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1254 - Welt ohne Hoffnung

Titel: 1254 - Welt ohne Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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daß er sie laut und deutlich empfing, bestand kein Zweifel: Nervenzellen besaßen außer den empfindlichen Organen, die die gentechnische Manipulation ihnen für das Aufspüren und den Nachweis aller nur denkbaren sensorischen Reize - von Gerüchen und Geräuschen bis zu den Signalen der elektromagnetischen und hyperenergetischen Strahlung - mitgegeben hatte, ein ganzes Arsenal ultrasensitiver Meßgeräte, die ihnen in den Körper eingebaut waren und ihre Anzeigen auf mechanotelepathischem Wege unmittelbar dem Bewußtsein mitteilen konnten. Ne Nudruv würde die Signaltätigkeit des Kästchens sofort registrieren, und da er ohnehin schon Verdacht gegen Or Mendin geschöpft hatte, konnte es nicht mehr lange dauern, bis er in der Ersatzteillagerhalle auftauchte.
    Or Mendin suchte sich ein Versteck, das nur wenige Schritte vom Standort seines Geräts entfernt war. Er sah sich um und fand ein längliches, stabähnliches Stück Metall, das sich ihm brauchbar in die Hand fügte. Er wog es bedächtig und teilte ein paar fingierte Schläge aus, als er das Rollen des Tores hörte.
    Augenblicklich ging er in die Knie und machte sich hinter einem Stapel von Ersatzteilen so unsichtbar wie möglich.
    Ne Nudruv fürchtete keine Gefahr.
    Er näherte sich unbekümmert durch den Gang zwischen den Gestellen. Seine Sensoren wiesen ihm fehlerlos den Weg. Seine hellgraue Montur leuchtete zwischen den Teilen des Lagerguts hindurch, hinter dem Or Mendin Deckung gesucht hatte. Die Lässigkeit, mit der er sich bewegte, kam dem Informationstechniker töricht und unnatürlich vor, bis ihm plötzlich aufging, daß in Wirklichkeit er derjenige war, der gegen alles, was natürlich und konventionell war, verstieß. Wovor sollte ein Nervenzellen-Typ sich fürchten? Wann war es je geschehen, daß ein Ne-Typ von einem Artgenossen welchen Typus auch immer bedroht worden war? Nervenzellen füngierten als Aufpasser. Sie sorgten dafür, daß dort, wo sie eingesetzt waren, alles so verlief, wie es die Regeln und Vorschriften verlangten. Sie besaßen eine direkte Verbindung zu den Gehirnzellen, denen sie unterstellt waren. Die Ge-Typen konnten ihren Bewußtseinsinhalt jederzeit abrufen. In diesen Sekunden, in denen er Ne Nudruv gemächlich den Gang zwischen den Lagergestellen entlangwandeln sah, kamen Or Mendin die Ineinander-Verflochtenheit der Gesellschaft, in der er lebte, das Abgestimmtsein eines Gesellschaftszweiges auf den anderen, die Starre eines Systems, das nur nach Regeln und Vorschriften lebte und die Entwicklung von Eigeninitiative - außer vielleicht auf der höchsten Ebene, dem Niveau der Bewußtseine - für abartig hielt, in voller Deutlichkeit zu Bewußtsein.
    Nicht Ne Nudruv war es, der sich ungewöhnlich verhielt. Er selbst war derjenige, der sich anschickte, aus der Ordnung auszubrechen, die er bisher für unverletzlich gehalten hatte.
    Vor dem Kästchen, das die wirren Signale ausstrahlte, blieb Ne Nudruv stehen. Er sah sich um. „Komm hervor, Or Mendin", sagte er. „Ich weiß, daß du irgendwo hier in der Nähe bist."
    Or Mendin fand seine helle, durchdringende Stimme unsympathisch. Wie die meisten Ne-Typen, war Ne Nudruv von niedrigem Wuchs. Er reichte Or Mendin nicht weiter als bis zum oberen Rüsselansatz. Nervenzellen besaßen kein besonders großes Maß an Intelligenz. Sie waren speziell dafür geschaffen, ihre Aufgabe als Aufpasser zu versehen. Ihr Schädel wirkte im Vergleich zum Gesamtumfang des Körpers klein, fast wie geschrumpft. Dafür war ihr Körper voller Beulen und Schwellungen - äußere Spuren der Geräte, die man ihnen in die Körpersubstanz gepflanzt hatte. „Du weißt, daß ich Ge Allini über diese Sache Meldung machen muß", fuhr Ne Nudruv fort. „Ich weiß zwar nicht, worauf du aus bist, aber vorschriftswidrig ist es auf jeden Fall."
    Or Mendin empfand Erleichterung. Aus den Worten des Ne-Typs schien hervorzugehen, daß Ge Allini von dem Verdacht, den Ne Nudruv hegte, noch nichts wußte. Nervenzellen-Typen merkten deutlich, wenn ihr Bewußtsein von der Gehirnzelle abgefragt wurde. Ne Nudruv log also entweder, wofür es keinen logischen Grund gab, oder Ge Allini war wirklich noch uninformiert.
    Der Kleine in dem grauen Gewand fühlte sich seiner Sache vollständig sicher. Er wandte sich nach allen Seiten und spähte durch die Lücken im Lagergut umher. „Gib dir keine Mühe, dich vor mir zu verstecken", sagte er. „Ich brauche dich nicht wirklich zu finden. Ge Allini erfährt auf jeden Fall von der

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