1228 - Der Monstervogel aus Atlantis
Druck mehr um mich herum, und ich hatte auch den Kontakt mit dem Boden verloren. Es war alles anders geworden, und von mir war nur noch der Geist vorhanden.
Ich sah auch Myxin nicht. Ich spürte ihn nicht mal, obwohl er mich an beiden Händen hielt, damit ich ihm nicht entwischen konnte. Aber ich hörte meinen eigenen Herzschlag. Er gab mir die Gewissheit, noch vorhanden zu sein.
Plötzlich war ich da!
Es war alles anders geworden. Die Luft drang nicht zu warm, nicht zu kalt in meine Lungen hinein, als ich tief Atem holte.
Es war alles so wunderbar, denn ich hatte auch einen innerlichen Push erhalten und spürte den leichten Wind, der über mein Gesicht blies und nicht die verdammte Schwüle mitbrachte, sondern den Geruch von frischem Gras und Sommerblumen, sodass mir wieder der Begriff vom ewigen Frühling in den Sinn kam.
»Träumst du, John?«
»Nein.«
»Dann öffne die Augen.«
»Warte noch.«
Myxin lachte. »Du tust, als würdest du das erste Mal hier bei den Steinen sein.«
»Das kommt mir beinahe so vor. Es ist schließlich lange her, seit ich hier zum letzten Mal gewesen bin.«
»Und es hat sich nichts verändert, John.«
»Stimmt!« Bei dieser Antwort hatte ich die Augen geöffnet und sah tatsächlich das Bild, das ich von früher her kannte.
Mächtig standen sich die vier Steine gegenüber. Sie bildeten jeweils die Ecken eines Quadrats. Sie bestanden aus einem grauen Material, das allerdings nicht glatt geschliffen oder poliert war, sondern eine unruhige Oberfläche zeigte mit Kanten und kleinen Einbuchtungen.
Die ewige Musik des plätschernden Bachs war ebenfalls vorhanden. Das kristallklare Wasser schoss gurgelnd und schäumend durch das schmale Bett. Es hüpfte über die Steine.
Es bildete Wirbel und Kreise und war einfach eine erfrischende Wohltat. Im Hintergrund ragten die Bäume hoch, die ebenfalls nie ihr Blattwerk verloren und schon immer so ausgesehen hatten, seit ich dieses Gebiet hier kannte.
Es gab auch die beiden Blockhütten. Auch bei ihnen hatte sich nichts verändert. Das Holz zeigte keine Verwitterung, aber es hatte eine gewisse Patina erhalten. So war das Material von einem sanften grünen Schimmer überdeckt worden.
»Nun?«
Ich lachte Myxin an. »Es ist wie immer.«
»Hast du etwas anderes erwartet?«
»Nicht, wenn ich ehrlich sein will.«
»Dann ist es ja gut.«
Ich atmete noch einmal die frische Luft ein und wunderte mich, dass die anderen Bewohner sich noch nicht gezeigt hatten, aber das würde noch kommen. »Du hast mich also geholt, und jetzt bin ich gespannt, was der Grund dafür ist.«
»Er liegt nicht hier.«
»Das habe ich mir schon gedacht.«
Myxin sagte nichts und ging vor. Sein Ziel war die offene Tür der Blockhütte, die Kara und er sich teilten. Da ich dem kleinen Magier folgte und um einiges größer war als er, konnte ich einen Blick in das Haus werfen.
Sie war dort!
Ich sah sie neben dem Fenster stehen, und ein Lächeln legte sich auf meine Lippen.
Kara, die Schöne aus dem Totenreich. Hätte man damals den Begriff schon gekannt, man hätte sie als Supermodel aus Atlantis bezeichnen können. Sie war wunderschön. Das lange schwarze Haar umrahmte ein ebenmäßiges Gesicht, in dem besonders die dunklen Augen auffielen, die stets ein Geheimnis verborgen hielten, sodass der Betrachter Kara auch als ein Rätsel ansehen konnte.
Die weichen Lippen des Gesichts, der schöne Mund, die feine Haut, das alles passte wunderbar zu der Tochter des Delois, eines Mannes, der in Atlantis zu den Mächtigen gehört hatte, denen auch ein großes Wissen mitgegeben worden war.
Er lebte nicht mehr, aber Kara hatte überlebt. Sie war vor dem Untergang in das Totenreich eingegangen, nachdem sie einen Tropfen des Tranks des Vergessens zu sich genommen hatte, und so hatte sie die gut 10.000 Jahre überleben können.
»John…«
Ich wollte lachen und meine Freude zeigen, aber ich kam nicht dazu, denn sie flog mir förmlich entgegen und warf sich so heftig in meine Arme, dass ich beinahe gefallen wäre.
Himmel, war das eine Begrüßung. Ich hob sie an, ich wirbelte sie um die eigene Achse, und es war nicht festzustellen, wer sich von uns beiden mehr freute.
Schließlich setzte ich sie ab, hielt aber ihre Hände fest und schaute sie wieder von oben bis unten an. Sie trug ein dunkelrotes Kleid, das nicht zu eng geschnitten war. Es war schlicht, aber es passte zu ihr, die nie viel Aufhebens wegen sich gemacht hatte. Das Schwert mit der goldenen Klinge, ein wichtiges
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