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124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

Titel: 124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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den
goldenen Rahmen ab. In dem Moment, als er ihn herumwuchtete und von der Wand löste,
erlosch der wolkige Nebel, als hätte ihn jemand mit einem Projektor aus dem
Unsichtbaren darauf projiziert. Die Stelle an der Wand, wo der Rahmen gehangen
hatte, unterschied sich in nichts vom Aussehen der anderen Mauern. Die
Oberfläche war rau, kalt und rissig. Und - fest.
    „Was haben
Sie mit dem Ding vor, Mister Brent?"
    „Ich werde
den Rahmen verbrennen, Mister Parker-Johnson. Draußen im Hof. Jetzt sofort.
Wenn er der auslösende Faktor für gewisse Ereignisse war, wenn durch ihn der
böse Geist Lady Myras verbreitet oder weitergegeben wurde, dann muss sich alles
wieder normalisieren, wenn es den Rahmen nicht mehr gibt. Ich schütte Benzin
darüber und zünde ihn an.“
    Das tat er
auch. Zwei Minuten später brannte auf dem freien Platz vor der Haustür der alte
morsche Rahmen lichterloh. Der Widerschein der Flammen erhellte die Nacht und
spielte zuckend auf der hellen Fassade des Hauses. Übrig blieb ein weißlicher
Aschering, in dem noch einige Funken glommen.
    Larry lief
mit Henry Parker-Johnson in den Keller zurück, wo Harriet an die Wand gekettet
war. Die Frau war noch immer bewusstlos. X-RAY-3 schleppte kurz danach einen
gefüllten Kübel heran und goss das kalte Wasser über den Kopf von Harriet
McGill. Die atmete schneller und schüttelte sich, hob dann langsam den Kopf und
schlug die Augen auf. Überraschung und Ratlosigkeit spiegelten sich darin und
ein vollkommen neuer Ausdruck, den sie vorhin nicht hatte.
    „Was ist los
hier? Was... tut ihr mit mir? Wo bin ich?“ Dann erkannte sie ihren Vater, der
in ihr Blickfeld trat, schrie freudig überrascht auf und fiel ihm in die Arme,
als Larry die Eisenmanschetten um ihre Handgelenke löste.
     
    ●
     
    Er blieb
dabei absichtlich so stehen, dass er genau ihr Blickfeld begrenzte und sie
nicht den rußgeschwärzten geflügelten Toten sehen konnte, der keinerlei
Ähnlichkeit mehr mit Tony McGill hatte. Larry wollte, dass Harriet sich erst
erholte und nicht sofort einen neuen Schock erlebte. Rücksichtsvoll machte er
sie, nachdem ihr Vater ihn vorgestellt hatte, darauf aufmerksam, dass er ihr
viele Fragen und vor allem eine ungewöhnliche Begegnung nicht ersparen könne.
Er sprach von ihrem Mann und fragte sie, ob sie wisse, wo er sich befände?
    „Warum fragen
Sie danach? Er muss doch hier im Haus sein ... er ist immer da...“
    „Ja, er ist
auch jetzt da“, murmelte X-RAY-3. „Allerdings nicht mehr so, wie Sie ihn
kennen. Wissen Sie, was Sie vorhin zu mir sagten, als ich nach Ihrem Mann
fragte?“
    „Nein! Wie
meinen Sie das?“
    „Sie ließen
mich wissen, dass er sich auf einer Geschäftsreise befände... Frankreich oder
Spanien.“
    „Ich erinnere
mich nicht.“
    Larry nickte.
„Das habe ich mir gedacht. Vielleicht kommen wir aber hinter alles, was Sie und
wir wissen müssen, wenn Sie sich Mühe geben, die letzten Wochen und Monate
Ihres Lebens Revue passieren zu lassen.“
    Er redete
noch einige Minuten mit ihr und sie schien zu erkennen, dass es Lücken in ihrer
Erinnerung gab. Als er meinte, sie mit dem Anblick konfrontieren zu können, gab
er den Blick auf die geflügelte Leiche frei. Die erste Reaktion war
verständlicherweise ein Aufschrei. Harriet presste die Hand gegen die Lippen
und wandte sich ruckartig ab.
    „Was ist
das?“, stieß sie hervor.
    „Sie müssen
jetzt sehr stark sein, Harriet“, entgegnete Larry Brent ernst. ..Ich werde
Ihnen die Wahrheit nicht ersparen können und bin sicher, dass Sie sich nach und
nach daran erinnern werden, dass Sie in den vergangenen Monaten - seit der
Einlieferung Ihres Vaters in die Nervenheilanstalt von Dr. Brennan - nicht mehr
Sie selbst waren ... Die Gestalt auf dem Boden ist Tony McGill. Er ist durch
Lady Myras Rache so geworden ...“
    Es blieb
nicht aus, dass Harriet in einen Weinkrampf verfiel. Sie lag an der Schulter
ihres Vaters und weinte sich aus. Als ihr Schluchzen leiser wurde und sie sich
mit einem sauberen Taschentuch, das Larry ihr reichte, die Augen getrocknet
hatte, wurde auch ihr Blick wieder lebhafter und nachdenklicher. Harriet
McGill-Parker-Johnson schien in sich hineinzuhorchen. Man merkte ihr an, dass
sie in ihrer Erinnerung kramte, dass ihr Widersprüche auffielen und gerade
dieser Raum hier unten, der geheime Schacht und die Geheimklappe, zu denen
Larry sie führte, in besonderer Beziehung zu ihrem Leben während der
vergangenen Monate gehörten. Sie kannte diese Veränderungen

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