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1246 - Die Macht des Träumers

Titel: 1246 - Die Macht des Träumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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blieb Meysenhart stehen.
    Aus der Seitentasche seiner Montur zog er einen Sonarspion, preßte die flache Scheibe gegen die Luke und berührte kurz die Sensorkontrollen an seinem Gürtel. Die Helmscheibe verwandelte sich in einen Monitor. Auf dem Monitor wurde der Gang jenseits der Luke sichtbar; ein Simulationsbild, das der Montur-Computer aus den Daten zusammensetzte, die ihm der mit Ultraschall arbeitende Sonarspion lieferte.
    Der Gang war leer.
    Eine weitere Schaltung, und ein Fenster im Monitor zeigte die Ausschnittvergrößerung eines komplizierten Plans, den nur Eingeweihte als Grundriß des HQ-Hanse erkannt hätten. Meysenhart grinste unwillkürlich. Nur ein genialer Informationssammler wie der Ara Rarp konnte das Kunststück vollbringen, binnen vierundzwanzig Stunden eine Kopie der streng geheimen Konstruktionspläne des Hanse-Hauptquartiers zu organisieren.
    Ohne die detaillierten Pläne wäre Meysenhart vermutlich schon nach dreißig Sekunden von den positronischen Abwehrsystemen aufgespürt und überwältigt worden.
    Schneller! dachte der Nachrichtenmann.
    Er öffnete die Luke, schlüpfte auf den Korridor, aktivierte den Antigravgenerator seiner Montur und schwebte hinauf zum Deckengitter des Lüftungsschachts. Er brauchte nur Sekunden, um das Gitter zu lösen, sich in den Schacht zu zwängen und das Gitter wieder anzubringen. So rasch wie möglich kroch er weiter. Die Außenmikrofone übertrugen das lauter werdende Rauschen des Luftstroms, und nach wenigen Metern erreichte er den Verteilerknoten mit dem dunklen, vibrierenden Block des Gebläses und dem engmaschigen Netzwerk der Luftfilter.
    Ein Blick auf den Plan.
    Gleich, dachte er zufrieden. Gleich bin ich nah genug.
    Er wandte sich nach links; der Seitenschacht war enger als der Hauptkanal und er kam nur mühsam vorwärts. Ohne die Servomotoren der Kom-Montur hätte er es vermutlich nicht geschafft, sein Ziel zu erreichen.
    „Halt", sagte Tardus Zanc in seine schweren Atemzüge hinein. „Du bist direkt über dem Nebenraum."
    Meysenhart schwieg.
    Sein Herz klopfte hart und schnell - und nicht nur wegen der Anstrengung. Fast erstaunt wurde sich der Nachrichtenmann bewußt, daß er nervös war. Kein Wunder, dachte er.
    Jeder, der sich wie ein Spion im Hauptquartier der Kosmischen Hanse herumtreibt, um Perry Rhodan und Taurec zu belauschen, hat allen Grund, nervös zu sein.
    „Keine Veränderung in der Konferenzhalle", fügte der Unither hinzu. „Worauf wartest du noch?"
    „Darauf, daß der Wind nachläßt", gab Meysenhart zurück.
    „Schlechte Scherze sind unserem hochbezahlten News-Entertainer Ding-Dong vorbehalten. Willst du ihm Konkurrenz machen?"
    Krohn Meysenhart verzichtete auf eine Antwort.
    In weiser Voraussicht hatte er die mikrominiaturisierte Audio-Video-Wanze schon vor seinem Eindringen in den Seitenschacht aktiviert und magnetisch an der Halskrause der Montur verankert. Mit der Zungenspitze berührte er eine Sensotaste am unteren Rand der Helmscheibe. Sofort löste sich die AV-Wanze und schwebte langsam wie ein Staubflusen zu Boden.
    Die Wanze war nicht größer als ein Hemdknopf; ein Wunderwerk siganesischer Mikrotechnik. Kaum berührte sie die Stahlplastwandung des Schachts, fuhr sie ein Dutzend Fühler aus - so fein, daß ein Menschenhaar wie ein Schiffstau dagegen wirkte - und analysierte das Material. Dann schob sich ein miniaturisiertes Bohrgestänge aus dem Rumpf und begann mit der Arbeit; Sekunden später hatte der Desintegratoraufsatz des Bohrkopfs sein Werk vollendet: Die AV-Wanze verschwand in dem münzgroßen Loch.
    „Gute Bildqualität", lobte Zanc.
    Meysenhart schwitzte. Er wurde immer nervöser. Fast wünschte er, auf die Durchführung dieses verrückten Planes verzichtet zu haben. Aber da war die Möglichkeit der Jahrhundertstory... Rhodan hatte das Chronofossil Terra noch nicht aktiviert, und niemand wußte, was zu dieser Verzögerung geführt hatte.
    Zanc meldete sich wieder. „Wonnejunge glaubt, einen guten Titel für die Reportage gefunden zu haben: Lauschangriff auf Perry Rhodan. Was hältst du davon, Krohn?"
    „Wonnejunge ist eine verdammte Blindschleiche", knurrte Meysenhart, ohne die Computergrafik auf seinem Helmmonitor aus den Augen zu lassen; die AV-Wanze war derzeit dabei, sich durch die Decke des Raumes zu bohren, in den sich Rhodan und Taurec zurückgezogen hatten. „Wonnejunge scheint nicht einmal mehr den Unterschied zwischen einer illegalen Abhöraktion und einem völlig legalen Interview zu

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