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1254 - Welt ohne Hoffnung

Titel: 1254 - Welt ohne Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sache."
    Er bewegte sich in dem Gang zwisehen den Gestellreihen ein paar Schritte auf und ab. Or Mendin wartete, bis er die Ecke des Quergangs erreichte, in dem sich sein Versteck befand. Nue Nudruv war nicht leicht zu überraschen.
    Mit sechsunddreißig Augen hatte er vollkommene Rundsicht.
    Or Mendin trat zum Angriff an, als der Ne-Typ sich seiner Deckung bis auf zwei Schritte genähert hatte. Er richtete sich auf. Ne Nudruv blieb stehen. Ein gutes Dutzend Augen blitzten. „Was soll der Unsinn?" fragte er schrill.
    Noch hatte er die Gefahr nicht in ihrem vollen Umfang erkannt. Was auf ihn zukam, war zu ungeheuerlich, als daß er es hätte auf Anhieb begreifen können. Aber der Ausdruck seiner Augen änderte sich. Sie schienen tiefer in die Höhlen zu sinken, und aus dem zornigen, überheblichen Funkeln wurde ein ängstliches Glimmen. •"Du weißt nicht, was du tust!" schrie Ne Nudruv. „Ge Allini..."
    Der Name des Gehirnzellen-Typs, dem er diente, waren die letzten Worte, die aus seinem Mundschlitz drangen. Or Mendin schlug zu. Im letzten Augenblick riß Ne Nudruv die Arme über den Kopf, um sich zu schützen. Es war eine vergebliche Geste. Or Mendins Schlag war mit alle der Wucht geführt, die Zorn und Frustration in seiner Seele zusammengetragen hatten. Ne Nudruv brach lautlos zusammen. Seine Augen waren erloschen. Er würde nie wieder einen Or-Typ bespitzeln.
    Or Mendin wollte sich abwenden. Er hatte das Kästchen wieder an sich gebracht. Jetzt galt es, ein brauchbares Versteck für die metallene Stange zu finden, mit der er den tödlichen Schlag geführt hatte. Da hörte er in der Nähe ein Summen. Er fuhr herum. Ein Roboter glitt aus der nächsten Quergasse zwischen den Lagergestellen hervor. Es war eines der primitiven Modelle, dem die Pflicht oblag, für die Ordnung des Lagerguts zu sorgen und darauf zu achten, daß jedes Teil sich auf einem mit der richtigen Kennung markierten Gestelle befand. Aber primitiv oder nicht: Der Robot besaß genug Verstand, um zu erkennen, daß hier etwas Regelwidriges geschehen war. Er würde eine optische Aufzeichnung anfertigen und sie bei nächster Gelegenheit an seine vorgesetzte Wartungsstelle weiterleiten. Das Bild, das er in diesen Sekunden aufnahm, zeigte Or Mendin und den toten Ne Nudruv - Or Mendin mit der Metallstange noch in der Hand.
    Einen Augenblick lang war er versucht, sich auf den Roboter zu stürzen und ihn auch noch auszuschalten. Er verwarf den Gedanken jedoch rasch. Es mochte ihm vielleicht gelingen, die Maschine zu vernichten - aber nicht rasch genug, als daß der Robot nicht doch noch eine Meldung über den Vorfall hätte abstrahlen können. Dadurch würde alles nur noch schwieriger, als es ohnehin schon war.
    Achtlos ließ er die Stange fallen. Jetzt hatte es keinen Sinn mehr, sie zu verstecken. Indem er Ne Nudruv ausschaltete, hatte er gehofft, sich Zeit zu verschaffen. Zeit, die er brauchte, um einen Entschluß zu fassen, der wohl darauf hinauslaufen würde, daß er nicht länger gewillt war, sich der starren Ordnung der cloreonischen Gesellschaft zu beugen. Daß er fortan ein freies Wesen sein wollte, das sich mit Dingen beschäftigen konnte, die es sich selbst ausgedacht hatte. Daß er in Zukunft sich seine eigenen Gedanken machen würde, anstatt nachzuvollziehen, was andere ihm vorgedacht hatten.
    Jetzt blieb ihm keine Zeit mehr. Der Entschluß war ihm auf gezwungen. Er hatte sich gegen die Ordnung gestellt, und die Ordnung schickte sich an, ihn unter sich zu begraben.
    Müde wandte er sich ab und schritt auf den Ausgang zu. Der Werkroboter machte keine Anstalten, ihn aufzuhalten.
     
    *
     
    „Es gab im Verlauf der terranischen Geschichte zahlreiche Versuche, Gesellschaften dieses Typs zu schaffen", sagte Reginald Bull müde. „Glücklicherweise fehlte es den Initiatoren an den Mitteln und dem Wissen, ihre Pläne zu verwirklichen. Aber hier, sagst du, hat man es geschafft?"
    „Nach außen hin zumindest", antwortete die sanfte Stimme des Schiffes. „Die cloreonische Gesellschaft ist ein zu einhundert Prozent funktionelles Gebilde. In ihrer Gesamtheit versteht sie sich als Körper. Es gibt keine Individuen, nur Körperzellen, von denen jede eine bestimmte Funktion versieht. Natürlich gibt es Funktionsgruppen. Der Großteil des cloreonischen Volkes besteht aus Organzellen. Das sind die Arbeiter -diejenigen, die etwas Produktives tun. Sie sind Handlanger, Techniker, Ärzte, Informatiker, Forscher - alles, was du dir vorstellen kannst. Dann gibt

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