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124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

Titel: 124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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dass dieser Befehl aus Rücksichtnahme geschah. Brennan kam es
darauf an, dass Ted sie nicht wie einen Sack in den Sarg plumpsen ließ, weil
sie erhalten bleiben sollte. Wenn sie aus dieser Höhe fiel und sich dabei das
Genick brach, war Brennans Experiment gescheitert. Mit einer Leiche konnte er
nicht mehr viel anfangen.
    Ted ging in
die Hocke. In seinem breitflächigen, stupiden Gesicht regte sich kein Muskel. Morna
Ulbrandson war schlank und für ihn leicht wie eine Feder. Er legte sie in den
Sarg und Brennan klappte ohne ein weiteres Wort den massiv gläsernen Deckel
darüber. Er passte genau auf den Rand wie der Deckel auf ein Einmachglas.
    Die Schwedin
atmete tief und ruhig und versuchte ihren rasenden, unregelmäßigen Herzschlag
unter Kontrolle zu bringen. Kalter Schweiß bedeckte ihre Stirn. Sie starrte
ihre Widersacher an, kein Wort jedoch kam über ihre Lippen. Sie wusste, dass es
sinnlos war, Brennan anzusprechen und um Gnade zu bitten. Dieser Mann war so
verrückt und in diesem bestimmten Punkt so unzugänglich wie sein menschlicher
Roboter, den er sich geschaffen hatte. Klappernd schloss sich der Deckel. Aus
der Tiefe, flach auf dem Rücken liegend, starrte Morna Ulbrandson durch den
gläsernen Deckel. Ihr entging nichts. Gedämpft vernahm sie Brennans nächsten
Befehl an Ted.
    „Hochheben!“
    Die gläsernen
Wände des Sarges waren dick, und der ganze Behälter übertraf das Gewicht eines
herkömmlichen Holzsarges um das Doppelte. Ein Mann allein konnte einen Holzsarg
mit Inhalt nicht tragen. Da waren mindestens zwei Personen notwendig. Ted,
dessen natürliche Körperkräfte noch forciert worden waren, machte sich darüber
keine Gedanken. Für ihn gab es offenbar auch keinerlei Hindernisse. Er ging in
die Hocke, schob seine Hände unter den auf Rollen stehenden Glassarg und
wuchtete ihn empor. Er wankte, und Morna im Innern des Sarges hatte das Gefühl,
auf den schwankenden Planken eines in Seenot befindlichen Schiffes zu liegen.
Ted atmete tief durch, kam dann wie ein Gewichtheber aus der Hocke hoch und
schob sich den langen, unhandlichen Behälter kurzerhand auf die Schulter. Der
Verrückte verfügte über immense Kräfte.
    Brennan
schloss eine Tür auf, die aus dem Raum führte, und ging voraus durch einen
handtuchschmalen, kahlen Korridor. Der Verputz war so miserabel. dass
stellenweise das Mauerwerk zu sehen war. Der Flur war schmutzig und endete vor
einer Tür, an der Brennan den Riegel zurückzog. Vor ihm lag ein ungepflegter
Innenhof, ringsum von hohen, klobigen Mauern umhüllt. Dieser völlig in sich
abgegrenzte Hof war von keiner Seite einsehbar. Zwei Mauern wurden durch die
Wände des großen, fabrikartigen Ziegelsteingebäudes gebildet. Auf dieser Seite
der Mauern lag kein einziges Fenster. Der Boden im Hof war holprig und weich.
Die Umrisse von kleineren und größeren Erdhügeln waren in der Dunkelheit zu
erkennen. An den Mauern entlang wuchsen hohe Gräser und Unkraut. Ein Teil des
Bodens sah aus, als wäre er mehrmals umgegraben worden, und dort, gleich links
vor der Mauer, steckte eine Schippe in der aufgeworfenen Erde. Daneben befand
sich eine Grube, groß genug, um einen Sarg aufzunehmen. Morna Ulbrandsons Grab!
    Die Schwedin
konnte durch die gläsernen Wände alles erkennen, und Grauen erfüllte sie, als
sie erkannte, dass es jetzt ernst wurde. Der Sarg wurde abgesetzt, herunter auf
dicke Taue. Brennan zündete zwei Fackeln, die an Fuß- und Kopfende der Grube
standen, an. Das flackernde, bernsteinfarbene Licht ließ die Atmosphäre noch
gespenstischer erscheinen.
    Dann wurde
der Glassarg mit den Seilen in die Grube hinuntergelassen. Die dunkle Erde zu
beiden Seiten trat in Mornas Blickfeld. Oben am Rand der Grube ragten die
beiden dunklen Gestalten empor, die die Seile durch ihre Finger gleiten ließen.
Gegen das dunkle, nur von einzelnen Sternen durchsetzte Himmelszelt hoben sich
die Silhouetten der beiden Männer ab. Brennan untersetzt und kleinwüchsig. Ted
breitschultrig und muskulös, ein wahrer Muskelberg.
    Eineinhalb
Meter tief war die Grube. Dann berührte der Boden den Grund der Gruft. Durch
den Sarg ging ein Ruck. Er stand.
    „Graben!“
    Durch den
geschlossenen Deckel vernahm Morna die dumpfe, ferne Stimme. Brennan drückte
seinem Faktotum die Schaufel in die Hand, und der Geistesgestörte begann
schnell und kraftvoll zu graben. Die Seile wurden nicht unter dem Sarg
weggezogen. Die Enden lagen oben über dem Rand des Grabes. Dumpf fiel die erste
Schippe voll Erde auf

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