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124 - In der Gewalt der Daa'muren

124 - In der Gewalt der Daa'muren

Titel: 124 - In der Gewalt der Daa'muren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Königsmantel.
    »Tilmo!«, rief Rudgaar, der Hundemeister. »Endlich, Tilmo – ich dachte schon, das sesshafte Leben der Beelinner hätte dich in den Bann geschlagen. Wie stehen die Dinge in der Königssiedlung?«
    Tilmo kam näher. Er begrüßte seinen Vater und seinen Bruder und ließ sich neben Greif und der Hündin im Unterholz nieder. Seine großen Augen wirkten müde. »Schlecht steht es, Meister Rudgaar.« Er legte seinen Arm um den Rüden und begann ihm das Halsfell zu kraulen. »Sie haben Johaan verbrannt.«
    »Schlimme Geschichte«, sagte Guundal. »Aber er war ein Verräter. Verrätern reserviert man in den Königssiedlungen einen Platz auf dem Scheiterhaufen. Das war schon immer so.«
    Rudgaar schwieg. Tilmo hatte ihm die schlechten Nachrichten aus Beelinn regelmäßig an sein Krankenlager gebracht. Er wusste also, dass man Meister Johaan und Osgaar von Braandburg zum Tode verurteilt hatte.
    Osgaar und seine Männer waren für ihren Mord an der Zweiten Königlichen Beraterin und für das geplante Attentat auf die Königin schon vor zwei Wochen unter dem Fallbeil gestorben. Diese Nachricht hatte den Hundemeister kalt gelassen. Nun aber vom Tod seines direkten Vorgesetzten zu hören, machte ihn betroffen. Er hatte Meister Johaan immer für einen grundehrlichen und weisen Mann gehalten. An seinen Verrat zu glauben fiel ihm schwer. »Hat die Königin dir keine Botschaft an mich mitgegeben?«, fragte er.
    »Sie lässt dich grüßen«, sagte Tilmo. »Ich glaube, sie trauert um Johaan. Auch wenn sie ihrem neuen Berater vertraut. Der Mann aus dem Norden geht bei ihr ein und aus, wie es ihm gefällt.«
    »Hat sie schon eine Zweite Königliche Beraterin berufen?«
    Tilmo schüttelte den Kopf. »Lucida sitzt die nächsten zehn Jahre im Kerker, und die wenigen anderen Frauen, die für das Amt in Frage kämen, sind krank. Von Bulldogg weiß ich, dass die Königin sich Sorgen macht wegen dieser Krankheit. Immer mehr Leute befällt sie.« Tilmo hob den Kopf und sah Rudgaar ins Gesicht. »Königin Jenny will wissen, wie es dir geht.«
    »Nimm meinen Gruß an die Königin zurück nach Beelinn und sage ihr, dass ich dank der Pflege unserer Freunde wieder wohlauf bin. Und richte ihr aus, dass ihr Diener Rudgaar auf ihre Befehle wartet.«
    Rudgaar wandte sich um und deutete hinter sich, wo einen Speerwurf entfernt seine Familie zwischen den Bäumen vor der Ruine standen. »Geh zu meiner Frau, Tilmo. Sie wird dir zu essen und zu trinken geben. Stärke dich und ruh dich aus. Danach geh zurück in die Königssiedlung. Halte die Augen offen und berichte mir jeden sechsten Tag. Du findest mich in den Ruinen von Luukwald.«
    ***
    Berlin, Anfang Oktober 2520
    Jenny ließ Sergeant Deenis und den Chef der Stadtwache kommen; zwei Beelinner von vielen, die sie für krank hielt.
    Einmal im Monat zog ein wandernder Wundarzt durch die Siedlung und hielt seine Sprechstunde auf dem Marktplatz ab.
    Wer davor oder danach krank wurde in Beelinn, musste die Heilerinnen der Waldstämme aufsuchen oder auf Hausmittel zurückgreifen. In den letzten beiden Jahren nutzten die Kranken auch vermehrt die Audienz im königlichen Palast, um bei Jenny Rat zu finden. Kurz: Es gab keinen Mediziner in Beelinn, der diese Bezeichnung verdient hätte, und Jenny blieb auf ihre zwei oder drei Seminare in Erster Hilfe und Notfall-Medizin angewiesen, um sich ein Bild vom Zustand der beiden Kranken zu machen.
    Bulldogg, Miouu und Arnau waren bei ihrer Befragung anwesend. Der bullige Leibgardist stand rechts des Regierungssessels, Miouu wie üblich an der Herzseite ihrer Königin, und Arnau begleitete die beiden Männern vom Portal des Regierungssaales bis vor Jennys Stuhl. Oben, auf der Galerie, kniete die dreieinhalbjährige Ann hinter der Balustrade neben ihrem Doyzdogger Canada. Sie hielt sich an den Holmen der Balustrade fest und sah neugierig auf die Erwachsenen hinab.
    Der Oberst und der Sergeant verbeugten sich vor ihrer Königin. »Wie geht es euch?«, begann Jenny.
    Oberst Willman und Sergeant Deenis gaben die gleiche Antwort, die Miouu zu geben pflegte, wenn Jenny sich nach ihrem Ergehen erkundigte: »Gut.« Der blonde Sergeant mit dem Walross-Schnauzer war verwirrt über die Vorladung zur Königin und wollte wissen, ob irgendwelche Beschwerden über ihn eingegangen seien, »Keineswegs.« Jenny stand von ihrem mit Fellen ausgelegten Armsessel auf, den viele Beelinner »Thron« nannten, und stieg die drei Stufen zu den Männern hinab. »Ich mache mir nur

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