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1260 - Das letzte Chronofossil

Titel: 1260 - Das letzte Chronofossil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mich gerade noch weigern, ihm zu folgen", murmelte er. „Aber es ist mir unmöglich, ihn zu überwinden."
    „Wie ist es bei den anderen?"
    „Einige von ihnen schaffen nicht einmal das. Sie weichen zurück. Natürlich so langsam, wie sie nur können."
    Er runzelte die Stirn und starrte Shrou an. „Wie kommt es, daß du es nicht auch spürst?" fragte er. „Du kannst dich doch offensichtlich frei bewegen!"
    Shrou warf Gesil einen fragenden Blick zu, aber sie schüttelte nur den Kopf. Sie war sicher, daß ihr Kind längst reagiert hätte, wenn ihm das noch möglich gewesen wäre. Seine Kraft reichte offensichtlich nicht mehr aus, um auch den Mutanten abzuschirmen. Kakuta hatte wenigstens noch eine Erleichterung verspürt, Ishibashi dagegen nicht.
    „Warum versuchst du es nicht?" fragte Ishibashi drängend.
    „Ich habe nicht den Funken Psi-Kraft", erklärte Shrou nüchtern.
    „Das ist jetzt vielleicht gar nicht mehr nötig", behauptete Ishibashi. „Der Herr der Elemente ist mißtrauisch geworden. Er wird es merken, wenn sich ihm etwas nähert, was lebt - ob es nun Psi-Kräfte hat oder nicht," Shrou zögerte. Ihm war deutlich anzusehen, daß ihm dieser Gedanke nicht behagte. Zum einen mußte er befürchten, daß der Sog ihn plötzlich voll erfaßte, wenn er sich aus der Reichweite des Kindes entfernte. Zum anderen schien er sich jedoch auch ehrliche Sorgen um Gesil zu machen.
    Sie faßte einen Entschluß.
    „Wir werden es gemeinsam versuchen", sagte sie. „Wenn der Herr der Elemente nicht reagiert, muß ich ohnehin zu ihm."
    Shrou schüttelte den Kopf.
    „Zuerst machen wir einen Versuch", wehrte er ab. „Wenn der Kerl" wirklich so wachsam ist, reicht es vielleicht schon, wenn ich nur ein kurzes Stück in seine Richtung fliege."
    Und bevor noch jemand etwas einwenden konnte, schoß er davon.
    Im nächsten Augenblick hatte Gesil das Gefühl, als würde eine Druckwelle über sie hinwegfegen.
    Aber es rührte sich kein Lüftchen. Es war absolut windstill.
    Der Mutant stöhnte auf und duckte sich. Auch Gesil spürte für einen Moment einen starken, mentalen Druck, aber es ging schnell vorüber. Zumindest für sie. Für Ishibashi offenbar nicht, denn er stürzte zu Boden, kroch keuchend davon, richtete sich schließlich mühsam auf und rannte davon, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Von Shrou war nichts mehr zu sehen. Gesil hatte nicht beobachten können, was mit ihm geschehen war, aber sie hatte jetzt auch keine Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen.
    Der Herr der Elemente hatte reagiert, und er hatte gezeigt, wie groß seine Macht war. Gesil befürchtete, daß auch das Kind sie nicht länger abschirmen konnte, wenn sie sich in die Nähe dieses schrecklichen Wesens wagte. Sie hoffte, daß der Herr der Elemente kam, um sich vom Erfolg seines Eingreifens zu überzeugen. Vielleicht gelang es ihr dann, ihn zu überrumpeln. ,Aber er kam nicht.
    Es durfte nicht mehr lange dauern, das war ihr klar, als sie Shrou endlich entdeckte. Er war schon auf dem Weg zu den Nega-Psis, und er raste so schnell davon, daß sie ihn nicht zurückzuhalten vermochte. Er war der schützenden Einflußsphäre des Kindes entglitten, und das Kind war bereits zu erschöpft, um ihn noch einmal einzuf angen. „Jetzt sind wir allein", sagte Gesil zu sich und zu ihrer ungeborenen Tochter. „Ich glaube nicht, daß noch irgendein Konzept imstande ist, uns zu helfen. Der Plan ist fehlgeschlagen. Nun bleibt uns nur noch eines."
    Sie umklammerte den Impuls-Aktivator und startete.
    Seltsamerweise war sie in diesem Augenblick völlig frei von Angst. Sie verspürte eine große, innere Zuversicht. Der Impuls-Aktivator in ihrer Hand fühlte sich warm und beinahe lebendig an. Sie ahnte, daß die Waffe die Nähe des Herrn der Elemente spürte und ihrer Trägerin half.
    Sie hatte kaum zweihundert Meter zurückgelegt, als eine Eingebung ihr riet, zu landen. Sie tat es, und als sie festen Boden unter den Füßen spürte, materialisierte der Herr der Elemente vor ihr.
    Er hatte die Gestalt des Magus Coyaniscatsi beibehalten. Ein leichter Wind kam auf und bewegte die Falten seines langen, weißen Gewandes. Er stand auf einem Felsen, die grüne Kristallkugel des Psiklotrons in der einen Hand, die andere zu einem Gruß erhoben. Freundlich und ernst zugleich blickte er Gesil an.
    „Du bist gekommen, um mich zu vernichten", sagte er mit volltönender, ungemein gütiger Stimme. „Löse dich von der bösen Macht, die dir diesen Wunsch eingegeben hat, und folge mir.

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