1264 - Justines Geisel
ansprach. »He, John, hörst du mich…?«
Es gab keine Reaktion.
»Bitte, John, du musst…« Sie konnte nicht mehr reden, denn ihre Kehle war wie zugeschnürt. Glenda brauchte nur einen Blick auf den Geisterjäger zu werfen, um zu wissen, dass es keinen Sinn hatte, wenn sie es weiterhin versuchte. Die Bewusstlosigkeit war einfach zu tief.
Justine kehrte zurück und damit auch die neuen Probleme. Glenda konzentrierte sich wieder auf sich selbst und merkte sehr deutlich, dass die Schmerzen zurückkehrten. Es brannte in den Schultergelenken. Die Arme waren so verdammt lahm. Es gelang ihr beim besten Willen nicht, sie zu bewegen. Ihr gesamter Körper schien mit Metall gefüllt zu sein. Auch im Kopf drückte sich irgendetwas zusammen. Sie fühlte sich nicht mehr als normaler Mensch.
Justine blieb neben ihr stehen. Glenda wusste, dass die Person auf sie herabschaute, aber sie drehte den Kopf nicht, weil sie diesen triumphierenden Blick nicht ertragen konnte. Sie als Verliererin hasste die Siegerin, die sie jetzt leicht mit der Fußspitze anstieß.
»He, du bist wach, Glenda. Es geht weiter.«
»Lass mich in Ruhe, verdammt. Du hast dein Ziel erreicht.«
»Nein, das habe ich nicht«, erklärte Justine lachend. »Mein Ziel liegt ganz woanders.«
»Ich kann nicht mehr.«
»Du musst.«
Glenda wusste genau, dass sie nichts erreichte. Sie war ein Teil dieses verdammten Plans, den sich das Vampirgehirn ausgedacht hatte. Sie dachte auch an die Erzählungen des Geisterjägers über diese Person. Man durfte Justine Cavallo nicht unterschätzen.
Dass sie sich gebückt hatte, sah Glenda nicht. Aber ihren Griff merkte sie schon im Rücken. Mit einer heftigen Bewegung wurde sie wieder in die Höhe gezogen und auf die Beine gestellt. Sofort sackte sie wieder zusammen, aber Justine ließ es nicht zu, dass sie wieder zu Boden fiel. Mit einem sicheren Griff hielt sie Glenda fest.
»Du wirst dich nicht mehr ausruhen, Glenda. Ich brauchte dich für bestimmte Aufgaben.«
»Ich kann nichts tun. Ich… ich bin… zu schwach…«
»Es ist ganz leicht. Aber ich kann dich verstehen, und deshalb werde ich dafür sorgen, dass es dir besser geht.«
Glenda wusste nicht, was diese Unperson damit meinte. Sie ergab sich voll und ganz deren Griffen, wurde auf der Stelle gedreht, und Justine stellte sich dichter hinter ihr auf, wobei sie beide Hände auf Glendas Schultern legte.
»Ich werde dich jetzt massieren«, erklärte sie. »Es kann sein, dass es schmerzt, aber es wird dir später besser gehen.«
Glenda wollte sich wehren, doch dazu kam es nicht, denn Justine fing sofort an.
Ihre Hände bewegten sich auf den Schultern. Die Finger waren weich und hart zugleich, und sie wussten genau, wo sie die richtigen Stellen zu finden hatte.
Glenda riss ihren Mund auf. Sie konnte die Schreie nicht bei sich behalten. Durch beide Schultern schienen Flammen zu schießen, die sich bis in die Arme ausbreiteten. Sie kam sich vor, als sollte sie zerrissen werden, und vor ihren Augen wurde es dunkel. Sie fühlte sich mehr bewusstlos als bei Sinnen, doch darauf nahm Justine keine Rücksicht. Sie massierte weiter und begleitete ihre Massage auch mit Kommentaren, die Glenda allerdings nicht verstand.
Irgendwann war diese Folter vorbei. Da lösten sich auch die Hände von ihren Schultern, und Glenda konnte allein stehen.
Genau das schaffte sie nicht. Die Massage hatte ihren Kreislauf in Gang gesetzt. Das Blut war stärker durch ihre Adern geströmt, hatte auch den Kopf erreicht und sorgte für ein Gefühl des Schwindels, das Glenda einfach forttrieb.
Es gab für sie keine Chance mehr, normal stehen zu bleiben. Sie schwankte, und wieder musste Justine sie stützen, sonst wäre sie gefallen.
»Das ist gleich vorbei, Glenda. Du wirst dich wieder wohler fühlen. Dann können wir zur Tat schreiten.«
Sie sagte nichts. Vor ihren Augen bildeten sich Figuren, die es gar nicht gab, und sie hatte Mühe, wieder zu sich zu finden, um in die Normalität zurückzukehren.
Sie fühlte tatsächlich ihre Arme wieder. Zwar waren die Schmerzen noch nicht völlig verschwunden, aber Glenda konnte die Arme bewegen, und das gab ihr etwas Hoffnung. In den Händen war das Gefühl fast völlig zurückgekehrt.
Von der Seite her kam die blonde Bestie auf sie zu. Sie lächelte breit und falsch. »Wie geht es dir jetzt?«
»Was interessiert Sie das?«
»Weil ich dich brauche.«
Glenda erfuhr in den nächsten Sekunden, was Justine damit gemeint hatte, denn sie ging zu dem am
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