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1234 - Piratensender Acheron

Titel: 1234 - Piratensender Acheron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war bereits der zweite.
    Anne war noch nicht aus Terrania zurück, und das beschäftigte ihn. Kurz zuvor waren in den Nachrichten Bilder aus Terrania und anderen Millionenstädten gezeigt worden.
    Daraus ging hervor, daß die Terraner in Massen zu den Virensäulen pilgerten und diese förmlich belagerten. Anne war in der gleichen Absicht nach Terrania gereist, nämlich um das Virenimperium zu befragen. Er hatte ihr das vergeblich auszureden versucht.
    Wenn er sich die Bilder vom Platz vor dem HQ-Hanse in Erinnerung rief, so wunderte es ihn nicht, daß Anne noch nicht zurück war. Dabei war es bereits nach Mitternacht.
    Vermutlich war sie irgendwo in der Menge eingekeilt.
    Aber Leo fand nicht nur wegen Anne keinen Schlaf, seine Assistentin war seine geringere Sorge. Iris beschäftigte ihn viel mehr. Er hatte das Gefühl, daß sie dem Höhepunkt einer Krise zustrebte.
    Die beiden kurz aufeinanderfolgenden Vorfälle gaben ihm zu denken. Für ihn gab es keinen Zweifel, daß sie für die Implosion der Bildwand während eines Interviews mit Stronker Keen verantwortlich war. Zu derselben Ansicht waren auch die Pädis gekommen, aber die sofort eingeleitete Untersuchung Iris brachte keinerlei Ergebnisse; an ihr konnte keine Veränderung festgestellt werden.
    Den ändern Zwischenfall konnte Leo nicht recht einordnen. Er war nicht sicher, ob er nicht nur einer Illusion aufgesessen war, als er die Xeno-Blumen in Iris Hand welken und sich wieder erneuern sah. Mike hatte dasselbe gesehen, aber das schloß Hypnose nicht aus.
    ... dem Phönix aus der Asche gleich! Hatte Iris durch eine Vision diese Zeile aus Mikes Gedicht bestätigen wollen? Irgendwie hatte Leo das Gefühl, daß Mike mit seiner Dichtung Iris Probleme sehr gut umrissen hatte. Aber Mike hatte selbst nicht sagen können, was genau er damit ausdrücken wollte.
    „So sehe ich Iris eben", hatte er gesagt. „Aber ich bin kein Therapeut, ich kann ihr Problem nicht lösen."
    „Ich bin auch kein Therapeut", sagte Leo laut zu sich. „Nein, das bin ich wirklich nicht.
    Kann ich Iris oder irgendeinem der anderen Zöglinge überhaupt Lebenshilfe geben?"
    Er hatte nicht selten solche Stunden, da er an sich zu zweifeln begann. Speziell, wenn er einen oder zwei Drinks intus hatte. Aber schuld daran waren nicht die Drinks.
    Ihm war etwas bang um Iris. Er fürchtete um die Zukunft der Terraner. Aber war er inzwischen nicht selbst schon zu einem dieser „satten, selbstzufriedenen und dekadenten Bürger des irdischen Utopias" geworden, das Krohn Meysenhart anprangerte?
    „Leo, gestehe es dir ehrlich ein, ob du nicht vielleicht gar wieder dorthin zurückgekehrt bist, woher du gekommen bist", sagte er zu sich.
    Es war fünf Jahre her, daß die Bekanntschaft mit Krohn Meysenhart seinem Leben die entscheidende Wende gegeben hatte.
    Er war damals 25 gewesen und konnte bereits auf ein dreijähriges Praktikum als Diplom-Psychologe im regionalen Lebensberatungsdienst des Großraums Wien zurückblicken. Er hatte seine Arbeit gewissenhaft und getreu den Vorschriften verrichtet, eine steile Karriere war ihm bei Beibehaltung dieses Kurses gewiß.
    Da war Krohn Meysenhart in sein Leben geplatzt. Meysenhart arbeitete damals an einer Sendereihe über das Leben auf Terra.
    Es hatte ganz harmlos damit begonnen, daß Leo Fragen über seine Tätigkeit zu beantworten hatte. Was es mit den psychologischen Tests, den psychometrischen Vermessungen, der prognostischen Valenz und dem ganzen Drum und Dran auf sich habe, das zum Komplex der Psycho-Hygiene gehörte. Irgendwann stellte Meysenhart dann die Frage, ob es beim Lebenshilfeprogramm darum gehe, „aus Wölfen Schafe" zu machen, und so wurde aus der Plauderei ein heftiges Streitgespräch. Am Ende war Leo fix und fertig, und er fühlte sich als „Schlächter der Schafe", als „Beschneider des Individualismus" und sogar als „Meuchelmörder der Kreativität".
    Kurzum, er quittierte seinen Dienst bei der terranischen Lebensberatung und gründete auf Anraten und mit Unterstützung von Meysenhart diese Heimstätte für „terrageschädigte" Kinder, die hier frei von allen gesellschaftlichen Zwängen und sozialpolitischen Hemmnissen aufwachsen sollten. Meysenhart beschaffte die staatliche Genehmigung und verhalf ihm sogar zu finanziellen Zuschüssen aus dem Budget der LFT.
    Diese Förderung wurde ermöglicht, weil Leos offizielle Zielsetzung lautete, daß er sich der psychologischen Betreuung all jener jungen Terra-Bürger annehmen wolle, die durch die

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