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1227 - Verschollen im Mittelalter

1227 - Verschollen im Mittelalter

Titel: 1227 - Verschollen im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Smith
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tun«, flüsterte er. »Wetten?«
    Der dunkelhaarige Junge neben ihm grinste. »Plus/minus drei Sekunden, möchte man meinen. Worum wetten wir?«
    »Um ein Wunder«, raunte Nelson.
    Professor Winkeleisen räusperte sich. »Ist die Zeit absolut, wie es Sir Isaac Newton postuliert hat? Oder wollen wir bei unserer Festlegung lieber Albert Einstein folgen?« Er blickte in die Runde. »Betrachte ich Ihren neuen alten Mitschüler Levent Atasayar, meine Herrschaften, so bin ich geneigt, die Zeit als relativ zu betrachten.«
    Alle Augen richteten sich auf den dunkelhaarigen Jungen neben Nelson, der die Blicke selbstsicher erwiderte.
    »Er scheint sich«, fuhr Professor Winkeleisen fort, »in den zwei Jahren, da er unserer Lehranstalt familiärer Gründe wegen ferngeblieben ist, nicht im Mindesten verändert zu haben. Seltsam. Als ob… Ja, Judith…?«
    Fünf neonfarben lackierte Fingernägel, die eben noch wie kichernde Kolibris durch die Luft gezittert waren, setzten zum Landeanflug an. Ein Teenager mit blauschwarzer Ponyperücke im Stil der sechziger Jahre grinste in die Runde. »… als ob er mit annähernder Lichtgeschwindigkeit durchs All gereist und zwei Erdjahre später wieder auf seinem Heimatplaneten gelandet wäre.«
    Professor Winkeleisen blickte sie irritiert an. »Ja genau… ähm… das Zwillingsphänomen… Gut, sehr gut… aber wir wollen nicht vorgreifen.«
    Der Wind jaulte um die Burg, peitschte über den Burghof und fuhr so energisch in die uralte, knorrige Rotbuche, dass ihre bunten Blätter wie wild gewordene Schmetterlinge auseinander stoben.
    »Nun gut…« Professor Winkeleisen sammelte seine Gedanken. »Einstein und die Lichtgeschwindigkeit.« Versonnen schritt er zur Tafel und nahm ein Stück Kreide zur Hand. »Aus seiner berühmten Formel E=mc 2 lässt sich unter anderem ableiten, dass für den, der sich mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegt, die Zeit tatsächlich stillsteht, während…«
    »Professor«, unterbrach ihn ein schlaksiger Schüler mit mittelalterlicher Tonsur auf dem Kopf.
    »Luk?«
    »Hielt es Einstein auch für möglich, Licht auf Schneckentempo abzubremsen?«
    Professor Winkeleisen runzelte die Stirn. »Ähm… sicher… Worauf wollen Sie hinaus?«
    Nelson übernahm den Ball. »Er spielt auf die Theorien Ronald Malletts an. Licht verzerrt nach Einstein die Raum-Zeit. Je langsamer das Licht, desto stärker die Raumzeit-Krümmung. Ließe sich zirkulierendes Licht auf eine Geschwindigkeit, die gegen null tendiert, abbremsen, so könnte man auf diesem Lichtrotor in die Vergangenheit reisen, meinen Sie nicht?«
    Professor Winkeleisen atmete hörbar aus. »Sie wollen über Zeitreisen reden, warum sagen Sie das nicht gleich?« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ronald Mallett, Kip Thorne und nicht zuletzt Stephen Hawking haben unsere Fantasien beflügelt mit ihren hübschen Theoriegebilden. Aber meine Herrschaften – Theorie bleibt Theorie. Im göttlichen Bauplan sind keine Straßen in die Zukunft oder Vergangenheit verzeichnet. Wir reisen im Raum, nicht in der Zeit. Allein die Logik mag hier als Zeugin gehört werden. Kennt einer von Ihnen das Großvater-Paradoxon?«
    Nelson hustete vernehmlich. Levent folgte seinem Blick hinaus. Beide begannen lautlos zu zählen: »Vier, drei, zwei, eins…«
    Ein greller Blitz zuckte über die Fenster, der in einem gewaltigen Donner explodierte. Die Burg bebte. Schüler kreischten, andere duckten sich instinktiv. Professor Winkeleisen fuhr so heftig zusammen, dass er den Stuhl, auf den er sich gerade setzen wollte, verfehlte und auf den blank gewienerten Dielen landete.
    Nelson grinste. Levent streckte sich. Während sich Professor Winkeleisen mühsam hochrappelte und als einer der Letzten das Klassenzimmer verließ, schlenderten Luk und Judith zu ihren Freunden.
    Nelsons Hand verschwand in seiner Hosentasche. Als er sie wieder hervorzog, lag darin eine kleine Phiole mit einer roten Flüssigkeit. »Haben wir nicht um ein Wunder gewettet?«, fragte er. »Hier ist eines. Und es ist mindestens zweitausend Jahre alt.«

Anhang
     
     
     
    Satyendra Nath Bose (1894-1974), indischer Physiker, der wichtige Beiträge zur Statistischen Physik verfasst hat. Mit Albert Einstein hat er über die Gasförmigkeit der elektromagnetischen Strahlung gearbeitet. Nach ihm sind bestimmte Elementarteilchen, die Bosonen, und das Bose-Einstein-Kondensat benannt.
     
    Eric A. Cornell (geboren I960) und Carl E. Wieman (geboren 1951), Physiker an der University of

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