1230 - Psychofrost
Hilfsmaßnahmen für Zülüt sollten sofort anlaufen. Doch in die Erleichterung mischte sich Besorgnis.
Was veranlaßte die Eisigen zu diesem fluchtartigen Aufbruch? Spielten in diesem Zusammenhang die Strukturerschütterungen eine Rolle, die man im Sternentunnel angemessen hatte? Und wieso hatten die Eisigen so plötzlich ihren Amoklauf eingestellt?
Um auf diese Fragen eine Antwort zu erhalten, blieb uns nur wenig Zeit. Die Eisigen aus der Minuswelt und die Hanen von Zülüt, die unter der Einwirkung der metamorphischen Komponente des Psychofrosts zu Eisigen geworden waren, strömten bereits an Bord der beiden Diskusschiffe. Andere Eisige starteten mit Yürns Space-Jet und einigen Orbitalfähren zur KISCH.
Der Medien-Tender!
Seit der Landung auf Zülüt hatte ich ihn völlig vergessen, und jetzt schien er für mich endgültig verloren. Um jeden Preis mußte ich verhindern, daß die Eisigen mit der KISCH das Pliyirt-System verließen.
Ich drängte Perry Rhodan, unverzüglich einige Großraumschiffe der THEBEN-Klasse von der BASIS anzufordern und die Eisigen an der Flucht zu hindern. Rhodan lehnte ab.
So lange wie möglich wollte er jede militärische Konfrontation mit den Eisigen vermeiden.
„Du bist ein Phantast!" beschuldigte ich ihn. „Schau dich doch um! Schau dir an, wie es auf Zülüt aussieht! Das ist das Werk der Eisigen. Bei allen Sternen, diese Geschöpfe sind verrückt. Willst du warten, bis sie den nächsten bewohnten Planeten verwüstet haben?
Weißt du nicht mehr, was dieser Yürn uns angedroht hat?"
„Ich kann mich sehr gut an Yürns Botschaft erinnern", erwiderte Rhodan.
„Dann muß dir klar sein, daß die Eisigen unsere Feinde sind."
Er schüttelte den Kopf. „Ich glaube vielmehr, daß die Eisigen uns für Feinde halten, und das ist ein gewichtiger Unterschied. Sie leiden und glauben, daß wir für ihre Leiden verantwortlich sind. Wir werden herausfinden, was sie quält, und dann nach einer Lösung suchen. Jeder Eisige war früher einer von uns, sie sind Opfer des Kälteelements. Wir sind verpflichtet, ihnen zu helfen."
Ich verzichtete auf weitere Einwände.
Nicht, weil Rhodan mich überzeugt hatte. Schon zu diesem Zeitpunkt gab es für mich keinen Zweifel, daß der Dekalog hinter dieser Teufelei steckte und daß die Eisigen - ob nun bewußt oder unbewußt - für Kazzenkatt arbeiteten.
Aber mir war ein Gedanke gekommen.
Es wurde Zeit, daß ich mich wieder ums Geschäft kümmerte. Ich wollte den Aufbruch der Eisigen von Zülüt filmen. Der Discobot meines SERUNS hatte mit den Spezialkameras und Mikrofonen, die in die Innen - und Außenseite des Helms integriert waren, all das auf gezeichnet, was ich seit der Landung gesehen und gehört hatte.
Für meinen geplanten Exklusivbericht über die Eisige Schar fehlte noch der passende Abschluß. Der Start der beiden Diskusschiffe schien mir dafür am geeignetsten. Doch es war glatter Selbstmord, sich in die Nähe dieser vielen tausend Eisigen zu begeben. Die Aura aus Psychofrost hatte in einem Umkreis von dreißig Kilometern die Temperatur auf - 200 Grad Celsius sinken lassen. Die Atmosphäre war in diesem Bereich verflüssigt worden. Das so entstandene Vakuum sog Luftmassen aus der Umgebung an, die dann rasend schnell abkühlten und als wolkenbruchartiger Sauerstoff- und Stickstoffregen niederfielen. An der Peripherie der Kältezone tobten Stürme.
Vor den Naturgewalten hätte mich der SERUN zwar geschützt, aber nicht gegen den Psychofrost.
Er würde mich in einen Eisblock verwandeln, ehe ich den Schiffen nahe genug kommen konnte, um vernünftige Aufnahmen zu machen. Ich würde hilflos in der Kältezone liegen, bis die Eisigen von Zülüt verschwanden und der Psychofrost aus meinen tiefgekühlten Gliedern wich. Oder die Eisigen würden mich finden und zu sich an Bord holen, und ich würde unter dem Einfluß der metamorphischen Komponente selbst zu einem Eisigen werden...
Keine angenehmen Aussichten.
Trotzdem wagte ich es.
Nicht aus eigenem Antrieb. Das Krehl war dafür verantwortlich. Das Krehl wußte von Tormsen Vary. Auf irgendeine Weise hatte das Krehl von Varys Ankunft erfahren, und es wußte, daß Vary der Kopf der Eisigen Schar war.
Ich glaubte sogar, daß das Krehl schon lange vor der ersten Manifestation des Psychofrosts über die Eisigen informiert war. Es kannte die Gefahr seit etwa einem Jahr seit es sich an Satzinger herangemacht und das Vertrauen des jungen Terraners erschlichen hatte ,und es ist gewiß kein Zufall,
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