Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1253 - Angst vor dem eigenen Ich

1253 - Angst vor dem eigenen Ich

Titel: 1253 - Angst vor dem eigenen Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gehen muss. Ich kenne das Ziel. Es lockt mich. Es weiß genau, dass ich etwas Besonderes bin. Ja, das stimmt. Ich bin etwas Besonderes, etwas Besonderes«, wiederholte sie, und ihre Stimme sackte dabei ab, bevor sie völlig verstummte. Auch Julies Haltung veränderte sich. Ein Ruck durchlief ihren Körper, sie senkte den Blick und beugte auch die Schultern nach vorn, sodass sie wirkte wie jemand, der eine schwere Last zu tragen hat.
    Julie sprach auch nicht mehr. Ich ließ das Kreuz auf ihrer Hand liegen, schaden konnte es nichts.
    Zudem ging ich davon aus, dass sie zunächst eine Pause brauchte.
    Godwin de Salier meldete sich mit leiser Stimme zu Wort. »Sie ist hier und zugleich im Stollen«, erklärte er, »und ich frage mich, ob der andere Körper in Gefahr geraten kann? Was denkt ihr? Kann er vernichtet werden?«
    »Nein!«, sagte ich.
    Godwin war nicht überzeugt und wandte sich an Suko. »Was meinst du?«
    Auch er schüttelte den Kopf.
    Der Templer senkte den Blick und räusperte sich leicht. Wir sahen auch, dass er schluckte. Er hob den Daumen und dann den Zeigefinger. »Kann es möglich sein, dass Julies geisterhafte Doppelgängerin plötzlich auf Maria Magdalena trifft?«
    »Denkst du an die Knochen?«, fragte ich ihn.
    »Nein, John, das nicht.« Er schaute mich an. In seinem Blick stand eine gewisse Unsicherheit. »Wir wissen, was mit Julie los ist. Dass sie zu den seltenen Menschen gehört, die ihre Doppelkörper sehen. Und jetzt frage ich mich, ob auch Maria Magdalena dazu in der Lage ist. Kann es möglich sein, dass sie ebenfalls einen Zweitkörper entstehen lässt? Es geht ja nichts verloren. Der Körper löst sich auf. Er verwest bis auf einen Rest, eben auf die Gebeine. Aber der Geist bleibt. Da ist mir in den Sinn gekommen, dass die beiden sich möglicherweise treffen. Fast utopisch, Freunde, aber nur fast.«
    Er wollte eine Antwort haben, das war klar. Weder Suko noch ich wussten, was wir ihm darauf sagen sollten. Wir schauten uns an, und Suko war der Erste der seine Schulter anhob und mit leiser Stimme sagte: »Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen, aber ich will auch nichts ausschließen.«
    »Gut«, flüsterte Godwin. »Und was ist mit dir, John?«
    »Ich schließe mich Sukos Antwort an.«
    »Ja, das gefällt mir. Das gefällt mir sogar sehr. Welchen Grund soll sie gehabt haben, den Doppelkörper in den Stollen zu schicken? Könnt ihr mir das sagen? Aus Spaß erkundet man ein derartiges Gelände nicht, das steht für mich fest. Und ich glaube auch nicht, dass sie den Doppelkörper losgeschickt hat, damit er nach irgendwelchen Knochen Ausschau hält. Da soll eine Verbindung geschaffen werden zwischen dem einen und dem anderen Phänomen.«
    »Und wir sitzen hier untätig herum«, sagte ich.
    »Willst du in den Stollen?«, fragte Godwin.
    »Ich schließe es zumindest nicht aus.«
    »Aber du kannst dich nicht hinbeamen«, hielt Suko mir vor. »Wir werden uns auf den Weg machen müssen, und das kostet Zeit. Keiner von uns weiß, was in der Zwischenzeit passiert. Einer muss auch in Julies Nähe bleiben. Wenn wir so handeln wie du es möchtest, müssen wir uns trennen.«
    Da hatte er nicht Unrecht. Wir steckten tatsächlich in der Klemme. Bisher hatten wir die Gebeine der Heiligen und Hure nicht richtig gesehen. Sie lagen in einem Schacht, in den wir zwar hineingeleuchtet und auch irgendwie den Grund erkannt hatten, aber etwas Konkretes war da nicht zu sehen gewesen.
    Wir hatten nur ein Schimmern entdeckt, und das konnte durchaus von den Knochen abgegeben worden sein. Mehr wussten wir allerdings nicht. Und nun war es Julie Ritter gelungen, ihren Doppelkörper in den Stollen zu schicken. Oder er war von allein dorthin gegangen, ohne dass er von ihr gesteuert wurde. Das konnte alles zutreffen, aber es war im Moment für uns nicht wichtig. Wir mussten so oder so eine Entscheidung treffen.
    »Was sollen wir tun, John?«
    Ich grinste Suko an. »Bin ich der Chef?«
    »Ich habe dich dazu gemacht.«
    »Okay, dann sage ich dir, was wir tun können.« Ich deutete auf Julie. »Sie ist wichtig, und ich glaube, dass sie uns noch nicht alles gesagt hat. Da kommt noch etwas nach. Der Doppelkörper ist unterwegs. Ich gehe davon aus, dass er irgendetwas erkennen wird, das sie uns dann meldet.«
    »Wenn du meinst.«
    »Mach einen anderen Vorschlag, Suko.«
    »Ich kenne keinen. Julie ist im Moment der zweite Mittelpunkt, an den wir uns halten müssen.«
    Er hatte ihren Namen erwähnt, und plötzlich zuckte die

Weitere Kostenlose Bücher