Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1260 - Wahnsinn in Wales

1260 - Wahnsinn in Wales

Titel: 1260 - Wahnsinn in Wales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Bill hoffte, dass sie reden würde, wenn sie getrunken hatte. Sie lächelte schon wieder und auch der unruhige Glanz war aus ihren Augen verschwunden.
    Das Glas trank sie fast leer. Dann stellte es Bill wieder an seinen Platz zurück. Cathy Tucker hatte ihren Blick auf die Wiege gerichtet. Um die Lippen herum zuckte es, und sie fragte: »Kann ich meinen Sohn haben? Ich möchte ihn in den Arm nehmen.«
    »Kein Problem.«
    Bill holte den Jungen aus der Wiege. Ein nettes Kerlchen, das lächelte und mit seinen kleinen Armen um sich schlug.
    Als Cathy Kevin in den Armen hielt, ging es ihr besser. Neue Kraft drang in ihren Körper. Sie hielt den Kopf gesenkt und sprach ihren Sohn an. »Dir wird keiner was tun, mein Liebling. Nein, nein und nein. Dafür werde ich sorgen.«
    Sie drückte ihn an sich, und Kevin hatte seinen Spaß, als er mit seinen Händchen durch das Haar der Mutter strich. Es tat ihm gut, die Nähe zu spüren, und Cathy sprach davon, dass es bald etwas zu essen gab.
    Dann erst kümmerte sie sich um Bill. »Entschuldigung«, flüsterte sie, »dass ich so geschrieen habe. Aber es ist plötzlich über mich gekommen.«
    »Kein Problem. Sie werden schon Ihren Grund gehabt haben.«
    »Das stimmt allerdings.«
    »Und?«
    »Es waren die Spinnen.«
    Obwohl Bill damit gerechnet hatte, erschrak er. »Waren sie hier im Haus?«
    »Ja.«
    Er bewegte den Kopf. »Wo denn?«
    »Bei ihm, Bill.«
    Bill erschauerte. »Nein, doch nicht bei Kevin?«
    »Leider.« Cathy rang nach Worten. »Die Spinne saß auf seinem kleinen Oberbett. Sie wollte zu ihm kriechen und in seinem Mund verschwinden. Ich habe es im letzten Moment verhindern können.«
    Cathy zeigte ihm den Daumen und den Zeigefinger. »Da, sehen Sie. Damit habe ich die Spinne genommen und sie zerknackt. Es war schrecklich. Erst danach kam mir richtig zu Bewusstsein, was da geschehen ist. Ich konnte nicht anders handeln. Ich musste schreien. Ich drehte einfach durch. Das ist alles zu viel für mich gewesen.«
    Bill schauderte es, als er die Worte hörte. Er konnte sich gut in die Mutter hineinversetzen, denn auch sein Sohn war mal klein gewesen. Und nun passierte das.
    »Gab es noch weitere Spinnen?«, fragte er.
    Sie nickte heftig. »Ja, die gab es.«
    »Wo?«
    »Am Fenster.«
    »Innen?«
    »Nein, nein, zum Glück außen. Ich habe gesehen, wie sie an der Scheibe in die Höhe liefen. Sie sind vom Boden her gekommen. Sie krochen in die Höhe, sie waren so flink, und sie haben einen Teil der Scheibe besetzt.« Hilflos hob sie die Schultern. »Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich habe mich nur wahnsinnig zusammengerissen. Danach entdeckte ich das Tier dann bei meinem Sohn.«
    Als hätte Kevin gehört, dass er gemeint war, fing er plötzlich an zu weine. Vorbei war es mit seiner Fröhlichkeit, und als Mutter kannte Cathy den Grund.
    »Ich muss Kevin etwas zu essen geben.« Sie lächelte etwas scheu. »Das sind die Pflichten einer Mutter, der ich mich nicht entziehen kann. Bitte, wenn Sie ihn mal halten können?«
    »Gern.«
    Kurz danach hielt Bill den Kleinen in seinen Armen. Cathy ging zur Kochstelle, um den Pflichten der Mutter nachzukommen.
    Bill schüttelte nur den Kopf. Die Lage war einfach zu grotesk. Er brachte sie kaum auf einen Nenner. Er saß hier mit einem Baby auf den Armen, während dieses Kind von einer Spinne fast angegriffen worden war. So normal die Lage auch wirkte, sie war es in der Wirklichkeit nicht. Die Gefahr schwebte über ihnen wie ein gewaltiges Schwert, das jeden Augenblick nach unten fallen konnte.
    Der Kleine weinte nicht mehr. Wahrscheinlich war er erstaunt darüber, in ein fremdes Gesicht zu sehen, das er erforschen musste. Er streichelte es mit seinen Händen, und Bill, ebenfalls Vater, vergaß die Sorgen, die ihn quälten, für einen Moment.
    Es dauerte auch nicht lange, da kehrte Cathy Tucker wieder zu ihnen zurück. Sie hielt eine Flasche in der Hand und schüttelte sie. Der helle Brei darin bewegte sich, und Klein Kevin kannte sich aus, denn er streckte dem Gefäß schon seine Ärmchen entgegen.
    »Danke, dass Sie ihn gehalten haben.«
    »Ach, das kenne ich. Mein Junge war auch mal klein. Aber jetzt ist er schon älter.«
    Cathy nahm den Kleinen an sich, ließ sich nieder und drückte ihm den Schnuller in den Mund. Dann legte sie ihn sich zurecht, und Kevin trank wie ein Verdurstender. Er hatte sogar die Hände um die Flasche gelegt, als wollte er sie nicht mehr loslassen.
    Bill sah diese Szene als ein Idyll innerhalb einer feindlichen

Weitere Kostenlose Bücher