1228 - Der Monstervogel aus Atlantis
Erbe ihres Vaters, hatte sie abgelegt. Sie nahm die Waffe nur bei ihren »Einsätzen« mit, und das war hier in dieser friedvollen Zone nicht nötig.
»Toll«, sagte ich, »wirklich toll.«
»Was meinst du?«
»Du siehst noch immer so gut aus.«
»Hör auf. Das sagst du nur so.«
»Nein, ich meine es ernst. So alterslos eben.« Ich grinste.
»Man sieht dir deine mehr als zehntausend Jahre keinesfalls an.«
»Das konnte nur von dir kommen.«
»Es zeigt mir auch, dass ihr es gut gehabt habt.«
»Ja, das stimmt. In der letzten Zeit ist es ruhig gewesen, doch das kann sich ändern.«
»Deshalb bin ich wohl hier - oder?«
»Kann man so sagen«, meinte Myxin.
Ich ging nicht näher darauf ein, sondern schaute mich übertrieben suchend um. »Ich sehe dich, Kara, auch Myxin, aber ich denke, da fehlen noch zwei Personen.«
»Der Eiserne Engel ist unterwegs«, sagte Myxin nur.
»Und Sedonia?«
»Sie auch.«
»Hängt das irgendwie mit meinem Erscheinen zusammen?«, wollte ich wissen.
»Das kann sein«, gab er zu, »aber darum solltest du dir keine Gedanken machen.«
»Mach ich mir trotzdem. Jedenfalls braucht ihr mich, sonst hättet ihr mich nicht geholt.«
»Das ist wahr.«
»Und worum geht es?«
Myxin lächelte und warf Kara einen Blick zu, während er den Kopf schüttelte. »Er ist noch wie immer - oder?«
»Ja, sehr forsch.«
»Ich möchte zum Ziel kommen«, verteidigte ich mich.
»Alles der Reihe nach«, sagte Myxin.
Kara bot mir etwas zu trinken an. Ich lehnte nicht ab, und sie verschwand im Hintergrund der Hütte, während ich mir einen Stuhl herbeizog und mich setzte.
Auch Myxin setzte sich. Er sagte allerdings nichts und wartete, bis Kara mit den Getränken erschien. Sie verteilte die Gläser, in denen eine milchige Flüssigkeit schwamm, bei der ich nicht herausfinden konnte, woraus sie gemixt worden war.
Sie war kalt, und diese Kälte verteilte sich auch auf die Gläser. Ich nahm meines zwischen beide Hände, probierte und musste sagen, dass es mir schmeckte.
Kara lächelte, als sie sah, dass ich das Glas zur Hälfte leerte.
»Und? Wie bekommt es dir?«
»Fantastisch. Was ist es?«
»Früchte, Saft und Wasser.«
»Aha. Es hört sich gut an und schmeckt ausgezeichnet.« Ich wollte nicht weiter fragen und meine Neugierde zeigen, sondern warten, bis die beiden zur Sache kamen.
Kara, die mir meinen Zustand ansah, nickte mir zu. »Nun frag schon, John.«
»Gerne. Worum geht es?«
»Um einen Feind«, sagte Myxin.
»Aha.«
»Um Gryx!«
Ich schaute Kara fragend an. Ich erhielt keine Antwort, denn sie schüttelte nur den Kopf.
»Um Gryx, John!«
»Ja, ja, das habe ich gehört. Aber wer, zum Teufel, ist dieser komische Gryx?«
Die Schöne aus dem Totenreich lächelte mich versonnen an.
»Komisch ist Gryx nicht, davon musst du schon mal ausgehen. Er ist verdammt gefährlich.«
»Ist er ein Tier? Ein Monster? Oder…«
»Mehr ein Monster.«
»Ein Vogel«, fügte der neben Kara sitzende kleine Magier hinzu.
Beide saßen mir gegenüber und sahen jetzt, wie ich leicht den Kopf schüttelte. »Habe ich wirklich den Begriff Vogel gehört? Er soll ein Vogel sein?«
»Und wie«, murmelte Myxin.
»Ein Adler, ein…«
»Ja und nein«, unterbrach mich Kara. »Er ist kein Adler im eigentlichen Sinne. Und doch ist er so etwas Ähnliches. Man kann ihn auch als einen Monstervogel bezeichnen. Gryx ist nicht nur groß, er ist sogar riesig, wenn du verstehst.«
Ich schüttelte den Kopf. »Im Moment noch nicht, muss ich ehrlich sagen. Ich muss erst umdenken. Momentan klingt mir das alles zu märchenhaft. Aber ich weiß auch, dass es kein Märchen ist, sonst wäre ich nicht hier.«
»Er hat in Atlantis gelebt«, sagte Myxin.
Ich nickte ihm zu. »Ja, das dachte ich mir. So etwas kann nur aus deiner Heimat stammen. Hat er denn etwas mit den Vogelmenschen zu tun, die der Eiserne Engel damals angeführt hat?«
»Nein«, wurde ich von dem kleinen Magier belehrt. »Im höchsten Falle indirekt.«
»Und was bedeutet das wieder?«
»Dass er diese Vogelmenschen gefressen hat. Das muss man schon so hart sagen.«
Der Begriff »gefressen« war gefallen, und ich musste schlucken. Etwas klemmte in meiner Kehle fest. Ich merkte, wie mir der Schweiß auf die Stirn trat, als ich mir vorstellte, wie es aussehen würde, wenn ein Vogel einen Menschen verschlang.
»Worüber denkst du nach, John?«
»Ist doch klar. Über ihn.«
Kara lachte, und es klang nicht freudig. »Du kannst es dir nicht vorstellen -
Weitere Kostenlose Bücher