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124 - Auf der Todesgaleere

124 - Auf der Todesgaleere

Titel: 124 - Auf der Todesgaleere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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die Baumteufel um die Leibesmitte geschlungen hatten.
    An diesen lilienähnlichen Gewächsen hängend, ließen sich die weißen Teufel aus den Baumkronen fallen. Die Pflanzen dehnten sich, ohne zu reißen, und so entstand der Eindruck, als würden die Teufel zu mir herabschweben.
    Sie hatten weiße Hörner und weiße Ziegenbärte. Auch der weiße Pferdefuß fehlte nicht. Sie waren kleiner als ich. Dennoch mußte ich sie fürchten, denn sie waren mir zahlenmäßig weit überlegen.
    Es wimmelte nur so von weißen Teufeln um mich herum. Ich begriff sehr schnell, daß ich sie mir nicht lange vom Leib halten konnte, deshalb wollte ich nicht kämpfen, sondern lieber mein Heil in der Flucht suchen.
    Geduckt rannte ich los. Ich stieß die Hände zurück, die mich aufzuhalten versuchten, wich meinen Gegnern aus, schlug Haken wie ein Hase, hetzte im Slalom zwischen den eng beisammenstehenden Bäumen hindurch.
    Die weißen Teufel versetzten sich in Pendelbewegung, schwangen hinter mir her, und die langen Pflanzenbänder dehnten sich so, wie die Teufel es wollten.
    Weiße Arme schlangen sich um meinen Hals. Ehe sie zudrückten, ließ ich mich fallen. Ich rutschte diesem einen Teufel aus dem Griff, geriet aber dadurch in die Gewalt einiger anderer Feinde, die jetzt sehr schnell zupackten und mich so hielten, daß ich mich nicht mehr wehren konnte.
    Nun strafften sich die Pflanzenbänder, und es ging aufwärts mit uns. Noch nie hatte ich einen außergewöhnlicheren Aufzug benützt. Der »Lift« brachte mich in eine schwindelerregende Höhe.
    Dort oben stellte ich fest, daß die Teufel die Baumkronen miteinander verbunden hatten. Matten aus geflochtenen Zweigen waren darauf ausgelegt, und auf diesen standen geflochtene Hütten, die mich an ausgehöhlte Kürbishälften erinnerten.
    Alles Leben spielte sich hier oben ab. Von unten konnte man es nicht sehen. Ein ganzes Teufelsdorf stand hier. Der Boden unter meinen Füßen - diese geflochtenen Matten - gab bei jedem Schritt nach. Man brauchte eine eigene Technik, wenn man hier sicher auf den Beinen stehen wollte. Den weißen Teufeln fehlte es nicht an der nötigen Übung, aber mir.
    Ich kam mir vcr, als würde ich über ein riesiges Wasserbett gehen. Jeder Schritt war ein Balanceakt für sich. Ich hätte wohl ständig auf dem Bauch gelegen, wenn die weißen Teufel mich nicht festgehalten hätten.
    Sie führten mich zu einer großen weißen Hütte. Ich konnte sicher sein, daß dort ihr Anführer - der Oberteufel, oder wie immer man ihn nennen wollte -, wohnte.
    Die Pflanzenbänder hatten sie mit einem schnellen Griff abgestreift. Ich nahm an, daß niemand vor ihnen sicher war. Jeder, der unter ihrem Dorf durchzugehen versuchte, wurde von ihnen angegriffen, überwältigt und hochgeholt.
    Sie sprachen kein Wort. Vielleicht waren sie stumm. Ich sah nackte weibliche Teufel mit geschmeidigen, schlanken Körpern und kleinen, fast flachen Brüsten, die sich in die Hütten zurückzogen.
    Anscheinend war das, was mit mir geschehen sollte, »Männersache«. Einer der weißen Teufel, die über mich hergefallen waren, verschwand in der großen Hütte.
    Um Bericht zu erstatten? Aus der Hütte kam ein dumpfes Knurren, und gleich darauf begann sich der Boden unter uns stark zu bewegen.
    Der Anführer der weißen Teufel schien mehrere Zentner zu wiegen. Zuerst kam der schmale Teufel aus der Hütte, und dann erschien der Herr der weißen Teufel.
    Er war doppelt so groß wie seine Untergebenen. Auch seine Haut war so weiß wie frisch gefallener Schnee, aber seine Hörner waren gelb und wie die eines Widders nach unten gebogen.
    Und seine Augen glühten rot. Sein Anblick war furchterregend. Anscheinend konnte auch er nicht sprechen, jedenfalls machte er sich nur mit geknurrten oder gegrunzten Lauten verständlich.
    Seine Untergebenen wußten, was er wollte.
    Ich wußte es merkwürdigerweise auch: mich!
    Es war anscheinend sein Privileg, Gefangene zu töten. Noch wußte ich nicht, auf welche Weise er es tun würde, aber auf diese Frage sollte ich sehr schnell eine Antwort bekommen.
    Man brachte ihm Stulpenhandschuhe aus schwarzem Leder, in die er seine Hände stieß. Sie reichten ihm fast bis an die Ellbogen, und die Finger waren mit blinkenden, rasiermesserscharfen Metallkrallen versehen.
    Ich war davon überzeugt, daß sich in diesen Handschuhen eine besondere Kraft befand. Der Oberteufel vertraute ihnen so sehr, daß es ihm nicht einmal wichtig erschien, seinen Untergebenen zu befehlen, mich zu

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