Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1253 - Angst vor dem eigenen Ich

1253 - Angst vor dem eigenen Ich

Titel: 1253 - Angst vor dem eigenen Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
haben. Man hat außerdem herausgefunden«, berichtete der Templer weiter, »dass bei Epileptikern und Migräneopfern sich die Erscheinungen zunächst durch helles Licht ankündigen, während Gesunde in der Regel ohne jede Vorwarnung davon überfallen werden. Emotionaler Stress, Angst, auch Erschöpfungszustände, was weiß ich alles, reichen offenbar aus, um die Geister entstehen zu lassen. Man sagt, wenn die Sinnesorgane müde werden, dann zieht sich auch die äußere Realität zurück und gibt die inneren Bilder frei.« Er schob sich auf seinem Stuhl zurück. »Das ist es wohl gewesen, Freunde, mehr kann ich euch auch nicht sagen.«
    »Dann gibt es kein Fazit - oder?«
    »Nein, das gibt es nicht. Das können die Wissenschaftler auch nicht ziehen, weil sie einfach zu wenig über dieses Gebiet wissen. In der prozentualen Mehrheit sind es leider nur Vermutungen, und das wird auch wohl in den nächsten Jahren noch so bleiben, denke ich mir.«
    Suko und ich schauten uns an. Was uns da gesagt worden war, sahen wir zwar nicht eben als Neuland an, aber in diesem Fall war es schon eine Premiere.
    Ich schaute auf meine Hände, die ich auf die Knie gelegt hatte. Ich dachte nach und verglich das Gehörte mit dem Verhalten unserer Freundin Julie Ritter.
    Ja, das musste es sein. Sie litt an dieser Krankheit oder an diesem Phänomen der Heautoskopie. Sie konnte nichts dafür. Sie war erwischt worden, wie andere auch, und sie musste damit leben. In der Pubertät hatte es begonnen, doch jetzt war es durch den Stress der neuen Erkenntnis wieder zum Ausbruch gekommen, und damit musste sie fertig werden.
    Aber auch für uns war es nicht einfach. Wir hatten keine Ahnung davon, wie wir ihr begegnen sollten, wie sie anzusprechen war und was wir mit ihr taten.
    »Wissen wir jetzt Bescheid?«, fragte Suko.
    »Nein«, sagte ich, »aber wir können mehr Verständnis für sie aufbringen.«
    »Wobei ich mir die Frage stelle«, sagte Godwin, »ob wir es bei unserem Plan belassen.«
    Ich verstand. »Du willst sie nicht zu sehr belasten.«
    »Das ist es.«
    Da Godwin und ich schwiegen, übernahm wieder Suko das Wort. »Ich denke, das sollten wir sie entscheiden lassen. Julie ist erwachsen, und sie ist sich darüber im Klaren, dass sie etwas Besonderes ist. Ich bezweifle, dass sie einen Rückzieher macht.«
    Wir deuteten Suko durch unser Nicken das Einverständnis an. Ich stand auf und streckte mich. Neben dem Computer blieb ich stehen. Ich schaute auf den Monitor, sah dort den Text und machte mir plötzlich Vorwürfe, Julie allein gelassen zu haben. Ich behielt sie nicht für mich, und hörte sofort Sukos und Godwins Einverständnis.
    »Okay, wir sollten zu ihr gehen.«
    Godwin de Salier schaltete den Computer aus und erhob sich ebenfalls.
    Ich verließ als Erster den Raum. Im Flur blieb ich nachdenklich stehen. Durch ein Fenster drang helles Tageslicht in den Bau. Ich sah, dass ich einen grauen Schatten warf, und dachte daran, dass die Doppelkörper keinen Schatten hatten. Es war das gleiche Phänomen wie bei Geistern, mit denen wir es schon zu tun gehabt hatten.
    Das allerdings lief auf der magischen Schiene ab. Hier kamen zwei zusammen, die normale Hirnschiene und die der Magie.
    Ich wartete, bis auch Godwin die Tür hinter sich zugezogen hatte. Er war ziemlich blass geworden und wirkte so, als beschäftigten sich seine Gedanken ausschließlich mit diesem neuen Phänomen, dem auch er laienhaft gegenüberstand.
    Wir gingen schweigend zu Julie Ritters Zimmer. Vor der Tür blieben wir einen Moment stehen und lauschten. Es war nichts zu hören, die Person dahinter verhielt sich still.
    »Dann wollen wir mal«, sagte ich und öffnete die Tür…
    ***
    Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, aber ich war auf alles gefasst und atmete zunächst erleichtert auf, als ich unsere Freundin auf dem Bett sitzen sah.
    Sie schaute zur Tür, sie bewegte sich nicht, und sie war sehr blass.
    Genau das ließ die Alarmsirenen in meinem Kopf schrillen. Hier sah alles so normal aus, aber es stimmte einiges nicht. Ihre Lippen sahen blutleer aus. Sie hoben sich kaum von der übrigen Hautfarbe ab.
    Keiner von uns sagte ein Wort. Auch Suko und Godwin zeigten sich geschockt. Sie standen neben mir, schauten nur in eine Richtung und wussten nicht, was sie tun und lassen sollten.
    Meine Starre verging sehr schnell. Ich schaute mich im Zimmer um, weil ich auf der Suche nach der Doppelgängerin war, die aber sah ich nicht. Es gab nur Julie Ritter.
    Aber sie war da und

Weitere Kostenlose Bücher