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1251 - Stalker

Titel: 1251 - Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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deinen Schmerz zu überwinden. Es hilft dir nicht, wenn du dich vor Selbstmitleid zerfleischst.
    Blick nach vorne. Vor dir liegt noch ein ganzes Leben – und ein Universum voller Wunder und Rätsel. Reiß die Brücken zur Vergangenheit nieder und lebe für die Zukunft."
    „Ich soll ...?"
    Argentina fröstelte. Nicht aus Angst vor dem Wagnis, in einen völlig neuen Lebensabschnitt zu treten, sondern ob der Größe dieses Gedankens. Bis zu diesem Augenblick hatte sie keinerlei Sehnsucht verspürt, die Erde zu verlassen. Aber plötzlich erschien ihr die Idee als vielversprechend und gar nicht als Flucht vor den Problemen des Lebens.
    „Du wärst nicht allein, Tina", redete ihr das Virenimperium zu. „Um dich – innerhalb dieser Virenwolke – sind viele Gleichgesinnte. Manche von ihnen haben mich unter falschen Voraussetzungen aufgesucht, wie du. Aber genau wie du, haben sie ihre Wünsche nur nicht richtig artikulieren können. Tina, du willst in Wirklichkeit doch gar keinen Ersatz für deinen Geliebten. Nichts könnte dir Gregor ersetzen, und du könntest einen Doppelgänger nicht wirklich lieben.
    Es wäre nur eine Flucht vor der Wirklichkeit. Wenn du in dich gehst, dann wirst du erkennen, daß ich recht habe. Stelle dich den Tatsachen, ich helfe dir."
    Argentina ließ die Worte des Virenimperiums auf sich einwirken. Sie schwieg lange, bevor sie fragte: „Was hast du mir zu bieten, Virenimperium?"
    „Das ganze Universum als Lebensraum für eine neue Existenz."
    „Das hört sich vielversprechend an", sagte Argentina und war der Verlockung bereits erlegen.
     
    *
     
    Es war ein phantastischer Anblick, als die Wolke sich am Rand der Bungalowsiedlung niederließ und den von der Finsternis verwüsteten Pflanzengürtel bedeckte. Leonard Frood und Anne Piaget beobachteten den Vorgang staunend – überwältigt.
    Sie sahen, wie sich die gewaltige Wolke veränderte. Wie sie schrumpfte und sich festigte. Wie sich aus dem konturenlosen Nebel allmählich Formen herausbildeten.
    Endlich, nach einer nicht genau zu bestimmenden Zeitspanne, war die Virenwolke zu einem etwa hundert Meter langen, flachen Gebilde mit etlichen würfelförmigen Aufbauten geworden. Die Aufbauten veränderten sich weiterhin, während der Untersatz ein fünf Meter hohes Oval mit einer gewölbten, glatten Umrandung blieb.
    „Ich schätze, es sind an die achtzig Aufbauten", flüsterte Anne Leo zu. „Und sehen sie nicht irgendwie aus wie die Bungalows unseres Kindergartens?"
    „Es ist eine maßstabgetreue, wenn auch verkleinerte Nachbildung unseres Kindergartens", sagte Leo lächelnd. Er wußte noch nicht recht, was das zu bedeuten hatte, aber er war gerührt, daß das Virenimperium sich ihnen zur Verfügung stellte. „Es sieht fast wie eine Wiedergutmachung für die von der Finsternis angerichteten Zerstörungen aus."
    Anne blickte ihn fragend an. Sie wunderte sich, wie das Virenimperium ausgerechnet auf ihr unbedeutendes Internat gekommen war.
    „Könnte Sri dahinterstecken?" fragte sie.
    „Vielleicht hat Sri nachgeholfen", meinte Leo; er antwortete, obwohl ihm gar nicht nach Reden zumute war. „Aber das allein ist es nicht. Ich glaube, daß an vielen anderen Orten der Erde etwas Ähnliches passiert."
    „Was bezweckt das Virenimperium damit?" fragte Anne.
    Leo gab keine Antwort. Er hatte sich gerade etwas überlegt, eine phantastische Vorstellung davon gehabt, was dem Virenmodell seines Kindergartens noch zur Vervollkommnung fehlte. Und kaum hatte er diesen Gedanken gedacht, da sah er ihn plötzlich Wirklichkeit werden.
    Aus der Masse der Plattform schoben sich plötzlich transparente Wände vor die Aufbauten, wölbten sich und bildeten ein kuppelförmiges Dach. Auf den freien Flächen zwischen den Bungalows begannen plötzlich Pflanzen zu sprießen und begrünten den nackten Boden.
    „Xenoforming", murmelte Anne. „Was hat das zu bedeuten, Leo?"
    „Ich habe eine Ahnung", sagte Leo mit belegter Stimme. „Aber – ich kann es nicht glauben." Er hatte vor Aufregung eine ganz trockene Kehle und mußte sich räuspern, um die Stimme wiederzufinden. Er gab Anne einen Klaps und sagte: „Weck die Kinder.
    Sie sollen sehen, welches Wunder sich hier vollzieht."
    „Und du?" fragte Anne.
    „Geh schon", drängte er.
    Anne entfernte sich zögernd in Richtung des Hauptgebäudes, um den Weckruf zu aktivieren. Als sie sich umdrehte, sah sie, wie Leo sich auf das Virengebilde zubewegte, das wie ein etwas abgewandeltes Modell ihrer Siedlung aussah. Die

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