1240 - Kampf um das Technotorium
später.
Ky sagte noch immer nichts, und mein Transporter stand unverändert an der gleichen Stelle wie bei dem gescheiterten Versuch der Us. Meine Depressionen hielten unvermindert an. Ich war von einer geistigen Starre befallen.
Das Grauzelt sandte in regelmäßigen Abständen Informationen, die ich jedoch kaum beachtete. Sie beinhalteten nichts Besonderes. Die Grauzonen um das Kyberland wuchsen, aber sie breiteten sich eben doch nur sehr langsam aus. An einigen Stellen drängte überschwappende Vitalenergie des Jaschemenbereichs das Grau auch zurück.
Bhal und Myrz-2 suchten verbissen nach den Adern, die irgendwo im Innern des Tiefenlands weitere Vitalenergie ins Kyberland fließen ließen. Es gab Teilerfolge, aber keinen entscheidenden Durchbruch.
Ich faßte endlich wieder einen Entschluß, denn die peinigenden Worte der „Lordoberen" bohrten in mir. Der Transporter landete unweit der WAND. Ky hatte sich längst an die Strahlung gewöhnt. Er klagte nicht mehr, und er schien auch keine Schmerzen mehr zu spüren.
Ich verließ das Gefährt und schritt zwischen den Trümmern der zerstörten Maschinen auf die WAND zu. Der abweisende Druck der psionischen Energien zehrte an mir, aber ich ging weiter.
„Es geschieht!" schrieen Kys Gedanken auf. Im gleichen Moment spürte ich den abweisenden Druck der WAND nicht mehr. Ich blieb stehen und erlebte das, was ich mir in meinen Träumen ausgemalt hatte.
Die WAND knisterte. Dicke Risse zogen sich vom Boden aus in unregelmäßigem Zickzack in die Höhe.
Graue Fladen breiteten sich in dem funkelnden Mosaik aus. Sie verschmolzen ineinander zu immer größeren Flächen.
Einzelne Fragmente der WAND lösten sich und stürzten in die Tiefe. Bevor sie den Boden erreichten, lösten sie sich in verwehende Energieschwaden auf. Ich begab mich blitzschnell in den Transporter.
„Die WAND stürzt ein", jubelte Ky. „Wie hast du das geschafft?"
Ich lenkte das Gefährt in die Höhe, um alles zu überblicken.
„Du warst es ja gar nicht", redete der Omore weiter. Ich kümmerte mich nicht um ihn, denn Faszination hatte mich ergriffen.
Alle Versuche, die ich unternommen hatte, waren gescheitert. Und nun löste sich die WAND buchstäblich vor meinen Augen auf!
„Eine Falle?" sinnierte ich laut. „Reagieren die Jaschemen nun gezielt?"
„Nein", behauptete Ky. „Die Ursache muß eine andere sein."
Der Zerfallsprozeß der WAND kam zum Stillstand. Die entstandenen Lücken und Risse in dem psionischenergetischen Sperrwall waren groß und vielfältig.
„Ich warte ab und beobachte", entschied ich. Gleichzeitig alarmierte ich Bhal und Myrz-2.
Das Grauzelt informierte mich über die Geschehnisse an den anderen Orten entlang der WAND. An vielen Stellen waren die unerklärlichen Risse und Lücken entstanden. Der Graueinfluß schob sich durch die WAND.
Er huschte wie ein unsichtbarer Schatten in die Tiefe des Jaschemenreichs. Die kybernetische Natur bäumte sich nur kurz auf, verfärbte sich in ein sattes Grau und erschlaffte wieder. Schon bald würden die künstlichen Lebewesen, die Kyberneten oder Kybermodule, nur noch dem Graueinfluß und damit mir gehorchen.
Ich lenkte den Transporter in größere Höhe, um die Wirkung genau zu verfolgen.
Gleichzeitig aktivierte ich alle Sensoren des Gefährts. Damit und mit meinen Sinnen war es mir möglich, weit in das Kyberland zu blicken.
Ich war gespannt, wie die Jaschemen auf den einbrechenden Graueinfluß reagieren würden. Über die Ursache des Zusammenbruchs der WAND hingegen grübelte ich nicht mehr nach. Die Zusammenhänge waren etwas unklar, aber die Hauptsache war, daß die WAND kein Hindernis mehr darstellte. Wahrscheinlich handelte es sich um eine technische Panne. Auch die Jaschemen waren trotz ihrer atemberaubenden Technik nicht gegen alles gefeit.
Nahe der zusammengebrochenen WAND erkannte ich die Atmosphärefabrik der Jaschemen. Der Graueinfluß erreichte diese Anlage sehr bald. Ich wußte, daß dort zumindest ein Jascheme lebte. Und ich war mir sicher, daß er nun in Panik geraten würde.
Die Fabrik, die eigentlich eine Schaltzentrale war, bedeckte eine riesige Fläche von der Ausdehnung einer Großstadt. Türme, Kuppeln und langgestreckte Gebäude reihten sich aneinander. Metallwände wechselten sich mit Kristallflächen und Barrieren aus Formenergie ab. Allen Teilen der Fabrik war eins gemeinsam, nämlich die Farbe. Jede Fabrik besaß eine charakteristische Farbe. Die Atmosphärefabrik schillerte in allen denkbaren
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