1246 - Die Macht des Träumers
Element der Finsternis? In den Dezembertagen des Jahres 427 NGZ hatten Perry Rhodan und die Besatzung der BASIS dieses Element kennen gelernt. Rhodan war von Kazzenkatt im Schutz der Finsternis entführt worden - aber war das Absorbieren jeder elektromagnetischen und hyperenergetischen Strahlung die einzige Fähigkeit dieses Elements? Was sollte aus der Endlosen Armada werden? Wie lange würde sie noch im Solsystem bleiben? Nachor schwieg sich über diesen Punkt aus, und unter den Hanse-Sprechern fragte man sich, ob der Armadaprinz vielleicht selbst keine Antwort darauf wußte. Und vor allem: Wo war Eden II, das letzte Chronofossil? Niemand kannte die derzeitige Position des Kunstplaneten - und ES hatte sich noch nicht gemeldet...
Als er hinter sich die Tür schloß, hatte Rhodan das Gefühl, damit auch all die bohrenden Fragen ausgeschlossen zu haben. Alle - bis auf eine.
Bis auf die, die Perry Rhodan für die wichtigste hielt.
Er drehte sich langsam um und sah Taurec an. Das Gesicht des Kosmokraten war ausdruckslos. Nur in den gelben Raubtieraugen schien es belustigt zu funkeln.
„Du weißt, was ich von dir wissen will?" sagte Rhodan.
Taurec nickte. „Ich weiß es, aber ich kenne die Antwort nicht. Die Aktivierung des Chronofossils Terra ..."
„Ich dachte, die Entscheidung liegt bei dir", murmelte der Terraner. „Bisher hast du den Zeitpunkt bestimmt und mir geholfen, wenn es soweit war."
In einer entschuldigenden Geste hob Taurec die Hände. „Es tut mir leid, aber die Situation hat sich geändert. Die Energie der Signalflamme, die ich damals im Verth-System aufgenommen habe, ist weg."
„Weg?" Rhodan fuhr zurück. „Aber Eden II! Das letzte Fossil muß präpariert werden!"
„Vielleicht übernimmt ein anderer diese Aufgabe..."
Der Terraner schnaubte. „Sicher. Ich frage mich nur, wer."
„Eine gute Frage", lächelte Taurec, „ist der erste Schritt zur Antwort."
„Ein hübsches Bonmot", knurrte Rhodan. „Aber wenn ich schon die Fragen stelle - wer gibt dann die Antworten?"
Plötzlich polterte es hinter ihm, und eine schrille Stimme sagte: „Ich weiß, wer alle Antworten geben kann, Terraner!"
Rhodan wirbelte herum. Die Tür hatte sich nicht geöffnet; niemand hatte den Raum betreten. Trotzdem stand wenige Meter von ihm entfernt, halb an die Wand gelehnt, ein Blue in einem Raumanzug der gatasischen Flotte. Der Blue kratzte sich mit der einen Hand den Knorpelhals; in der anderen hielt er eine Dose.
Der Terraner warf Taurec einen Blick zu, aber der Kosmokrat machte einen gelassenen, fast amüsierten Eindruck. Kannte er den Blue? Hatte er ihn erwartet? Rhodan sah wieder den Blue an. „Wer kann alle Antworten geben?" fragte er scharf.
Der Blue lachte; es klang wie das Schnattern einer Ente. „Der Wurm", zwitscherte er. „Der Wurm in der Dose." Er lachte erneut, und in sein aberwitziges Schnattern mischte sich ein anderes Gelächter, dessen Klang Rhodan nur zu vertraut war.
ES! dachte er.
Und die Welt zerfiel.
4.
KROHN MEYSENHART: Die Kühnheit des Reporters Natürlich war es ein Risiko, aber Krohn Meysenhart war nicht Interstar-Kommunikationsspezialist geworden, um das behütete Leben eines terranischen Spießbürgers zu führen.
Und sein Instinkt sagte ihm, daß hier unten in den stählernen Tiefen des HQ-Hanse die sensationellste Story auf ihn wartete, die sich je einem Nachrichtenmann geboten hatte.
„Wir empfangen dich klar und deutlich", drang Tardus Zancs Stimme aus dem Hyperfunkempfänger der Kom-Montur. Mit der KISCH hing er im geostationären Orbit über Terrania und verfolgte auf seinen Kontrollmonitoren die Bilder, die ihm Meysenharts Helmkameras lieferten. „Laß dich bloß nicht erwischen, Krohn", fügte er hinzu.
„Keine Sorge", knurrte Meysenhart. „Ich habe mich noch nie in meinem Leben erwischen lassen, und wenn doch, dann nur im Interesse der Reportage. Eine Verhaftung ist für einen Nachrichtenmann die Bestätigung dafür, daß er gute Arbeit geleistet hat."
Geduckt rannte er durch den schmalen, niedrigen Schlauch des Wartungstunnels. Das Stimmengewirr in der Konferenzhalle war längst hinter ihm verklungen und hatte dem Vibrieren und Brummen mächtiger Maschinen Platz gemacht. An den Schachtwänden verliefen Hunderte von fingerdicken Kabeln, die aus Tausenden von mikroskopisch feinen Fasersträngen bestanden. In ununterbrochener Folge zuckten Lichtimpulse durch das transparente Gespinst. Schatten tanzten wie Derwische.
An der nächsten Ausstiegsluke
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