1242 - Geheimbund Omega
oder wer auch immer. Man schickte die Alten in den Tod. Es sollte alles nach Selbstmord aussehen, und wahrscheinlich hatte die Organisation schon viel Erfolg damit erreicht, aber warum passierte dies? Ging es ums Geld?
Wurden die alten Menschen gezwungen, ihr Testament zu Gunsten dieser Organisation zu ändern?
Wir diskutierten darüber, bis Suko einen sehr vernünftigen Vorschlag machte. »Wie wäre es denn, wenn wir uns an Lady Sarah wenden, bevor wir im Internet nachschauen?«
»Ausgezeichnet«, lobte Bill.
»Du meinst, weil sie auch zu den älteren Semestern gehört?«, fragte ich.
»Das muss man ihr ja nicht sagen. Du kennst sie doch. Sarah Goldwyn sieht und hört viel.«
»Wer ruft sie an?«
»Immer der, der fragt.«
Damit war ich gemeint und ich konnte mich dieser Pflicht nicht entziehen. Deshalb griff ich seufzend zum Telefonhörer.
Es war nicht unbedingt sicher, dass ich die Horror-Oma zu Hause erreichte. Sie war trotz ihres hohen Alters eine agile Person und des Öfteren unterwegs. Da ließ sie sich auch von schlechtem Wetter nicht aufhalten.
In diesem Fall hatte ich Glück. Sie meldete sich, auch ich nannte meinen Namen und da war es erst mal still.
Ich kannte sie. Ich rechnete mit einem Stimmgewitter und einem Donnerwetter. Dennoch fragte ich behutsam: »Bist du noch da, Sarah?«
»Ja, das bin ich!«
Das war der Ton eines Feldwebels, mit dem sie geantwortet hatte. »Wunderbar, meine Liebe. Ich wollte nämlich…«
»Dich entschuldigen, John?«
»Warum sollte ich?«
»Weil du dich so lange nicht gemeldet hast. Jane und ich haben schon daran gedacht, dich abzuschreiben. Auch wenn du dich irgendwo in der Welt herumtreibst, kannst du schon eine Nachricht geben. Man macht sich ja Sorgen.«
Die Vorwürfe hatte ich erwartet, denn sie erreichten mich regelmäßig, wenn ich länger nichts von mir hatte hören lassen.
»Ja, Sarah, entschuldige, aber du weißt ja selbst, dass der Job ziemlich stressig sein kann. Da denkt man an alles Mögliche, nur eben nicht daran, sich bei Leuten zu melden, wenn es nicht eben dienstlich bedingt ist.«
»Was soll das heißen? Leute! Bin ich Leute! Oder Jane?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Eben. Aber lass es gut sein.« Jetzt, wo sie mir den Kopf gewaschen hatte, änderte sich ihre Stimmlage. »Wie ich dich kenne, rufst du bestimmt nicht an, um mir einen guten Tag zu wünschen. Irgendwas hast du auf dem Herzen.«
»Nun ja, Sarah, so prosaisch will ich das nicht sehen. Aber du hast Recht. Wir müssen in einem bestimmten Fall weiterkommen und da brauchen wir deinen Rat, hat Suko gemeint, wobei Bill und ich der gleichen Meinung sind.«
»Suko hat den Vorschlag gemacht. Nicht du. Das lässt wieder tief blicken.«
Ich nahm die Spitze hin und kam dann zum Thema. »Sagt dir der Name Omega etwas?«
Ihrem Schweigen nach zu urteilen nicht. Aber das wusste man bei der Horror-Oma nie und sie gab mir auch eine Antwort.
»Omega ist der letzte Buchstabe des klassischen griechischen Alphabets. Bedeutet auch Ende. Das weißt du selbst, John. Hast du deshalb angerufen?«
»Stimmt, das ist mir bekannt. Alles klar. Da gibt es keine Probleme. Wir sind allerdings der Meinung, dass mehr dahinter steckt.« Ich wiederholte den Text der Visitenkarte und hörte, dass Sarah leise durch die Zähne pfiff.
»Fällt dir was auf?«
»Noch nicht, aber das deutet auf eine bestimmte Richtung hin, wenn ich mich nicht irre. Ich denke da an Sterbehilfe. Nur anders als sie sein sollte.«
»Genau das meine ich auch.« Ich hatte zu Lady Sarah das gleiche Vertrauen wie zu Suko oder Bill. Deshalb nahm ich auch kein Blatt vor den Mund und berichtete, was uns und den beiden Conollys widerfahren war. Die Horror-Oma hörte aufmerksam zu. Sie hatte es auch gelernt, mich mit keinem Wort zu unterbrechen, und als ich meinen Bericht schließlich beendet hatte, da herrschte bei ihr nachdenkliches Schweigen.
Ich drängte sie nicht zu einem Kommentar und wartete ab, bis sie selbst etwas sagte.
»Das hört sich nicht gut an, John.«
»Meine ich auch.«
»Alte Menschen werden in den Tod geschickt. Und es soll aussehen wie Selbstmord.«
»Ja.«
»Seid ihr sicher?«
»Wir gehen zumindest davon aus. Da du ja nicht mehr ein junges Mädchen bist, hatten wir uns gedacht, dass du vielleicht etwas über diese Organisation gehört hast.«
»Nein, John. Da muss ich dich enttäuschen. Aber ich denke, dass es nicht schaden kann, wenn ich mal meine Fühler ausstrecke. Ich habe ja mehr Kontakt zu alten Menschen als
Weitere Kostenlose Bücher