1245 - Satansblut
näher.«
Jorge versuchte es mit einem Scherz. »Möchtest du eine Zigarette haben? Ich habe genug davon.«
»Bin Nichtraucher.«
»Ich auch.«
»Aber du und dein Bruder, ihr habt von dem Zigarettenschmuggel gelebt, denke ich mal.«
»Ja, das haben wir. Aber nicht nur wir, auch unsere Familien, denen es nicht eben gut ging. Es war ein beschissenes Leben. Bis wir dann auf diese Idee kamen.«
»Hat es sich wenigstens gelohnt?«
»Ja, das war nicht schlecht. Wirklich nicht. Wenn ich klagen würde, dann würde ich mich fast versündigen. Aber dass ist jetzt vorbei. Allein schaffe ich das nicht. Außerdem weiß ich nicht, ob ich den nächsten Tag noch erlebe.«
De Salier schaute den Schmuggler von der Seite her an.
»Warum solltest du diesen Tag nicht erleben, Jorge?«
»Wer weiß, was mir noch alles bevorsteht.«
»Das Gleiche wie mir. Es ist schlecht, wenn man schon aufgibt, bevor man angefangen ist. Das ist alles eine Sache der Einstellung. Das habe ich auch gelernt.«
»Dann hast du keine Angst, dass es schief gehen könnte?«
Godwin legte den Kopf zurück. Er stützte ihn leicht an der Wand ab und lachte. »Angst hat jeder Mensch. Die gehört dazu. Aber ich weiß auch, was ich tun muss und was meine Bestimmung ist. Die Geschöpfe oder Kreaturen dürfen ihre Macht nicht ausbreiten. Auf keinen Fall kann man das zulassen, wenn man in der Lage ist, etwas dagegen zu unternehmen. Da muss man wirklich kämpfen, auch wenn es sich archaisch anhört. Das ist eben so.«
»Dann siehst du sie nicht unbedingt als normale Menschen?«
»So ist es.«
»Was sind sie dann?«
»Ich kann es dir nicht genau sagen. Sie stehen der Hölle und damit dem Teufel nahe. Es gibt die Blutquelle. In ihnen fließt fremdes Blut. Das des Satans meinetwegen, und so werden ihre menschlichen Regungen immer stärker reduziert. Ich weiß, das ist schwer zu begreifen für jemanden, der noch nichts damit zu tun hatte. Aber du kannst mir glauben, dass ich dir nichts vormache.«
»Ja, das glaube ich auch. Sie haben sich dann auch stark verändert, nicht wahr?«
»Leider, Jorge, denn sie sind mächtiger geworden. Und natürlich auch brutaler. Sie sehen nur sich selbst und natürlich ihre Aufgabe, dem Bösen zu dienen.«
Der Spanier hatte besonders intensiv den letzten Worten gelauscht. Für ihn war das alles neu. Er wusste natürlich die Welt in Gut und Böse einzuteilen und auch nach den Regeln der Kirche, aber bisher war das für ihn alles nur Theorie gewesen. In dieser Nacht jedoch hatte ihm die Praxis bewiesen, dass er umdenken musste. Jetzt waren die Dinge so konkret geworden.
Nachdenklich blieb er neben seinem neuen Partner stehen, der ihn fragte, ob er sich nicht setzen wollte.
»Danke.«
Als Jorge saß, nickte der Templer. »Ich kann mir vorstellen, dass es schwer für dich ist, dies alles zu glauben, aber so ist das nun mal. Die Welt besteht nicht nur aus lauter Freunden und aus viel Freude. Sie hat auch ihre Schattenseiten.«
»Stimmt.« Er dachte nach und fragte dann: »Weißt du eigentlich, wie diese Wesen genau aussehen? Hast du sie schon mal zu Gesicht bekommen oder ist alles nur Theorie?«
»Nein, keine Theorie. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe meine Erfahrungen sammeln können. Und ich lebe nicht allein im Kloster. Es gibt eine Reihe von Mitstreitern, die an meiner Seite stehen. Wir haben den Kampf aufgenommen. Templer gegen Templer. Die einen stehen auf der Seite des Lichts, die anderen fühlen sich der Hölle zugehörig. Es gibt Dinge auf dieser Welt, die muss man einfach schlucken, doch zum Glück sind die meisten Menschen davon nicht betroffen. Es sei denn, sie begeben sich freiwillig in diese Abhängigkeit. Es ist auch eine andere Gewalt als die, die man normalerweise aus Film und Fernsehen kennt, denn es steckt immer etwas mehr dahinter. Dir das zu erklären, würde zu weit gehen. Sicher ist nur, dass wir hier auf unsere Feinde warten werden oder darauf warten, dass sie sich endlich zeigen, denn sie sind bereits hier, das hast du ja erlebt.«
»Ja, mein Bruder wurde getötet.«
»Eben.«
Jorge schnaufte, bevor er sprach. »Ich wundere mich nur darüber, dass du allein gekommen bist. Du hast doch von einem Kloster gesprochen und von deinen Mitbrüdern. Warum hast du sie nicht mitgenommen? Sie hätten dir helfen können.«
»Ja, das hätten sie. Aber ich wollte nicht, dass sie sich in Gefahr begeben. Entweder schaffe ich es oder nicht. Aber jetzt bin ich ja nicht allein.«
»Ja, das stimmt.« Jorge senkte den
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