1256 - Die Faust des Kriegers
Lachen. „Eine gute Frage, Träger der Faust! Aber uns führst du nicht hinters Licht. Wir wissen durch den Kodex des Kriegers, daß er unsere Zivilisation zerstören würde, wenn wir uns nicht auf unsere Art und Weise am Tag Xbewähren würden. Außerdem empfinden wir eine tiefe Bewunderung für den Ewigen Krieger, die uns automatisch zu seinen Helfern macht. Unsere Einstellung ist aber nur ein Teil des Versuchs, die Schuld der Vergangenheit zu tilgen. Wir haben einen besseren Weg gefunden."
Er blickte noch einmal in die Runde. Ich merkte, daß jetzt die entscheidende Aussäge kommen würde. „Überlaß es uns, Träger der Faust", flehte der Cloreone, „die Stammväter zu bestrafen. Sie haben die Sünden begangen, und sie sollen büßen. Der Ewige Krieger braucht sich seine Finger nicht an Dingen beschmutzen, die wir selbst bereinigen können."
„Was soll das konkret bedeuten?" wollte ich wissen, obwohl ich die Antwort längst kannte. „Wir wollen in der Letzten Schlacht gegen unser eigenes Volk kämpfen und uns und die Organismus-Cloreonen für immer von aller Schuld befreien."
Ich war wie vor den Kopf gestoßen, denn das war ein ungeheuerliches Ansinnen, das ich mit Brudermord gleichsetzte. Dieser ausgemachte Wahnsinn mußte ebenso verhindert werden wie das, was Volcayr plante und was ich noch nicht ganz durchschaute.
Ich mußte Zeit gewinnen, bevor sich diese kriegswütigen Burschen in ein tödliches Unternehmen stürzten, dessen Ende absehbar war. Die Bilder von der Welt der Gyhder, die wir Holocaust genannt hatten, drängten sich wieder in mein Bewußtsein.
Was sollte ich sagen? Würden diese kriegslüsternen Admirale auf mein Wort hören? War Stalkers Permit, dieser verflixte Fehdehandschuh, stark genug, um mir die nötige Autorität zu verleihen?
Ich wußte es nicht. Das Puzzle der Kräfteverhältnisse, der Beteiligten, der Emotionen und der Überlieferungen war noch nicht komplett. Der wichtigste Stein fehlte noch, und es war fraglich, ob ich ihn überhaupt finden würde: der Ewige Krieger Kalmer, der vielleicht harte Realität, vielleicht aber auch nur ein Hirngespinst aus einer Irrlehre war.
Die Admirale sahen mich erwartungsvoll an.
In diesem Augenblick öffnete sich in unserer Nähe ein Schott, und ein baumlanger Terraner stolperte mit einem freundlichen Grinsen und in Begleitung einiger Cloreonen herein.
Mir war diese Unterbrechung hochwillkommen, denn sie gab mir die Zeit zum Nachdenken, die ich so dringend brauchte. „Hallo, Leute", rief der Lange jovial. „Rainer Deike vom Virenschiff ACHTERDECK begrüßt euch. Und euren Vathin habe ich auch gleich mitgebracht."
Er zog einen schüchtern wirkenden Cloreonen hinter sich her.
Ich verstand nicht, was hier gespielt wurde. Da aber keine Gefahr mit dem Auftreten des Vironauten verbunden war, verfolgte ich alles Weitere schweigend. „Da haben wir ja auch unseren lieben Admiral Tarcicar." Er rannte mit beiden Händen voraus auf den Uniformierten zu und schüttelte ihm die Hand. „Dein tapferer Flottillenchef Vathin." Er deutete auf den sich zurückhaltenden Cloreonen. „Hallo, Bully!" wisperte eine Stimme in meinem rechten Ohr. Ich blickte zur Seite und sah eine Siganesin, die auf meiner Schulter hockte. „Ich hoffe, wir haben diese heilige Versammlung nicht zu respektlos gestört."
„Was geht hier vor?" fragte ich. „Ich heiße Jizi Huzzel, Vironautin von Seg-1234, genannt ACHTERDECK. Laß dir in Kürze berichten ..."
Sie erzählte mir in Stichworten eine abenteuerliche Geschichte, die so richtig typisch für meine Vironauten war. Der lange Terraner mit dem Namen Rainer Deike plauderte unterdessen mit den Admiralen, wobei er den schüchternen Cloreonen immer wieder in den Vordergrund schob. Tarcicar warf mir mehrmals fragende Blicke zu, aber ich winkte zustimmend. So gewann ich Zeit, Jizi Huzzel zuzuhören und gleichzeitig über meine Probleme nachzudenken.
Schließlich kam der lange Vironaut zu mir. „Ich hoffe, die kleine Hexe hat dich nicht gelangweilt, Bully." Er drückte mir etwas überschwenglich die Hand und flüsterte dann leise: „Kann ich etwas für dich tun? Wir hauen nämlich gleich wieder ab."
„Im Moment nicht", entgegnete ich, denn ich hatte längst erkannt, daß ich alle Probleme allein lösen mußte. Allein mit Stalkers Permit! „Dann wollen wir uns verabschieden." Der Terraner winkte mit beiden Händen. „Von euren Planungen und dem Krieger verstehen wir nichts. Aber einen letzten Gefallen könnt ihr uns
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