1245 - Satansblut
wichtiges mitteilen.
Godwin de Salier hatte den Würfel von dem ehemaligen Templerführer, dem Abbé Bloch, übernommen. Er war praktisch sein Erbe und hatte es de Salier überlassen. Kurz vor seinem Tod, den der Abbé irgendwie geahnt haben musste, hatte er Godwin alles gesagt, was für seine neue Aufgabe wichtig war.
De Salier hatte sie nicht gern übernommen, aber er wusste auch, dass er sich nicht dagegen wehren konnte. Außerdem war er auch von seinen Mitbrüdern und Mitstreitern voll akzeptiert worden, und das war ihm sehr wichtig gewesen.
Der Würfel war immer ein Richtungsanzeiger oder so etwas wie ein Wegweiser. Es gab noch den Würfel des Unheils, der allerdings befand sich in den Händen eines mächtigen Dämons, dem Spuk, der ihn nicht einsetzen konnte, weil sein Pendant, der Würfel des Heils, das Gleichgewicht der Kräfte besorgte.
Es tat sich etwas.
De Salier merkte es genau. Der Würfel »lebte« auf eine bestimmte Art und Weise, ohne sich selbst zu bewegen. Aber in seinem Innern hatten sich die Dinge verändert, denn dort war etwas in Bewegung geraten. Man sah es auch optisch, denn durch die dunkle Farbe bewegte sich etwas Helles. Mehrere Schlieren waren dort entstanden, und sie transportierten das, was sie selbst sahen, auf den Menschen über.
Es war wirklich fantastisch. De Salier erlebte es wieder. Und er hätte nicht sagen können, dass er sich daran gewöhnte. Das hier würde nie Routine werden, es war für ihn immer wieder eine Premiere, wenn er den Würfel einsetzte.
Godwin war in einen Zustand hineingeglitten, in dem es nur ihn und den Würfel gab.
Beide waren durch ein unsichtbares Band miteinander verbunden. Der Würfel und seine Schlieren trugen ihm das zu, was seinen Augen verborgen blieb. Es war wie ein Wunder, denn er konnte etwas aufnehmen, was sich von ihm entfernt befand.
Es gab plötzlich einen Kontakt!
Zuerst nur ein leichtes Tasten, ein langsames Vorgehen, denn das andere Ziel hielt sich im Hintergrund verborgen. Nur merkte de Salier, dass es für ihn wichtig war und mit dem zu tun hatte, weswegen er sich überhaupt in diese Einsamkeit begeben hatte.
Er schaute tiefer in die Fläche des Würfels hinein. Er spürte, dass der Kontakt zugleich stärker wurde, und er merkte, wie sich ein Bild vor seinen Augen bildete.
Er konnte »sehen«.
Schwach nur. Umrisse. Menschen. Etwas Böses strahlte auf ihn über. Aber auch das glatte Gegenteil davon, sodass sich die beiden Kräfte die Waage hielten.
Extreme Gefühle erwischten ihn. Er merkte die Angst, aber auch die Hoffnung, dass er mit seinen Problemen nicht allein auf der Welt stand. Dass es irgendwo noch jemand gab, der sich mit dem gleichen Problem beschäftigte.
De Salier war so in sich selbst und auch in den Würfel versunken, dass die Zeiten miteinander verschwammen. Man hätte ihn wegtragen können, er hätte es nicht gemerkt. Er fühlte sich wie aufgelöst und zwischen zwei Ebenen schwebend.
Der Kontakt intensivierte sich. Etwas rauschte in seinen Ohren. Godwin wusste, dass es sein Blut war. Hinter der Stirn merkte er den Druck besonders stark, und die Farbe innerhalb des Würfels zeigte sich aufgewühlt. Sie war wolkig geworden.
Es gab helle Stellen, durch die auch die Schlieren glitten und ihre Botschaft immer stärker transportierten.
Bis er sie verstand!
Es erschienen Gesichter wie Momentaufnahmen. Er sah eine blutige Fratze, aber auch zwei normale Gesichter und die kannte er. Sie gehörten seinen Freunden und Verbündeten John Sinclair und Suko. Beide befanden sich im Kampf mit einer schrecklichen Gestalt, aber er wusste nicht, wie der Kampf endete.
Das Bild war plötzlich weg. Es gab den Kontakt nicht mehr, und erschöpft sank der Templer zusammen…
***
Jorge hatte die ganze Zeit über neben seinem neuen Verbündeten gesessen und zugeschaut. Für ihn war es schon ein Phänomen, dass sich im Innern des Würfels etwas Helles bewegte und dabei von einer Seite zur anderen schwang, ohne einen Laut von sich zu geben.
Der Mann begriff die Zusammenhänge nicht. Er wettete jedoch darauf, dass er hier ein unerklärliches und mystisches Phänomen erlebte, das er nicht so leicht würde begreifen können.
Wie sich de Salier fühlte, war auch schwer zu fassen. Jedenfalls strengte es ihn an. Es war auch möglich, dass er litt. Er hatte hin und wieder tiefer geatmet und aufgestöhnt, doch was letztendlich zurückblieb, konnte er auch nicht sagen.
Bis de Salier zusammensank und sogar zur Seite gekippt wäre, hätte
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