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1242 - Geheimbund Omega

1242 - Geheimbund Omega

Titel: 1242 - Geheimbund Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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angeschnallt. Das änderte sich nun. Sie drückte ihren Körper nach rechts und hätte fast geschrien, denn durch die Bewegung kehrten die Schmerzen wieder zurück. Sie stachen durch ihren Körper wie glühende Lanzen und sie konnte den Wagen aus eigener Kraft kaum verlassen, so dass die beiden Männer ihr helfen mussten.
    »Danke«, flüsterte sie, »sehr lieb von Ihnen…«
    »Es wird schon gehen, Madam.«
    »Wenn Sie das meinen.«
    Plötzlich waren ihr die Beine schwer geworden. Sie bekam die Füße kaum vom Boden hoch und das merkten auch die beiden Helfer. So hielten sie Ruth fest, als sie mit ihr auf die Brücke zugingen.
    Die alte Frau hielt den Kopf erhoben. Sie wollte sehen, wohin sie ging, und sie schritten den Weg direkt weiter, der über die Halbbogen-Brücke hinwegführte und sich an der anderen Seite wieder senkte. Ruth merkte, dass sie zitterte. Es lag nicht an der Angst, die sie empfand, sondern daran, dass sie wieder von den Erinnerungen überschwemmt wurde und sie vor ihrem geistigen Auge die Vergangenheit sah.
    Es waren so herrliche Zeiten gewesen. Die genau hatte sie sich auch für das Alter gewünscht, aber dann war die verdammte Krankheit gekommen und hatte sie so brutal zerstört.
    Drei, vielleicht auch vier Monate hatten ihr die Ärzte noch zugestanden. Aber was wären das für Monate gewesen. Endlos hätten sie sich hingezogen und der verdammte Krebs hätte sie immer mehr von innen her aufgefressen.
    Schweigend gingen die beiden Männer neben ihr her und hielten sie auch weiterhin fest. Es war überflüssig, ein Wort zu sagen. Sie wussten, was sie zu tun hatten, es war nicht der erste Mensch, der von ihnen auf den Weg in den Tod begleitet wurde.
    Manche wollten reden. Andere weinten. Es gab auch welche, die zurück wollten, aber da kannten die Männer kein Pardon.
    Wer einmal unterschrieben hatte, der hatte sich auch entschieden.
    Sie waren da. Auf der Brücke. Ein bekannter Geruch drang in Ruths Nase. Schon früher hatte sie das Eisen immer gerochen.
    Bei feuchtem Wetter stärker als bei trockenem, und dieser Geruch hatte ihr komischerweise immer gefallen.
    Auch jetzt erinnerte er sie wieder an alte Zeiten, die nie mehr wiederkehren würden.
    Die beiden Männer hatten sich als Ort des Sterbens die Mitte der Brücke ausgesucht. Von dort war die Entfernung zur Straße am größten. Man konnte sicher sein, unten nach dem Aufschlag sofort zu sterben.
    Sie drehten sich und blieben dann stehen. Das Geländer lag dicht vor ihnen. Ruth streckte die Arme aus und legte ihre Handflächen auf das alte Eisen.
    So hatte sie es immer getan. Jedes Berühren bedeutete auch ein Stück Erinnerung, aber ohne den verdammten Krebs.
    Damals hatte sie daran nie gedacht.
    Leise stöhnte sie auf. Sie schloss sogar die Augen und öffnete sie schnell wieder. Nein, das war auch nicht das Richtige für sie. Sie wollte es sehen und nickte.
    Die Männer verstanden. Als wäre sie so leicht wie eine Feder, hoben sie die Frau an. Für einen winzigen Moment hatte sie schon das Gefühl, von allem losgelöst zu sein, doch das verging wieder, als ihre Füße den Kontakt mit dem Geländer bekamen.
    Zitternd blieb sie dort stehen und wurde noch immer festgehalten.
    »Sollen wir Sie anstoßen, Madam oder möchte Sie von allein springen?«
    »Danke, bemühen Sie sich nicht.«
    »Ganz wie Sie wollen.«
    Ruth Williams richtete sich auf. Sie hielt die Augen weit geöffnet und schaute nach vorn. Es kam kein Wagen, unter ihr lag die Straße wie ein dunkler Strich. Der Wind wehte gegen ihr Gesicht, und sie hatte den Eindruck, in seinem Flüstern die Stimme ihres Mannes zu hören. Für Ruth war es wie ein Startsignal. Sie stieß sich ab und aus ihrer Kehle drang ein Satz, in dem die gesamte Sehnsucht lag, die sie spürte.
    »Ich komme, Jerry!«
    Danach ging alles rasend schnell. Ruth glaubte, dass der Fall nie aufhören würde.
    Vor ihren Augen huschten farbige, aber verschwommene Bilder vorbei.
    Szenen eines langen Lebens, das abrupt endete, als sie auf das harte Pflaster schlug.
    Oben standen die beiden Männer. Sie schauten hinunter und waren zufrieden, weil sich das mitten auf der Straße liegende Bündel nicht bewegte.
    Aber sie wollten auf Nummer Sicher gehen, denn zu groß war die Entfernung doch nicht gewesen.
    »Ich schaue nach.«
    »Gut.«
    Einer verschwand. Der andere ging zum Wagen und wartete dort. Die Zeit verkürzte er sich mit einer Zigarette, deren Rauch er genussvoll einatmete. Es hat wieder perfekt geklappt!, dachte er

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