1264 - Justines Geisel
setzte sich hin. Er hielt die Augen offen und stellte fest, dass ihn die normale Welt wiederhatte. Zwar hing auch weiterhin der Staub in der Luft, doch er behinderte ihn nicht mehr so wie noch vor kurzer Zeit. Er sah das Zeug wie lange Bahnen, die allmählich nach unten sanken.
Suko sah jetzt, wohin ihn dieser Druck getrieben hatte. Tatsächlich hinter einen der Trümmerhügel.
Doch der sah auch nicht mehr so aus wie vor dem Krach. Die Wucht hatte ihn zusammenfallen lassen und ihm eine andere Form gegeben. Er sah jetzt aus, als hätte irgendwann mal die Hand eines Riesen auf seine Oberfläche geschlagen. Was Suko umgab und auf dem Boden verteilt lag, das waren unterschiedlich große Steine, die von der Druckwelle aus dem Hügel hervorgerissen und weggeschleudert worden waren.
Es gibt doch Schutzengel, dachte Suko. Es ging ihm durch den Kopf, wie raffiniert die Cavallo vorgegangen war. Sie schaffte es immer wieder, einen Trumpf auszuspielen, aber diesmal hatte sie kein Glück gehabt.
Und ihre Helfer?
Suko holte sich ihren Anblick noch mal zurück. Nein, das konnten sie nicht überlebt haben. Die Dynamitstangen hatten ihre Brustkörbe umschlungen. Sie waren auf den Selbstmord und auf die Vernichtung der Feinde programmiert worden, doch die Detonationen mussten sie atomisiert haben.
Suko stand auf.
Es klappte, auch wenn es hier und da etwas ziepte oder stach. Behindert war er nicht. Er kam sich vor wie der berühmte Vogel Phönix, der plötzlich aus der Asche auftauchte und zu neuen Höhenflügen ansetzte.
Sein erster Blick galt den Vampiren. Sie waren ebenso verschwunden wie seine kleine Lampe. Mit dem Taschentuch wischte Suko das Blut aus seinem Gesicht. Das eigentliche Ziel hatte er noch nicht erreicht, aber er würde hingehen, und er hoffte, dass er nicht zu spät kam…
***
Nein, nicht auch noch Suko! schoss es Glenda durch den Kopf. Das kann nicht sein, das ist ein Bluff! Sie will mich seelisch fertig machen. Das glaube ich einfach nicht.
Beide starrten sich an.
Und Glenda senkte den Blick als Erste. Sie hatte in den Augen der anderen erkannt, dass Justine nicht bluffte. Warum auch hätte sie das tun sollen? Es gab keinen Grund, denn es lief alles so, wie sie es sich vorgestellt hatte.
»Suko?« flüsterte Glenda vor sich hin. »Warum…«
»Wenn ich zuschlage, dann will ich beide aus dem Weg haben!« erklärte Justine.
»Durch die Explosion?«
»Genau.«
»Wie kam es dazu?«
»Das ist ganz einfach. Ich habe ihm zwei meiner Diener geschickt. Vampire, die den Auftrag hatten, sich selbst in die Luft zu sprengen, sobald sie nahe genug an den verdammten Chinesen herangekommen waren. Und wie wir hören konnten, hat es auch geklappt.«
»Du bist eine Bestie!«, keuchte Glenda.
»Das gehört dazu.« Justine hielt nach wie vor die Waffe auf Glenda Perkins gerichtet. »So, dann kommen wir zur Sache. Zum zweiten Teil deiner Aufgabe. Das Kreuz hast du, und jetzt geht es weiter.«
»Willst du es haben?«
»Nein. Schau auf den Topf!«
Mehr sagte Justine nicht, und Glenda drehte den Kopf. Es hatte sich nichts verändert. Er stand noch immer auf der Metallplatte. Die letzten Reste des Feuers gaben auch weiterhin Hitze ab, nur nicht mehr so stark. Der Dampf schwebte kaum noch über der Oberfläche.
»Was soll ich damit?«
»Du wirst hingehen, Glenda, und das Kreuz einfach in diese flüssige Masse hineinwerfen.«
»Und dann?«
»Ist es auch für mich tragbar. Dann werde ich es Sinclair vor seinem Ende präsentieren.«
Etwas riss in ihrem Kopf. Plötzlich wusste Glenda Bescheid, was hier gespielt wurde. Dass sich in diesem Topf kein Wasser befand, das war ihr schon klar gewesen, doch nun dachte sie einen Schritt weiter, und sie sprach aus, was ihr in den Sinn kam.
»Ist das Wachs?«
»Gratuliere, du hast es erfasst. Du wirst das Kreuz nehmen und in das noch heiße Wachs hineinwerfen, das dann sehr schnell erkaltet, wie du von den Kerzen weißt. Neben dem Feuer liegt ein langer Löffel, mit dessen Hilfe du das Kreuz wieder herausschöpfen kannst. Es sieht zwar dann noch aus wie sonst, aber es ist nicht mehr das Gleiche. Das Wachs hat es unempfindlich gemacht.«
Glenda sagte nichts. Sie wusste nicht, ob sie es glauben sollte oder nicht. So richtig nachvollziehen konnte sie es nicht.
Es hatte auch keinen Sinn, die blonde Bestie davon abbringen zu wollen. Was sie sich mal in den Kopf gesetzt hatte, das führte sie auch durch, und das mit allen Konsequenzen.
Justine winkte mit ihrem Revolver. »Geh hin
Weitere Kostenlose Bücher