1253 - Aufbruch nach Erendyra
eine Gruppe von zwölf Galaxien, in der nur friedliebende Völker leben. Denk daran, was den beiden Tsunamis zugestoßen ist."
„Niemand weiß, was mit den Tsunamis geschehen ist", wiedersprach Bull. „Man kann nicht einmal mit Gewißheit sagen, daß sie hier, in der Mächtigkeitsballung ESTARTU, angegriffen wurden. Machst du nicht selbst immer wieder darauf aufmerksam, daß man sich auf Stalkers Angaben nicht verlassen kann?"
„Es spielt im Grunde keine Rolle", mischte Roi Danton sich ein. „Du stehst im Begriff, fremdes Gebiet zu betreten. Du mußt mit Schwierigkeiten rechnen. Es kann sein, daß man dir einen Kampf auf zwingt. Mit deinem unorganisierten Haufen kannst du nicht kämpfen. Es traut sich niemand, einen Befehl zu geben," und wenn sich doch einer fände, der den nötigen Mut hätte, dann gäbe es keinen, der auf den Befehl hört."
Das Gespräch fand in Reginald Bulls Unterkunft statt, und zwar in dem Raum, den er sein Büro nannte.
Unregelmäßig geformte Wände, die aus natürlich gewachsenem Fels zu bestehen schienen, vermittelten den Eindruck einer Kaverne. Die Einrichtung war behaglich; das helle, gelblichweiße Licht glich dem eines irdischen Sommertags. An zwei Stellen der Höhlenwand befanden sich fest montierte Bildflächen, die wie Fenster wirkten und eine sonnenüberflutete terranische Landschaft darstellten. Der Wind trieb Wellen durch das hohe Gras; die Wipfel der Bäume schwankten träge. In der Ferne zog ein altmodisches, mit Pferden bespanntes Fahrzeug gemächlich seines Weges. Kleine weiße Wolken segelten wie Wattebäusche unter dem tiefblauen Himmel dahin. Es war alles sehr überzeugend ge'macht, vor allen Dingen gab es Aufschluß über ein Segment der Seele des Mannes, der voll und ganz vom Sternweh beherrscht zu sein behauptete: Irgendwo, in einem der hintersten Winkel seines Bewußtseins, litt Reginald Bull ein klein wenig an Heimweh.
Auf Roi Dantons Vorhaltungen hin warf er theatralisch die Arme in die Höhe und trat an seinen Arbeitstisch, das einzige Möbelstück, mit dem sich rechtfertigen ließ, daß der Raum ein Büro genannt wurde. „Ihr seht zu schwarz", beklagte er sich. „Ich habe nicht vor, mich auf kämpferische Auseinandersetzungen einzulassen. Ich bin nicht ausgezogen, um mit jemand Krieg zu führen. Wenn mir einer übel will, laufe ich davon. Mit Standhaftigkeit und Heldentum will ich nichts zu tun haben. Im übrigen, sollte es zum Schlimmsten kommen, bleibt mir immer noch das da."
Er wandte sich seitwärts und wies mit trotziger Geste auf das kurze Rohrstück, das unter einem unordentlichen Stapel von Schreibfolien hervorlugte. „Stalkers Permit!" stieß Tekener hervor. „Du wirst dich um Gottes willen darauf nicht verlassen wollen?"
„Warum nicht? Wenigstens ausprobieren will ich das Ding."
Roi Danton seufzte. „Laß es gut sein, Tek. Wir überzeugen ihn nicht. Weiß der Himmel, vielleicht hat er sogar recht.
Wenn er vor jeder Konfrontation das Hasenpanier ergreift, kann ihm nicht viel passieren. Uns bleibt weiter nichts, als ihm Glück zu wünschen."
Die Männer schüttelten einander die Hände. Ein wehmütiger Ausdruck trat in Reginald Bulls Gesicht. „Ich werde euch vermissen, ihr Hartschädel", sagte er. „Paß auf, was du sagst", grinste Tekener. „Der Querkopf bist du."
„Auf ein Wiedersehen", sagte Roi Danton.
Der Abschied war kurz. Die Rührung, die die Scheidenden beseelte, verbarg sich unter dem Tarnmantel männlicher Emotionslosigkeit.
*
29. März 429.
Fort sind sie. Der Psifunk-Kontakt ist vor wenigen Minuten abgerissen. Sie machen sich Sorgen um mich; sie sind gute Freunde. Wie hätte ich ihnen erklären sollen, daß ich glaube, mich auf meinen Haufen, so disziplinlos er auch erscheinen mag, im Notfall voll und ganz verlassen zu können? Gewiß, es sind alles Individualisten hier an Bord. Aber es sind intelligente Individualisten. Wenn Not am Mann ist, werden sie im Handumdrehen einsehen, daß wir nur dann bestehen können, wenn wir zusammenhalten und eine einheitliche Vorgehensweise an den Tag legen.
Im übrigen meine ich es mit dem Davonlaufen durchaus ernst. Ich habe keine kämpferischen Ambitionen, Wenn sich mir einer feindlich entgegenstellt, lasse ich ihn links liegen.
Was Stalkers Permit angeht, den merkwürdigen, fingerlosen Handschuh - da hat Ronald natürlich recht.
Ich wäre ein Narr, wenn ich mich auf Stalkers Jingaben verließe. Immerhin will ich das Ding bei erster' sich bietender Gelegenheit einer
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