang verborgen geblieben war.
    Bislang wusste er allerdings ziemlich wenig. Eigentlich nur, dass Levent bei seinem Verschwinden zwölf gewesen war. Also musste er jetzt vierzehn sein.
    Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf: In jeder Lehranstalt gab es doch Jahrbücher mit biografischen Angaben und den Porträts der Schüler samt ihren Abschlüssen! Zumindest war das in Amerika so. Und wenn nicht, dann mussten andere Unterlagen existieren. Zumindest die Bewerbungsunterlagen. Oder Zwischenzeugnisse, Beurteilungen, Krankenakten, irgendwas…
    Und was war überhaupt aus Levents Sachen geworden, die er in der Burg zurückgelassen hatte? Seine Bücher, seine Hefte, seine Klamotten, sein persönlicher Besitz? Er konnte doch unmöglich alles eingepackt haben und damit unbemerkt verschwunden sein. Unwahrscheinlich, dass seine entfernten Verwandten Ansprüche auf seine Hinterlassenschaft angemeldet hatten. Ausgeschlossen, dass man sein Eigentum einfach entsorgt hatte. Da die Ermittlungen bislang ohne Ergebnis geblieben waren, schien eine Rückkehr Levents zumindest nicht ausgeschlossen. Also hatte man sein Hab und Gut zusammengepackt und irgendwo verstaut. Mit etwas Glück würde er im Kellergewölbe fündig werden, wo Hausmeister Kunkel nicht nur Vorräte hortete, sondern auch die Fundsachen aufbewahrte.
    Nelson gähnte. Gleich morgen früh würde er sich um alles kümmern.
    Er drehte sich zur Seite. Gottfried hatte zu schmatzen aufgehört. Jetzt schlürfte er nur noch.
    Als Nelson die Augen schloss, blickte er in das Gesicht Judiths. In seiner Vorstellung lachte sie. Lachte ihn an. Nicht aus.
    Die Nacht war kurz. Als er aufwachte, hatte er das Gefühl, kaum geschlafen zu haben. Draußen war es noch finster. Gottfried grunzte zufrieden. Eine Stunde blieb er noch grübelnd im Bett liegen. Dann zog er sich leise an und ging hinunter in den Frühstückssaal. Er war der Erste. Eine verschlafen dreinschauende Küchenfee goss ihm eine Tasse Tee auf und schob ihm zwei Brötchen aufs Tablett. Am Büfett versorgte er sich mit Marmelade und Honig und balancierte sein Tablett ins hinterste Eck, wo er vor allzu neugierigen Blicken sicher sein würde.
    An diesem Morgen nämlich hatte er seine Kladde eingesteckt. Seine geheimen Aufzeichnungen, in die er sich während des Frühstücks vertiefte. Zwei Jahre Arbeit steckten darin, Hunderte von Nachtstunden, in denen er manchmal schier verzweifelt war, weil er die Knoten in seinem Hirn nicht hatte entwirren können. Am Ende jedoch hatte er für jedes Problem, das sich auftat, eine Lösung gefunden – für das Großvater-Paradoxon, den Informationsvorsprung und die Tatsache, dass es in ihrer Gegenwart nicht von Zeitreisenden wimmelte. Im Zentrum stand dabei die Parallelweltentheorie. Im Grunde war es so einfach. Astrophysiker hatten eine solche Möglichkeit schon vor Jahren in Erwägung gezogen: In jedem Augenblick spaltet sich das Universum in neue Universen auf. Reist man also in die Vergangenheit und verändert dort durch sein Einwirken ein Detail der Geschichte, so gilt dies nur für jenes Universum, in dem man sich gerade befindet. Fortan wird es sich auf seine Weise entwickeln, was aber auf andere Universen keinen Einfluss hat.
    So konnte Nelson in einem Paralleluniversum seinen Großvater besuchen und durfte in seiner eigenen Welt später trotzdem weiterleben. Einstein wäre hier das Genie und dürfte dort ein ausgemachtes Schlitzohr sein. Und die Besucher aus der Zukunft landeten nie im selben Universum, sondern verteilten sich auf Millionen und Abermillionen Welten.
    Das einzige Problem, das sich aus dieser Theorie für eine eigene Zeitreise ergab, war, wieder in die eigene Welt zurückzufinden. Dazu waren aufwändige Berechnungen nötig. Aber auch diese Nuss war zu knacken.
    Der Grund, warum Nelson mittlerweile so überzeugt davon war, dass Levent tatsächlich den Weg in die Zeit entdeckt hatte, war dessen Erwähnung des Lichts als Schlüssel einer jeden Zeitreise. Vor wenigen Jahren hatte der amerikanische Physiker Ronald Mallett eine Theorie entwickelt, auf der auch Nelsons Forschungen basierten: Wenn man zirkulierende Lichtstrahlen

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