1252 - Start der Vironauten
um zu diesem oder jenem genauere Details zu erfragen.
ESTARTU gehörte zum Virgo-Cluster, der aus insgesamt über 2000 Galaxien bestand. Dieser Raumsektor war den Terranern nicht ganz unbekannt, denn zum Virgo-Haufen gehörte auch M87, jene Galaxis mit dem charakteristischen „Jetstrahl", der auf die Konstrukteure des Zentrums zurückzuführen war. Und Virgo vorgelagert war Gruelfin, die Heimatgalaxis der Cappins.
Die zwölf Galaxien von ESTARTU waren im Durchschnitt 40 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Sie beanspruchten einen Raumkubus, der rund 2,5 Millionen Lichtjahre lang und 630 000 Lichtjahre hoch war und eine Tiefe von 1,35 Millionen Lichtjahren besaß. Dies war die Mächtigkeitsballung der Superintelligenz ESTARTU.
Die größte Galaxis von ESTARTU war NGC 4579, die Stalker als Syllagar bezeichnete. Die Galaxis mit der größten Masse war NGC 4649, von Stalker Erendyra genannt. Das Zentrum der Mächtigkeitsballung aber war die Doppelgalaxis NGC 4567/ 4568, auch als die „Siamesischen Zwillinge", bekannt. Stalker bezeichnete sie als Absantha-Gom und Absantha-Shad.
Irmina wunderte sich über Stalkers Offenheit, aber noch mehr wunderte sie sich darüber, daß ihm Galbraith Deighton und einige andere so sehr mißtrauten, obwohl er freizügig alle Daten über ESTARTU lieferte.
Das Mißtrauen war natürlich zu einem guten Teil in der feindseligen Konfrontation mit Taurec während der Hanse-Sitzung begründet. Irmina hatte daran teilgenommen und mußte sagen, daß der Kosmokrat eine Auseinandersetzung geradezu provoziert hatte.
Wie dem auch war, sie wollte Galbraith Deighton den Gefallen tun und ihre Fähigkeiten an Stalker und seinem Animateur Skorsh versuchen - aber in umgekehrter Reihenfolge.
Während sie scheinbar interessiert Stalkers Schwärmereien über ESTARTU - über die unzähligen Wunder dieser zwölf Galaxien - lauschte, konzentrierte sie sich geistig auf Skorsh. Es störte sie dabei nicht, daß das gnomenhafte Wesen keine Sekunde lang still hielt und dauernd an Stalker herumkrabbelte. Wenn sie sich erst einmal auf ein Objekt fixiert hatte und in dessen Mikrokosmos eindrang, dann versank die Welt um sie.
Mit Skorsh hatte sie nicht viel vor. Sie wollte nur zwei oder drei Stichproben an verschieden spezialisierten Zellkolonien machen und auch noch eine minimale Umgruppierung vornehmen, um eine Reaktion zu erhalten. Skorsh sollte von diesen Eingriffen nichts merken.
Irmina konzentrierte sich zuerst einmal auf Organzellen im mittleren Körperbereich, die denen der menschlichen Leber adäquat waren. Das war reine Routine, Irmina hatte derartige Untersuchungen bereits Tausende von Malen vorgenommen. Sie drang schnell und zielsicher in einen Zellkern ein, erfaßte einen ganzen Zellstamm, ging dann wieder ins Detail und verursachte eine Reizung, die bei menschlichen Zellen dieser Art zu einer Teilung geführt hätte.
Bei Skorsh passierte nichts.
Das war weder bedenklich, noch eine sensationelle Entdeckung, es zeigte, nur, daß es sich um eine nichtmenschliche Zelle handelte. Das war alles.
Irmina konzentrierte sich auf die Armmuskeln, stellte eine ähnliche Untersuchung an, nahm aber anschließend eine Umgruppierung eines kleineren Zellverbands vor. Sie löste eine spontane Wucherung aus, um auf diese Weise mehr über den organischen Aufbau der Zellen zu erfahren.
Skorsh hätte davon gar nichts merken dürfen ... aber der Animateur begann plötzlich mit den Gliedern zu zucken.
Irmina ließ augenblicklich von ihm ab. „.... Nur wer einmal die Elysischen Ringe von Erendyra mit eigenen Augen geschaut hat, nur wer durch die Heraldischen Tore von Siom Som gegangen ist, das Zentrum dieser Galaxis zu Fuß durchwandern durfte, wer das unbeschreibliche Glück hatte ..."
„Halt ein, Stalker! Halt ein!" kreischte da Skorsh, am ganzen Körper bebend. „Was soll der Unsinn? Willst du, daß ESTARTU von Touriststromen der Galaktiker überschwemmt wird!"
Stalker lachte wie über einen guten Scherz. „ESTARTU bietet viel Raum für alle Besucher", erklärte er belustigt. „Es gibt unzählige namenlose und unberührte Planeten, Paradiese ohne Zahl ... Skorshs Horrorvisionen von aufdringlichen Touristen, die sich beim Betrachten der Wunder von ESTARTU gegenseitig auf die Zehen treten, sind nicht ernst zu nehmen. Als mein Widerpart kann er nicht anders. Er ist mein lebender Kontra-Computer. Eine faszinierende Erfindung! Keines der vielen ESTARTU-Völker hat etwas Vergleichbares wie den
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