1252 - Start der Vironauten
steigt ins Gehirn. Du willst mittanzen und mit ihnen singen, und du willst ...
Aber was soll ich viel erzählen. Geh hin, Vironaut, und er lebe selbst das vierte Wunder von ESTARTU.
*
Der kleine dicke Mann war nahe daran, sich vor Verzweiflung die silbrige Lockenpracht zu raufen. Er holte tief Luft, um sein cholerisches Temperament zu beruhigen, dann erst setzte er zum Sprechen an. „Schau einmal her, Stalker", sagte er in freundschaftlichem Ton. „Die Rollen sind doch eindeutig verteilt. Du bist der Gesandte einer Superintelligenz, der etwas an den Mann bringen will und für seine Produkte Werbung macht. Ich aber bin der Medienfachmann, der für die Werbekampagne verantwortlich ist. Richtig?"
„Das hat doch bisher vorzüglich geklappt, Krohn", sagte Stalker mit leichter Verwunderung in der Stirnme. „Ich verstehe gar nicht, was du hast. Wir haben bereits vier Wunder von ESTARTU angepriesen, und es sollte mich wundern, wenn nicht ein großer Prozentsatz der Vironauten darauf ansprechen würde. Du hast deine Sache gar nicht so übel gemacht, ja, ich will sogar behaupten, daß du die syllagarischen Module optisch recht gut, was sage ich, hervorragend umgesetzt hast."
„Genug des Lobes, Meysenhart wird sonst noch größenwahnsinnig", meldete sich Skorsh, der auf Stalkers Rückentornister saß. „Aber ich habe nur improvisiert", erklärte Meysenhart mit wachsender Verzweiflung. „Ich habe keine Ahnung, was diese Module tatsächlich darstellen.
Wie sehen sie aus? Wie groß sind sie? Ich habe von dir keinerlei Angaben darüber bekommen und mußte einfach nieine Phantasie spielen lassen. Aber das war das letzte Mal. Ich möchte Daten von dir haben, damit ich die Werbung für das fünfte Wunder seriös aufbauen kann."
Stalker machte ein verklärtes Gesicht, seine gelben, dreieckigen Augen starrten in unergründliche Fernen, und er hob die Arme, streckte die langen, dünnen Zeigefinger und schrieb, wie ein Dirigent mit zwei Taktstöcken, damit im Rhythmus seiner Worte Schnörkel in die Luft. „Die Kalydonische Jagd durch die Orphischen Labyrinthe von Trovenoor", sagte er. Er sah Meysenhart an. „Ist das nicht inhaltsschwer genug? Sagt das nicht alles, mein Freund? Die Kalydonische Jagd! Orphisch! Labyrinth! Das sind drei geheimnisvolle assoziationsträchtige Begriffe, die die menschliche Phantasie zum Überschäumen bringen müssen. Und es steckt auch ein Paket an astronomischen Daten drin. Trovenoor ist die Galaxis NGC 4564. Reporterherz, was willst du mehr."
Stalker blickte treuherzig auf Meysenhart hinunter. Der Medienspezialist fühlte sich wie das Kaninchen, das von der Schlange hypnotisiert wurde. Er wandte sich ab, warf ungeduldig die Arme in die Luft, stieß einige Flüche durch die zusammengepreßten Zähne und wandte sich dem Gesandten von ESTARTU erneut zu. „Du machst es dir zu einfach, Stalker", erklärte er mit mühsam erzwungener Geduld. „Mir ist längst schon klar, daß dich die griechische Mythologie fasziniert. Aber es genügt nicht, ein paar Begriffe herauszupicken, sie klangvoll zusammenzumixen und dann den Galaktikern zu präsentieren. Frei nach dem Motto, friß und bleib dumm!" Meysenhart machte eine Pause, weil er merkte, wie er sich schon wieder in Erregung steigerte. Als er sich einigermaßen beruhigt hatte, fuhr er fort: „Ich weiß, was hinter dem Begriff ›Kalydonische Jagd‹ steckt. Mir ist bekannt, daß Artemis, aus Zorn darüber, daß man das Dankopfer an sie vergaß, einen wilden Eber in die Fluren Kalydons schickte, und daß sich an der Jagd auf dieses Untier die berühmtesten Helden Griechenlands beteiligten. Theseus, Melagros, Jason, Iphikles und die Dioskuren, um nur einige zu nennen. Wie soll ich dieses Spektakel aber auf die Verhältnisse in ESTARTU extrapolieren? Was für ein Untier soll ich an Stelle des Ebers setzen? Wird überhaupt Jagd auf eine lebende Bestie gemacht, oder ist die Bedrohung eher fiktiver Art? Das ist der erste Punkt. Der nächste ist, daß ich mir unter einem orphischen Labyrinth nichts Konkretes vorstellen kann. Sollte ich den Begriff für eine terranische Show umsetzen, dann wäre ich um entsprechende Spezialeffekte nicht verlegen ..."
„Du machst doch eine galaktische Show, mein Freund", fiel ihm Stalker ins Wort. „Auch ich habe doch die Bezeichnungen für die Wunder von ESTARTU nur in für Galaktiker verständliche Synonyme umgesetzt. Und dasselbe sollst auch du tun. Egal, wie du sie auslegst und ins Optische überträgst, sie
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