1251 - Stalker
Du willst doch kein synthetisches Glück, Solman, nicht wahr?
Lebensfreude, echte Lebensfreude, kann man nicht programmieren. Man kann sie nur erreichen, indem man lebt."
„Aber so stelle ich mir das Leben vor", meinte Solman fast trotzig. In seinem Hinterkopf bildeten sich jedoch bereits andere Gedanken. Sie priesen ihm die Reisen zu anderen Galaxien, die Erforschung fremder Welten und Kulturen und die damit verbundenen Abenteuer als wahre Erfüllung. Solman sah ein, daß er kurzfristig auf Abwege geraten war, und begann umzudenken.
Er entsann sich der Tradition der Galaktischen Händler.
„Ich will der erste intergalaktische Händler sein!" rief er aus, ohne sich dessen bewußt zu werden, daß das Virenschiff ihn dahin gebracht hatte. Aber dabei geriet er schon wieder auf Abwege. „Ich werde der Begründer eines Handelsimperiums werden, das die Kosmische Hanse in den Schatten stellt. Das möchte ich noch erleben!"
Im Geist begann er das Virenschiff bereits umzubauen. Der einzelne mußte sich zum Wohl der Sippe eben einschränken. Jedem Mitglied sollten zehn Kubikmeter Lebensraum zur Verfügung stehen, der so freigewordene Platz sollte für Laderaum und Produktionsmaschinen zur Verfügung gestellt werden. Die SOLMAN KING als fliegendes Handelskontor und Fabrik, die aus allen möglichen Rohstoffen entsprechende Fertigprodukte erzeugte.
Den Patriarchenpalast konnte er vom ersten Reingewinn finanzieren und anbauen lassen. Und wenn es ihm zu eng wurde, würde er sich ein zweites Schiff zulegen, und dann ein drittes und noch eines.
Plötzlich hatte er eine Idee!
„Kannst du nicht die technischen Einzelheiten mit meinem Schwager Nork besprechen?" meinte er zum Virenschiff. „Nork ist der Ingenieur. Ich habe Wichtigeres zu erledigen."
Solman dachte an die vielen Tausende von Virenwolken, die noch im Orbit von Terra schwebten. Wenn sie ähnliche Eigenschaften wie diese hatten, dann waren sie alle potentielle Raumschiffe. Und wenn er sich beeilte und handelte, bevor den anderen ein Licht aufging, konnte er die Virenwolken der Reihe nach abklappern, sie mit Beschlag belegen und auf diese Weise zu einer kleinen Handelsflotte kommen.
„Schade", sagte das Virenschiff bedauernd und begann sich vor Solmans Augen aufzulösen. Alles das, was er sich in mühevoller Gehirnakrobatik erarbeitet hatte, drohte wieder zu zerfließen und sich zu Virenwolken rückzuentwickeln.
Solmans Träume von Macht und Herrlichkeit zerplatzten.
„Halt! Nicht!" rief er verzweifelt. „Es war ja nicht so gemeint. Ich habe schon verstanden. Vergiß es. Ich gebe mich auch mit einem Raumschiff zufrieden, wenn es nur fliegt."
„Es freut mich, daß du Vernunft angenommen hast, Solman", sagte das Virenschiff. „Ich stehe dir und deiner Sippe zur Verfügung."
5.
„Es wird Zeit, Stalker", sagte Adams.
„Hast du dir auch alles gut überlegt?" erkundigte sich Stalker. „Hast du es gut überdacht?"
Adams lächelte vage.
„Es gibt keine andere Möglichkeit, mein Freund", sagte er und ahmte dabei Stalker nach. Der zwei Meter große Humanoide zuckte leicht zurück. Sein Kopf blieb dabei weiterhin leicht vorgereckt, in seinem derben Gesicht zuckte es nervös. „Jetzt ist die Stunde der Wahrheit."
„Aber was passiert, wenn deine Freunde gegen dich stimmen?" fragte Stalker. „Hast du das bedacht? Was willst du dann tun?"
„Zurücktreten", sagte Adams lakonisch.
„Mich endgültig von der galaktischen Bühne zurückziehen.
Hast du mitbekommen, was mit den Virenwolken um Terra passiert? Vielleicht hätte auch ich eine Chance."
„Du kannst nicht abdanken", behauptete Stalker. „Die Kosmische Hanse ist dein Leben. Du mußt dich durchsetzen. Vielleicht wäre es besser, wenn du mich für dich sprechen läßt ..."
„Nein!" sagte Adams entschieden. Seine Stimme klang so schneidend, daß Stalker abermals zusammenzuckte. „Du hast mir schon genug eingebrockt. Die Sache mit dem Warner könnte uns zu Fall bringen."
„Du weißt, wie es gemeint war, Gershwin", sagte Stalker kleinlaut. „Ich hatte nur die besten Absichten."
„Aber du hast dich sehr zweifelhafter Methoden bedient", erwiderte Adams. Er machte eine abschließende Handbewegung.
„Lassen wir das. Die Hanse-Sprecher sollen darüber abstimmen, und ich werde mich ihrem Urteil beugen."
Bevor sie den STALHOF verließen, hielt Stalker Adams zurück und fragte: „Glaubst du, es könnte schaden, wenn ich im Warner-Gewand erscheine?"
„Warum willst du dich hinter dem
Weitere Kostenlose Bücher