1238 - Zentrum des Kyberlandes
WAND die richtige Bedeutung zugemessen, ohne allerdings etwas über die Hintergründe zu wissen.
Vauns Warnung fiel ihm wieder ein. Der Technotor hatte sofort in den eingedrungenen Fremden die Urheber vermutet. Niemand hatte es glauben wollen, denn die Ritter der Tiefe waren aus einem Vitalenergiespeicher gekommen und konnten kein Grauleben sein.
Sie waren auch keines, aber sie hatten den Auftrag, das Kyberland grau werden zu lassen und die Jaschemen zur Flucht zu zwingen.
Rarg sah Nald an. Der Technotor bewegte verunsichert die Augen.
„Er sieht es ein und bittet dich um Entschuldigung, Hurgenos", brummte er. „Er gibt nach. Wir werden Seite an Seite gegen die Eindringlinge kämpfen!"
„So ist es recht", bekräftigte der Einsame der Tiefe. „Und war der Ablauf der Geschehnisse nicht der, daß kurz nach dem Eintreffen der Ritter der Tiefe die ersten Strukturrisse in der WAND entstanden, so daß das Grauleben eindringen konnte? Auch dafür sind die drei Ritter verantwortlich. Sie haben Caglamas Vlot und Fordergrin Calt in ihre Gewalt gebracht, manipulieren die Schwerkraft- und die Atmosphärefabrik und befinden sich auf dem Weg zum Technotorium."
Hurgenos Rarg versuchte vergeblich, das Zittern seines Körpers zu verbergen. Es gelang ihm nicht, und er stand ein wenig beschämt und verloren vor dem Einsamen der Tiefe. Dessen Augen funkelten ihn an, und er verfiel ihrem Bann und verlor für einige Zeit jegliches Zeitgefühl. In ihm war ein tiefer Abgrund, und dieser Abgrund füllte sich langsam mit grauem Licht.
Grauleben, erkannte er, aber er konnte nicht lokalisieren, wo sich dieses befand. Es konnte nur im Grenzland sein.
„Es ist ungeheuerlich!" schrie Korvenbrak Nald aus. „Es ist ein heimtückisches, tödliches Spiel, das die Raum-Zeit-Ingenieure mit uns treiben. Nie wird es so kommen. Wir werden es nicht erlauben. Wir werden kämpfen bis zum letzten Augenblick. Niemand hat jemals die Jaschemen besiegt!"
Er hatte sich an Hurgenos Rarg festgeklammert und diesen aus seiner Trance gerissen.
„Er hat recht", stieß er hervor. „Nald ist endlich bekehrt. Hätten wir nur gleich zugeschlagen!"
„Es war das einzig Richtige, daß ihr zuerst das Dach aufgesucht habt. Ihr müßt es gespürt haben, daß ich auf euch wartete. Das unsichtbare Gespinst der Verbundenheit zwischen den Jaschemen ist stark, und zwischen uns dreien ist es nun noch stärker geworden."
Die Augen des Einsamen glitzerten finster.
„Vernichtet die Ritter der Tiefe!" ermahnte er die beiden Technotoren. „Achtet nicht auf ihren Status. Status ist tödlich! Also tötet sie, alle drei! Das ist das oberste Gebot. Sterben die Ritter, wird sich auch die WAND wieder stabilisieren und der Graueinfluß verflüchtigen. Dann ist das Reich der Jaschemen gerettet!"
Er schwieg, und die beiden Technotoren setzten sich in Bewegung. Wut erfüllte sie, und sie machte sie fast blind. Sie stürmten auf den Antigrav zu, und hinter ihnen klang noch einmal die Stimme des Einsamen auf.
„Vergeßt keines meiner Worte", rief er. „Alle Jaschemen müssen sie erfahren. Der siebte Zeitabend ist bereits vorbei!"
Zwei der Nebelwölkchen um die Spiralen rasten auf die beiden Technotoren zu und verharrten kurz über ihren Köpfen, ohne daß sie es merkten. Sie lösten sich auf, und in den Jaschemen erwachte bittere Entschlossenheit Sie waren zu absoluten Gegnern der Ritter der Tiefe geworden, und sie würden dafür sorgen, daß die Worte und Forderungen des Einsamen der Tiefe in Erfüllung gehen würden. Noch nie hatte es einen Fall gegeben, in dem der Rat des weisen alten Mannes nicht befolgt worden wäre.
Als die Kraft des umgepolten Antigravs nach ihm griff, warf Rarg nochmals einen Blick hinüber auf das Dach. Die Gestalt des Einsamen war verschwunden, das Transmissionsfeld erloschen.
Nur die Düsternis war geblieben, aber der Technotor empfand sie als angenehm.
*
Die Rückkehr der beiden Jaschemen in die Kommunikationszentrale wurde zum Wettlauf gegen die Zeit. Rarg und Nald schickten eine Kybereinheit mit der wichtigsten Botschaft voraus, und als sie in der Hohlkugel ankamen, da wurden sie von Jaschemen empfangen, die sich vor Zorn kaum mehr beherrschen konnten, als die beiden noch immer schwiegen. Erst als fiebrige Ruhe eingekehrt war, berichteten sie abwechselnd von ihrem Gespräch mit dem Einsamen. Glühender Eifer lag in ihren Stimmen, und sie rissen die Zuhörer ohne Ausnahme mit.
Die Raum-Zeit-Ingenieure als Mörder und Volksgeißel,
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